| # taz.de -- Korruption in Spanien: Gesetze auf Bestellung – und gegen Bezahl… | |
| > Ein Ermittlungsrichter wirft dem spanischen Ex-Finanzminister Montoro | |
| > Korruption vor. Der Konservative soll Unternehmen einen speziellen | |
| > Service angeboten haben. | |
| Bild: Der spanische Finanzimister Cristobal Montoro 2016 im Parlament | |
| Madrid taz | Gesetze auf Bestellung und natürlich gegen Bezahlung – das | |
| wirft ein Ermittlungsrichter im katalanischen Tarragona dem ehemaligen | |
| [1][spanischen] Finanzminister Cristóbal Montoro vor. Damit beschuldigt er | |
| Montoro der [2][Korruption]. Der konservative Politiker saß von 2000 bis | |
| 2004 unter Ministerpräsident José María Aznar und von 2011 bis 2018 unter | |
| dessen Parteifreund und Nachfolger Mariano Rajoy am Kabinettstisch. In den | |
| letzten Jahren als Minister war er für seinen harten Sparkurs in der | |
| Eurokrise bekannt. | |
| Doch die Austerität traf nicht alle gleich. Nach sieben Jahren Ermittlungen | |
| steht nun fest: Wer das Geld hatte, ein Gesetz zu bestellen, der konnte auf | |
| Vorzugsbehandlung bauen. In einer E-Mail eines Unternehmers heißt es: „Der | |
| direkte Weg besteht wie immer darin, das Büro zu bezahlen, das direkten | |
| Kontakt zu Montoro hat.“ Damit gemeint war die Wirtschaftsberaterkanzlei | |
| Equipo Económico (EE), die Montoro einst mitbegründete und verließ, als er | |
| in die Politik ging. | |
| Dort zahlte etwa der Verband der Hersteller von Industrie- und Medizingasen | |
| (AFGIM) für Industriegase 270.000 Euro für einen 12-seitige Studie. Ein mit | |
| Hilfe des Verbandes ausgearbeiteter Gesetzesentwurf wurde dann von Montoro | |
| auf einer Kabinettssitzung eingebracht, ging ins Parlament und wurde | |
| schließlich angenommen. Die Gasunternehmen sparten dadurch jährlich 4,7 | |
| Millionen Euro an Steuern – und das inmitten der Austeritätspolitik, die | |
| neben Renten und Beamtenbezüge auch Sozialausgaben, Bildungs- und | |
| Gesundheitswesen hart traf. | |
| Neben Unternehmen aus anderen Bereichen, wie etwa die Wett- und | |
| Spielebranche oder die Papierindustrie, gehörten auch Firmen für | |
| Erneuerbare Energien und Energieversorger zu den Kunden der EE. 2012 | |
| schlossen unterschiedliche Unternehmen aus der Energiebranche Verträge über | |
| rund 10 Millionen Euro mit der Kanzlei. Das Finanzministerium unter Montoro | |
| nahm zeitnahe Kürzungen und Reformen zurück, die die Branche betrafen. Der | |
| wirtschaftliche Nutzen belief sich auf 2,2 Milliarden Euro. Der | |
| Ermittlungsbericht führt 25 Verträge auf, die EE mit bekannten Unternehmen | |
| wie etwa dem spanischen Stromnetzbetreiber Red Eléctrica schloss. | |
| ## Es geht um Gelder von 50 Millionen Euro | |
| Neben Montoro wird gegen weitere 27 Personen aus dem Umfeld des EE und dem | |
| damaligen Finanzministerium als Beschuldigte ermittelt. Insgesamt soll das | |
| mafiöse Netzwerk 50 Millionen Euro eingestrichen haben. Um die Spur des | |
| Geldes zu verschleiern, wurden rund um EE 16 Briefkastenfirmen „ohne | |
| Personal und Tätigkeit“ gegründet. Diese investierten in Immobilien und | |
| transferierten große Summen in Länder wie Luxemburg, Irland, Italien oder | |
| Polen. | |
| Doch damit nicht genug. Montoro konsultierte die Akten von Gegnern in | |
| anderen Parteien aber auch aus den eigenen Reihen und veranlasste harte | |
| Steuerprüfungen. Einige Steuererklärungen kamen damals aus unerklärlichen | |
| Gründen in die Hände von Medien, die der konservativen Partei Partido | |
| Popular (PP) nahestehen. So etwa von Vertretern der linksalternativen | |
| Partei Podemos, aber auch die der Chefin der PP [3][in Madrid] Esperanza | |
| Aguirre – innerparteiliche Rivalin von Ministerpräsident Mariano Rajoy, | |
| Montoros Chef. Selbst ein Journalist der konservativen Tageszeitung ABC | |
| wurde ausspioniert. Er hatte bereits damals über mutmaßlichen kriminellen | |
| Aktivitäten der EE berichtet. | |
| Die Anschuldigungen gegen Montoro und Umfeld sind ein schwerer Schlag für | |
| die PP und deren aktuellen Vorsitzenden Alberto Nuñez Feijóo. Die Nummer 3 | |
| der Regierungspartei PSOE, Santos Cerdán, wurde vor drei Wochen wegen | |
| Korruptionsverdacht verhaftet. Daraufhin setzte Feijóo die gesamte | |
| Oppositionsarbeit darauf, Ministerpräsident Pedro Sánchez als Mafiaboss zu | |
| beschimpfen und sofortige Neuwahlen zu fordern. Der Unterschied ist: Die | |
| PSOE schloss Cerdán unweigerlich aus und zwang ihn dazu, den Sitz im | |
| Parlament zu räumen. Im Gegensatz dazu umgab sich Feijóo all die Jahre mit | |
| Wirtschaftsberatern aus dem Umfeld von Montoro und EE. | |
| 22 Jul 2025 | |
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| Reiner Wandler | |
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