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# taz.de -- Klimafreundliche Mobilität: Bahn streicht Sitzplätze im Fernverke…
> Der Staatskonzern mistet alte Waggons aus. Er verteidigt sich: Die
> Sparmaßnahme werde die Situation für die Fahrgäste letztlich sogar
> entspannen.
Bild: Soll aufs Abstellgleis: der Intercity Zug IC 1
Berlin taz | Die Züge der [1][Deutschen Bahn] sind zu Stoßzeiten häufig
mehr als gut gefüllt. Dennoch will das Unternehmen viele Triebwagen und
Waggons abstoßen. In den kommenden zehn Jahren soll die Zahl der Sitzplätze
im Fernverkehr den Plänen nach von 265.000 auf 244.000 sinken, wie die Bahn
gegenüber der taz bestätigte. Zuerst hatte der Spiegel berichtet.
Obwohl Sitzplätze wegfallen, soll sich die Lage für Bahnkund*innen sogar
entspannen. Der scheinbare Widerspruch erklärt sich aus dem technischen
Zustand der Fahrzeugflotte. Die Bahn schafft es nicht, die bisher
theoretisch verfügbaren Plätze auch wirklich alle für den laufenden Verkehr
anzubieten. Die alten Züge [2][fallen häufig aus oder müssen plötzlich
repariert werden].
Deshalb mustert die Bahn sie aus. Die neueren Modelle sind stabiler
unterwegs. So sollen für die Fahrgäste in der Praxis mehr Sitzplätze zur
Verfügung stehen, während sich ihre Zahl im Bestand verringert. „Die Anzahl
der für unsere Fahrgäste verfügbaren Sitzplätze steigt bis zum Jahr 2036
an“, teilt das Unternehmen mit, „die Flottenstrategie von DB Fernverkehr
hat das klare Ziel, die Flotte zu verjüngen und zu modernisieren, um den
Betrieb zu stabilisieren“.
## Erste ICE-Generation wird aus dem Verkehr gezogen
„Das Durchschnittsalter der Flotte beträgt heute 17 Jahre und wird bis 2028
auf knapp 15 Jahre sinken“, erklärt das Unternehmen. Dafür sorgen viele neu
beschaffte Züge. In den vergangenen neun Jahren kamen 170 neue ICE dazu.
380 sind es nun insgesamt. Der moderne ICE 4 und der ICE 3neo sind zu 90
Prozent verfügbar. Weitere 100 neue Züge kommen in den nächsten Jahren noch
dazu.
Im Gegenzug werden etliche alte Modelle verkauft oder zerlegt. Im kommenden
Jahr wird den Plänen nach die erste Generation des ICE aus dem Verkehr
gezogen. Die ab 1991 eingesetzten Fahrzeuge sind in die Jahre gekommen. Die
letzten davon sind im Ferienverkehr nach Sylt und zwischen Berlin und
Amsterdam im Einsatz.
Abgeschafft werden auch die Intercity-Züge (IC), die vor allem in der
Fläche unterwegs sind. „Gerade die Ausmusterung der alten IC 1 bedeutet
einen großen Qualitätssprung für unsere Fahrgäste“, versichert das
Unternehmen.
Vorwürfe, die Bahn wolle sich aus der Fläche zurückziehen und auf rentable
Verbindungen konzentrieren, weist der Konzern zurück. Die IC würden durch
moderne ICE ersetzt. „Wir wollen deutschlandweit ein stabiles
Verkehrsangebot bieten“, heißt es weiter.
An dieser Darstellung sind jedoch Zweifel erlaubt. Denn der Fernverkehr
[3][fährt derzeit wirtschaftlich dem Erfolg hinterher]. Alleine im
vergangenen Jahr haben die vielen Verspätungen rund zehn Millionen
Fahrgäste vertrieben. Die Bahn musste fast 200 Millionen Euro allein an
Entschädigungen bezahlen. Wie hoch das Minus derzeit ist, wird die
Halbjahresbilanz der Bahn zeigen.
## Weniger Fahrten auf teureren Trassen
Dazu kommt, dass auf den Fernverkehr wie auch auf den Güterverkehr stark
steigende Trassenpreise zukommen. Eine Antwort darauf könnte in weniger
Fahrten bestehen. Das hat der Vorstand nicht ausgeschlossen.
Der Ausverkauf der Züge hat schon begonnen. Nahverkehrszüge wurden an die
österreichische Staatsbahn ÖBB verkauft. Von klassischen Nachtzügen mit
Schlafwagen hat sich die Bahn schon vor Jahren getrennt. Dieses Geschäft
betreibt sie nun in Kooperation mit der ÖBB.
Auch der Baureihe 415, auch als ICE T bekannt, ist keine große Zukunft mehr
beschieden. Die Züge werden zerlegt, um das Ersatzteillager für die
Baureihe 411 zu füllen. Dann könnten diese Züge noch bis in das kommende
Jahrzehnt hinein betrieben werden. Das Ende der Neigetechnik-Fahrzeuge
trifft vor alle Verbindungen zwischen Frankfurt und den ostdeutschen
Städten Dresden und Leipzig.
27 Jun 2025
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## AUTOREN
Wolfgang Mulke
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Deutsche Bahn
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