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# taz.de -- Schleswig-Holsteins SPD im Vorwahlkampf: Parteichefin gegen Oberbü…
> Um den Spitzenplatz der schleswig-holsteinischen SPD für die Landtagswahl
> 2027 kandidieren zwei Kandidat*innen, die sehr unterschiedlich sind.
Bild: Ulf Kämpfer und Serpil Midyatli: Beide wollen die SPD im Landtageswahlka…
Kiel taz | Die SPD will wieder regieren in Schleswig-Holstein – mit dieser
selbstbewussten Botschaft trotz zuletzt schlechter Ergebnisse sind die
Sozialdemokrat:innen in den Vorwahlkampf für 2027 gestartet. Doch
zunächst sollen die rund 14.000 Mitglieder über die Spitzenkandidatur
bestimmen. Um den Posten bewerben sich die Landesparteivorsitzende Serpil
Midyatli und der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer.
Vor der Landtagswahl 2022 hatte Midyatli überraschend den im Land
weitgehend unbekannten [1][Thomas Losse-Müller zum Spitzenkandidaten
gemacht]. Das Ergebnis war eine krachende Niederlage, [2][Losse-Müller hat
die Landespolitik inzwischen verlassen]. „Mit dem heutigen Wissen hätte ich
damals wohl eine andere Entscheidung getroffen“, sagt Midyatli, die auch
stellvertretende Bundesparteivorsitzende und Fraktionschefin im Landtag
ist, bei einer Pressekonferenz in Kiel. Nun sei für sie der perfekte
Zeitpunkt, selbst anzutreten: „Ich bin in den vergangenen Jahren politisch
weiter gewachsen, habe Krisenerfahrungen gesammelt. Und meine Söhne sind
inzwischen groß.“
Als Landesvorsitzende hätte sie den ersten Zugriff auf die Kandidatur, aber
sie überlässt der Basis die Entscheidung. „Niemand kann bessere
Entscheidungen treffen als die Mitglieder“, sagt Maybrit Venske,
stellvertretende Parteivorsitzende.
## SPD steckt in der Krise
[3][Ulf Kämpfer] freut sich auf das Verfahren: „Mit Urwahlen haben wir gute
Erfahrungen gemacht.“ Die gab es zuletzt 2012, als der damalige Kieler
Oberbürgermeister Torsten Albig das interne Rennen gewann und in die
Staatskanzlei einzog. „Wir wollen die Partei motivieren und die
Öffentlichkeit über unser politisches Angebot informieren“, sagt Kämpfer.
Parallel wirbt die SPD um neue Mitglieder, die mitbestimmen können, wenn
sie bis Mitte September eintreten. Für Kämpfer sind Neumitglieder eher
„Beifang. Wir brauchen vor allem den Zündfunken, an dem sich die
Begeisterung entfachen kann.“
Der ist bitter notwendig. Die [4][SPD in Schleswig-Holstein steckt tief in
der Krise]. Bei der Landtagswahl 2022 erhelt sie nur 16 Prozent der
Stimmen, elf Prozent weniger als 2017. Bei den Kommunalwahlen 2023 sah es
nur unwesentlich besser aus. Dagegen steht die [5][schwarz-grüne Regierung]
unter Führung des Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU), der beständig
hohe Zustimmungswerte bekommt und die jüngsten Wahlen mit deutlichen
Vorsprüngen gewann.
Die beiden Bewerber:innen um den SPD-Spitzenposten sehen die Lage
naturgemäß optimistischer: „Schleswig-Holstein war immer ein Land mit
knappen Ergebnissen“, sagte Kämpfer. „Es gab bei jeder Wahl eine neue
Parteienkonstellation, und ich arbeite daran, dass die nächste Regierung
unter Führung der SPD steht.“
## Harte statt weiche Themen
Denn so gut Daniel Günther bei weichen Themen sei und auch wenn er super
Reden bei den [6][Karl-May-Festspielen] halte, bei „harten Themen“ wie dem
Weiterbau von Autobahnen, besserer Bildung und bezahlbaren Miete gehe
nichts voran. Für viele Menschen steige die Lücke zwischen Einkommen und
Kosten, und die Menschen würden merken, dass hinter der „Wohlfühlfassade“
der schwarz-grünen Regierung wenig stecke, so Kämpfer.
Serpil Midyatli nannte ähnliche Themen, allen voran gerechte Bildung,
Kita-Plätze und Wohnen. Inhaltlich gebe es zwischen beiden keine großen
Unterschiede, sagte die Landesvorsitzende über Kämpfer, der ihr
Stellvertreter im Landesparteivorstand ist.
Umso unterschiedlicher sind ihre Lebensläufe und Politik-Stile. Serpil
Midyatli wurde 1975 in Kiel geboren, ihre Eltern waren aus der Türkei
eingewandert und besaßen ein Restaurant. Nach ihrem Realschulabschluss
wollte Midyatli am Wirtschaftsgymnasium Abitur machen, brach aber ab, um
ein Lokal zu leiten. In die SPD trat die Jung-Unternehmerin im Jahr 2000
ein, seit 2009 sitzt die mit einem Gastronomen verheiratete Mutter zweier
Kinder im Landtag. 2019 übernahm sie den Vorsitz der Landespartei.
## Tour durchs Land
Ihr Lebenslauf und ihre Erfahrungen seien ihr großes Plus: „Ich muss keine
Statistiken lesen, um zu wissen, wie sich eine Mutter fühlt, die keinen
Kita-Platz findet, oder wie es ist, wenn über zu viele Kinder mit
Migrationshintergrund in Klassen gesprochen wird.“ Ja, sie sei emotional,
und das sei gut so: „Das muss man sein in der Politik, gerade wenn es um
die geht, die Hilfe brauchen.“
Kämpfer, Jahrgang 1972, stammt aus der Kleinstadt Eutin, studierte in
Hamburg und Göttingen Jura, absolvierte Forschungssemester in Irland und
New York. Seine erste Berufsstation nach der Doktorarbeit war im Kieler
Umweltministerium, später war er als Richter tätig. Seit 2014 ist der
Jurist, der mit der Grünen-Politikerin Anke Erdmann verheiratet ist und mit
ihr ein Kind hat, Oberbürgermeister von Kiel. Seine lange Erfahrung in der
Verwaltung und seine Fähigkeit, Kompromisse zu schließen, nennt er als die
Gründe, warum die Genoss:innen ihn wählen sollten.
Ab August wollen Midyatli und Kämpfer durchs Land touren und sich den
Mitgliedern vorstellen. Die Wahl findet im Oktober statt.
18 Jul 2025
## LINKS
[1] /SPD-Fraktion-in-Schleswig-Holstein/!5976140
[2] /SPD-Ruecktritt-in-Schleswig-Holstein/!5974167
[3] /Klimaschutz-in-Schleswig-Holstein/!5892228
[4] /Landtagswahl-in-Schleswig-Holstein/!5852621
[5] /Koalition-in-Schleswig-Holstein/!5859705
[6] /-Karl-May-Spiele-Bad-Segeberg/!6096652
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
Urwahl
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Grüne Schleswig-Holstein
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