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# taz.de -- Finanzierung der Transformation: Gute Note für grünes Banking
> Die Umweltbank erhält erstmalig ein Fitch-Rating. Mit nachhaltigen
> Portfolios tut sich der Rest der Bankenwelt jedoch noch schwer.
Bild: Grüne Kugelschreiber für grünes Geld
Berlin taz | Die Fitch-Rating-Agentur vergibt diese Woche erstmals die Note
BBB für die Umwelt Bank – das heißt, wenig Risiko und gute Aussichten auf
die Erfüllung ihrer finanziellen Pflichten. Macht die Umweltbank hier als
findige Pionierin vor, wie sich Investitionen in Nachhaltigkeit mit soliden
Profiten verbinden lassen?
Zumindest die Umweltbank ist der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit sich
lohnt: „Die Nachfrage nach erneuerbaren Energien und ökologischen
Immobilien steigt kontinuierlich, und damit auch ihr wirtschaftliches
Potenzial.“ Allerdings setzten die größten Geschäftsbanken der Welt
[1][laut einem Bankenbericht im vorigen Jahr wieder mehr auf
Kohleinvestitionen].
Auch der Politökonom Joscha Wullweber hält das Geschäftsmodell der
Umweltbank nicht für sofort im großen Maßstab übertragbar. „Solche Banken
haben eine winzig kleine Nische besetzt. Sie finanzieren nachhaltige
Produkte, dafür nehmen die Kund*innen deutlich geringere Renditen in
Kauf“, so Wullweber. Er ist Mitautor eines [2][Reports des Instituts für
ökologische Wirtschaftsforschung] (IÖW), das kürzlich die stockenden
Investitionen in grüne Projekte in der EU untersucht hat. Der Befund: Das
Risiko-Rendite-Profil grüner Projekte ist nicht attraktiv genug für Banken
und Investor*innen.
Setzt sich diese Entwicklung fort, dürften laut Report bis 2030 zwischen 7
und 8 Billionen US-Dollar an grünen Investition fehlen – pro Jahr.
Beispielsweise [3][Investitionen in grünen Wasserstoff oder Stahl] seien
nach wie vor riskant und deshalb unbeliebt. Hier müsste laut Bericht die EU
gezielter fördern.
Dazu erklärt die Göttinger Wirtschaftssoziologin Silke Ötsch: „Die
nachhaltige Finanzstrategie der EU setzt aktuell im Wesentlichen auf
private Initiativen, weil es an öffentlichen Investitionen massiv mangelt.“
Wohlgesinnten Investor*innen würde vorausgesagt, dass sich fossile
Investitionen schon bald von selbst nicht mehr lohnen würden – Klimawandel
und Klimakatastrophen sind demnach Investitionsrisiken.
## Klimaschädliche Projekte sollen mit eigenem Geld finanziert werden
Weitsichtige Finanzgeber*innen müssten also eigentlich erkennen, dass
in der grünen Industrie das Geld von morgen liege. Allein: Was auf der
Makroebene stimmen mag, gilt Ötsch zufolge, die auch Beiratsmitglied der
NGO Attac ist, nicht für jede Einzelentscheidung. In der Regel
priorisierten Geldgeber*innen noch immer eher die kurzfristigen
Profiterwartungen. Das bestätigen auch die Interviews, die im Rahmen des
IÖW-Reports geführt wurden.
Ein Vertreter einer großen US-Bank soll hiernach erklärt haben, mit dem
Preisanstieg für Öl und Gas infolge des Kriegs in der Ukraine seien die
Gewinnaussichten so gut, dass Banken ohne zu zögern, Geld für entsprechende
Projekte bereitstellten. Weil grüne Projekte häufig Neuland betreten
würden, sei ihr Risiko zu scheitern ungleich höher.
Das könnte eine aktive Finanzpolitik in Teilen verändern. Der IÖW-Bericht
fordert beispielsweise, die Eigenkapitalerfordernisse für Investitionen in
emissionsintensive Projekte zu erhöhen. Mit anderen Worten: Wer ein
klimaschädliches Projekt finanzieren will, der sollte das mit eigenem Geld
tun. Das würde grüne Projekte attraktiver machen.
Allerdings bräuchten diese auch öffentliche Bürgschaften, um erst einmal
bankfähig zu werden. Und zu guter Letzt stellt der Bericht auch einen
erheblichen Teil an Projekten fest, die unverzichtbar, aber keinesfalls
bankfähig sind. „Aus Biodiversitätsprojekten kann man nur schwer Profite
schlagen“, kommentiert Ötsch. Eine gute Nachricht hat die Soziologin aber
doch: Nach ihrem Kenntnisstand sind grüne Banken besser durch die große
Finanzkrise 2008/09 gekommen als alle anderen.
14 Jul 2025
## LINKS
[1] /Trendumkehr-Banken-investieren-wieder-verstaerkt-in-Kohle/!6096054
[2] https://www.ioew.de/fileadmin/user_upload/DOKUMENTE/Publikationen/2025/Poli…
[3] /!s=Schweden+will+den+Gr%25C3%25BCnen+Stahl/
## AUTOREN
Eva Kaiser
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