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# taz.de -- Wohnungskrise in Berlin: Verwaiste Büros bleiben ungenutzt
> Nirgendwo stehen mehr Büros leer als in der Hauptstadt. Trotzdem sieht
> der Senat kaum Handlungsbedarf, zeigt eine Anfrage der Grünen.
Bild: Könnten in diesem verwaisten Großraumbüro Wohnungen entstehen?
Berlin taz | Immer mehr Büroflächen stehen in Berlin leer. Angesichts der
[1][gleichzeitig herrschenden Wohnungsnot] ist die Umwandlung von Büros in
Wohnungen eine viel diskutierte, aber wenig umgesetzte Forderung. Eine
bisher unveröffentlichte Antwort auf eine schriftliche Anfrage der
Mietenpolitikerin Katrin Schmidberger (Grüne) zeigt nun: Es scheitert vor
allem an rechtlichen Vorgaben und einer fehlenden Strategie des Senats.
[2][Laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Studie des
Maklernetzwerks German Property Partners (GPP) stehen 7,9 Prozent der
Berliner Büroflächen leer.] Das entspricht 1,75 Millionen Quadratmeter.
Besonders krass ist der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr: Mit einer
Steigerung von 42 Prozent wächst der Leerstand am schnellsten. Die geringe
Auslastung tut dem Bau neuer Bürohäuser allerdings keinen Abbruch: 2025
und 2026 sollen noch 840.000 weitere Quadratmeter fertiggestellt werden.
„Während fast hunderttausend Menschen bezahlbare Wohnungen suchen,
entstehen neue Bürogebäude, die keiner braucht“, kritisiert Schmidberger.
Anlässlich der drastischen Zahlen fragte die Abgeordnete nach, wie stark
ausgeprägt das Problembewusstsein in der Berliner Regierung sei.
Wie die Antwort zeigt, ist es nicht sehr stark: „Für die nächsten Jahre
wird ein Wachstum der Bürobeschäftigung prognostiziert“, teilt ein Sprecher
der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen mit. Der Leerstand
betreffe vorrangig Bürohäuser in ungünstigen Lagen oder Gebäude, die nicht
mehr den heutigen Anforderungen entsprächen. „Es wird weiterhin eine
Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Bürostandorten erwartet.“
## Senat tut nichts
Grundsätzlich befürwortet der Senat [3][die Idee, Büroleerstand in Wohnraum
umzuwandeln], wo es „geplant und sinnvoll“ ist. Allerdings müsse eine
Umwandlung nach derzeitiger Rechtslage immer vom Eigentümer ausgehen.
Außerdem würden viele Büros den baulichen Anforderungen von Wohngebäuden
nicht genügen, zum Beispiel in puncto Deckenhöhe oder Lichteinfall. Auch
lägen viele Büros in reinen Gewerbegebieten, in denen eine Wohnnutzung
nicht möglich sei, heißt es in der Antwort.
Doch ein echtes Interesse, die Hürden für potenzielle Umnutzungen zu
erfassen, hat Berlins Regierung nicht. So erheben weder der Senat noch die
Bezirke Daten über bestehende Leerstände. Kooperationen mit
wissenschaftlichen Einrichtungen oder Forschungsinstituten gibt es
ebenfalls nicht. Auch der geplante Neubau von Wohnprojekten wird nicht
systematisch erfasst.
„Die Anfrage belegt, dass der Senat kein Interesse hat, die betreffenden
Objekte zu identifizieren und Umbauten voranzubringen“, kritisiert
Schmidberger. Stattdessen vertrete der Senat aktiv eine Investorenpolitik,
indem er Büroneubauten gegen Widerstände der Bezirke voranbringt, wie etwa
im Gleisdreieckpark oder an der Warschauer Straße.
Die Mietenpolitikerin fordert hingegen einen Planungsstopp für neue Büros
und ein Förderprogramm für die Umnutzung in sozialen Wohnraum.
9 Jul 2025
## LINKS
[1] /Wohnungskrise-in-den-Staedten/!6023899
[2] https://www.germanpropertypartners.de/news/top-7-bueromaerkte-q12025-flaech…
[3] /Neuer-Wohnraum-wegen-Homeoffice/!6037876
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
## TAGS
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Wohnungsbau
Mieten
taz Plan
Sozialer Wohnungsbau
Wohnungswirtschaft
Leerstand
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