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# taz.de -- Neuer Wohnraum wegen Homeoffice: Vom Büro zum Wohnzimmer
> Die Umwandlung nicht mehr benötigter Büros könnte 60.000 neue Wohnungen
> schaffen. Laut einer Studie wäre die Umstrukturierung aber teuer.
Bild: Kreative Nachnutzungskonzepte sind gefragt
Berlin/München rtr/afp/dpa | Die Umwandlung der wegen [1][Homeoffice] nicht
mehr benötigten Büroflächen kann einer Studie zufolge in den sieben größten
deutschen Städten 60.000 neue Wohnungen für gut 100.000 Menschen schaffen.
Dies zeigt eine am Freitag veröffentlichte Analyse des Ifo-Instituts und
des Immobilienberaters Colliers für Berlin, Hamburg, München, Köln,
Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf. „Leerstehende Büros können den
[2][Wohnungsmangel in den Großstädten] lindern“, sagte Ifo-Forscher Simon
Krause. „Doch nur ein kleiner Teil der möglichen Umnutzungen ist auch
wirtschaftlich realisierbar.“
Der Studie zufolge sind rund 30 Prozent der leerstehenden Büroflächen in
technischer und baurechtlicher Hinsicht in Wohnraum umwandelbar. Bezogen
auf den aktuellen Büroleerstand entspreche dies 2,3 Millionen
Quadratmetern. Betrachte man den künftig sinkenden Büroflächenbedarf, kämen
weitere 3,5 Millionen Quadratmeter hinzu. Durch die Umwandlung gehen etwa
20 Prozent an Fläche verloren. Berücksichtige man dies, lege eine
Wohnungsgröße von 77 Quadratmetern und eine Haushaltsgröße von 1,7 Personen
zugrunde, könnten rund 60.000 Wohnungen für 102.000 Menschen entstehen.
Doch dass in den sieben Städten wirklich 60.000 Wohnungen aus Büros
entstehen, ist mehr als unwahrscheinlich. Denn bei mehr als der Hälfte
würde sich der Umbau schlicht nicht rechnen, sagt Ifo-Experte Simon Krause.
Dahinter steckt einerseits, dass Flächen verloren gehen, zudem müsse viel
umgebaut werden, neue Flure, neue Heizungstechnik, neue Wände, um einige
Beispiele zu nennen. Im Endeffekt mache man aus dem Büro wieder einen
Rohbau und baue ihn dann neu zu Wohnungen aus.
## Erwartungen an Umsetzung niedrig
Diese Kosten sind auch der Grund, warum Krause und seine Co-Autoren
erwarten, dass aus Büros keine günstigen Wohnungen entstehen werden. Damit
sich die Umwandlung für Investoren rechne, müssten sie eher teurere
Wohnungen anstreben.
Doch Krause sieht auch Möglichkeiten, [3][mehr Wohnungen] aus Büros zu
schaffen. Dafür müssten Städte und Politik das Thema aber früh angehen.
Wenn Bebauungspläne und Baurecht geändert würden, könne dies dazu
beitragen, dass mehr potenzielle Flächen zur Verfügung stünden.
„Wegen der begrenzten Wirtschaftlichkeit von Umnutzungen zu Wohnungen sind
kreative Nachnutzungskonzepte gefragt“, sagte Studien-Co-Autor Andreas
Trumpp von Colliers. „Auch Teilumnutzungen und die Quartiersentwicklung
sind erforderlich, um städtische Bedarfe wie Wohnen, Gewerbe oder Freizeit
zu decken.“
## Unternehmen reduzieren Büroflächen weiter
Homeoffice war im Zuge der Corona-Pandemie verpflichtend geworden, wenn
keine betrieblichen Gründe dagegen sprachen. Mittlerweile gibt es die
Pflicht nicht mehr, viele Firmen hielten aber dauerhaft an der Möglichkeit
fest und vereinbarten mit ihren Beschäftigten entsprechende Modelle. Laut
Ifo liegt die Homeoffice-Quote in Deutschland seit knapp zwei Jahren stabil
bei einem Viertel der Beschäftigten und mehr als zwei Dritteln der
Unternehmen. Die Studie geht davon aus, dass dadurch bis 2030 die Nachfrage
nach Büroflächen um etwa zwölf Prozent sinkt.
Insbesondere große Dienstleister, die den größten Anteil an Büroflächen
nutzen, verkleinern sich demnach und ziehen in moderne, zentral gelegene
Standorte um. „Jedes vierte große Dienstleistungsunternehmen reduziert
seine Büroflächen und 20 Prozent verlagern mindestens einen Bürostandort“,
sagte Krause. „Durch Homeoffice wird der Leerstand und das Risiko von
Bürogebäuden ohne Nachnutzung weiter steigen.“
20 Sep 2024
## LINKS
[1] /Oekonomin-zum-Gender-Pay-Gap/!5979821
[2] /Wohnungskrise-in-den-Staedten/!6023899
[3] /Experte-ueber-Wohnungspolitik/!5863156
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