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# taz.de -- Friedensnobelpreis für Trump: Den „Frieden“, den sie meinen
> In Washington pinselt Israels Premier Trump kräftig den Bauch. In zwei
> Fragen ist er auf ihn angewiesen, um seine Kriegsziele endgültig
> umzusetzen.
Bild: Netanjahu beim Abendessen mit Trump im Weißen Haus
Wie nennt man es, wenn 600.000 Menschen dazu gezwungen werden, in einem
eingezäunten, militärisch gesicherten Lager in Zelten zu leben, aus dem sie
nicht wieder rausdürfen? Ihnen fällt kein treffender Begriff dafür ein?
Keine Sorge, die israelischen Verlautbarungsexpert*innen haben sich
schon eine Beschreibung für den [1][neuen Plan der Verteidigungsministers
Israel Katz] zurechtgelegt: Auf den Trümmern der zerbombten Grenzstadt
Rafah soll eine „humanitäre Stadt“ entstehen.
Und mit welchem Begriff könnte man es beschreiben, wenn eine Armee einen
Ort so lange bombardiert und hungern lässt, bis dort ein würdevolles Leben
unmöglich ist – und dann der Bevölkerung anbietet, an einen anderen Ort
umzusiedeln? Auch hier hat sich die israelische PR-Maschinerie etwas
ausgedacht: Man will den Palästinensern, wenn sie denn wollen, [2][eine
„freiwillige Ausreise“ ermöglichen].
Was in israelischer Propagandasprache fast schon sympathisch klingt, ist
nichts anderes als die Konkretisierung eines Plans, der schon lange
besteht: die ethnische Säuberung in den palästinensischen Gebieten, die
Zerschlagung der Hamas-Herrschaft, die volle militärische Kontrolle über
den Gazastreifen und letztendlich die erneute Gründung von israelischen
Siedlungen in dem Küstenstreifen.
Die Umsetzung dieses fatalen Plans hapert indes an mehreren Hindernissen.
So ist vorerst kein Land bereit, Palästinenser und Palästinenserinnen
aufzunehmen und sich damit auch an der ethnischen Säuberung mitschuldig zu
machen. Sei es in Ägypten, Jordanien, im Sudan oder in Libyen, denen die
USA einen solchen Deal unterbreitet hat; überall wäre zudem mit heftigem
Widerstand der jeweiligen Bevölkerungen zu rechnen.
Die Hamas will [3][einem Waffenstillstand nur zustimmen], wenn die UN in
den zunächst geplanten 60 Tagen Feuerpause wieder im gesamten Gazastreifen
Lebensmittel und Medikamente verteilen dürfen. Sollte es dazu kommen, hätte
die Zivilbevölkerung keinen Grund mehr, sich in die israelischen
Umsiedlungslager in Rafah zu begeben, wo dann nach Vorstellung Israels der
einzige Ort sein sollte, [4][wo Lebensmittel verteilt werden würden].
Um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen, braucht Israels
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den US-Präsidenten Donald Trump. Denn
nur er könnte a) irgendeinen Staat mit noch mehr Druck dazu zwingen,
Palästinenser aufzunehmen, und b) Netanjahu gewähren, den
[5][Waffenstillstandsdeal] unter jetzigen Hamas-Bedingungen abzulehnen.
Also brachte Bibi bei seinem Besuch in Washington einen riesigen
Bauchpinsel als Gastgeschenk mit: Die Nominierung [6][des US-Präsidenten
für den Friedensnobelpreis].
Was sich für die allermeisten wie eine grotesk-wirkliche Satire-Headline
liest („Kriegsverbrecher nominiert Neofaschisten für Friedensnobelpreis“),
könnte bei jemanden wie Trump womöglich effektiv sein. Kaum etwas will er
doch lieber sein als der Mann, der dem Nahost-Konflikt ein Ende gesetzt hat
– auch wenn der „Frieden“, den Netanjahu meint, auf Tod und Vertreibung
fußt.
8 Jul 2025
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/ausland/rafah-israel-plant-auffanglager-fuer-600-000…
[2] https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&a…
[3] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6098519
[4] /Humanitaere-Katastrophe-im-Gazastreifen/!6097012
[5] /-Krieg-in-Nahost-/!6098977
[6] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6100009
## AUTOREN
Pauline Jäckels
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