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# taz.de -- Rückzug der Grüne-Jugend-Chefin: Jette Nietzard geht, doch die Pr…
> Ja, Jette Nietzard hat ihre Rolle bei den Grünen falsch eingeschätzt.
> Aber ihr Provokationskurs war auch das Produkt von Machtlosigkeit.
Bild: Jette Nietzard bei der Bundesdelegiertenkonferenz Bündnis 90/Grüne in B…
Wenn [1][Jette Nietzard im Herbst von der Spitze der Grünen Jugend
abtritt], endet ein Missverständnis. Das zeigt auch das Video, in dem sie
am Dienstag ihren Rückzug ankündigte. Der Clip besteht aus allerlei
Schuldzuweisungen: an rechte Medien, gegen deren Macht sie nicht ankam. An
den eigenen Jugendverband, in dem nicht alle so taff waren wie sie. Und an
den Rest der Grünen, weil der ihr nicht solidarisch beisprang, wenn sie der
Partei mal wieder ohne Not Ärger eingebrockt hat.
Was dagegen fehlt: Selbstreflexion und das Eingeständnis eigener Fehler.
Kein Wort darüber, dass Nietzard falsch eingeschätzt hat, was die Grünen
sind, was die Grüne Jugend sein kann und wie das mit ihrem gern gepflegten
Stilmittel der Provokation zusammengeht. Natürlich, die Chefin einer
Parteijugend muss provozieren. Oft gibt es in dieser Position kein anderes
Mittel, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Die Sprecherin der Grünen Jugend hat
auch nicht die Aufgabe, um Wähler*innen zu kämpfen, die zuletzt für
Friedrich Merz gestimmt haben. Sollte das weiterhin das Ziel der Grünen
sein, muss sie andere Leute darauf ansetzen. Die Jugend darf vor den Kopf
stoßen.
Sie sollte sich aber überlegen, wen sie vor den Kopf stößt. Die Grüne
Jugend ist keine Splittergruppe, der es genügen kann, sich selbst zu
gefallen. Sie ist der Nachwuchs einer Partei, die flügelübergreifend
Mehrheiten für ihre Politik anstrebt. Unter dieser Prämisse sorgt eine
gelungene Provokation dafür, dass hinterher mehr Menschen hinter den
eigenen Positionen stehen als vorher.
Das hat einst funktioniert, als der Juso Kevin Kühnert BMW
vergesellschaften wollte. Die meisten Deutschen heißen nicht Quandt oder
Klatten, seine Forderung war daher anschlussfähig. Weniger gut funktioniert
es, wenn sich die Provokation pauschal gegen Männer [2][oder
Polizist*innen richtet]. Deutschland besteht nämlich fast zur Hälfte
aus Männern, und Polizist*innen genießen in der Bevölkerung ein
erstaunlich großes Vertrauen. Bei den Grünen konnte Nietzards Methode
deshalb gar nicht aufgehen.
Ist für die Partei jetzt also alles gut, da sie aufgibt? So ist es auch
wieder nicht. Schon drei von Nietzards vier Vorgänger*innen fremdelten
mit dem Kurs der Partei und traten sogar aus. Dass es jetzt auch mit der
nächsten Chefin der Grünen Jugend nicht klappte, ist kein Wunder. Der
Nachwuchs darf auf Parteitagen fleißig Anträge stellen und sich manchmal
sogar durchsetzen. Auf die Regierungspraxis und den Wahlkampf hatten die
Beschlüsse dann aber keinen Einfluss. Dass junge Leute komische Sachen
machen, wenn ihre Arbeit nichts bewirkt: Darüber sollten sich die Grünen
nicht wundern.
29 Jul 2025
## LINKS
[1] /Rueckzug-von-Co-Chefin-der-Gruenen-Jugend-/!6104001
[2] /ACAB-Streitegespraech-mit-Jette-Nietzard/!6095428
## AUTOREN
Tobias Schulze
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