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# taz.de -- Hilfe gegen die Bezahlkarte: Tauschverfahren nach Rezept
> Ein bisschen Bargeld liegt bei dir immer im Vorratsschrank? Dann hast du
> schon die wichtigste Zutat für unser heutiges Rezept für Engagement.
Auf dem Flohmarkt Turnschuhe kaufen, Taschengeld zum Schulausflug mitgeben
– dafür braucht man Bargeld. Geflüchtete Menschen sollen allerdings
möglichst wenig davon zur Verfügung haben, wenn es nach der schwarz-roten
Bundesregierung geht. „Wir wollen, dass die Bezahlkarte deutschlandweit zum
Einsatz kommt, und werden ihre Umgehung beenden“, steht im
Koalitionsvertrag.
Die Karte für Asylsuchende wurde bereits [1][von der Ampelregierung
beschlossen]. In manchen Kommunen gibt es sie schon länger. Sie ist einer
Kreditkarte ähnlich, allerdings ist weder Überweisen noch Abheben möglich.
Das erklärte Ziel dabei ist es, Fluchtanreize senken. In der
Migrationsforschung wird der Einfluss solcher sogenannter Pull-Faktoren
jedoch bezweifelt.
Bisher erhalten Bezahlkarten-Inhaber*innen in der Regel pro Monat nur 50
Euro in bar. Die Festsetzung dieses Betrages wurde [2][von Jurist*innen
bereits angefochten.] Auch wird die Karte nicht in allen Geschäften
akzeptiert. Deswegen haben Geflüchtete und Unterstützer*innen ein
Tauschverfahren erdacht, dass wir in diesem Rezept vorstellen.
## Was du brauchst:
## Die Zubereitung
1 Tauschorte finden
Suche nach Initiativen in deiner Gegend. Im ländlichen Raum kann es sein,
dass du in die nächstgrößere Stadt fahren musst, wo der Tausch zentral
organisiert wird. Gute Anlaufstellen sind Flüchtlingsräte oder Vereine wie
ProAsyl. Auch einige Parteien beteiligen sich, indem sie ihre Räume zur
Verfügung stellen.
2 Tauschen
Tritt in Kontakt mit den Organisator*innen und kläre, wie genau der
Tausch vor Ort abläuft. Die Idee ist simpel: [3][Asylbewerber*innen
kaufen mit der Bezahlkarte Gutscheine für Supermärkte oder Drogerien und
geben diese bei Tauschstationen ab]. Dafür erhalten sie den Gutscheinwert
1:1 als Bargeld. Bringst du wiederum 50 Euro Bargeld zur Tauschstelle,
erhältst du einen 50-Euro-Gutschein zurück. Je nach Region kann sich der
Tauschvorgang aber unterscheiden. Einige Initiativen organisieren Treffen,
bei denen Freiwillige direkt mit Asylsuchenden Bargeld gegen Gutscheine
tauschen können. Andere Initiativen besuchen Unterkünfte, um Gutscheine
abzuholen.
3 Abwarten (Optional)
Innerhalb eines Tauschsystems müssen Angebot und Nachfrage zusammenpassen.
Die Organisator*innen sorgen dafür, dass genügend Gutscheine
vorhanden sind. Trotzdem kann es sein, dass es einige Tage dauert, bis du
deinen Gutschein abholen kannst. Besonders dann, wenn der Tausch nicht
persönlich stattfindet.
4 Dranbleiben!
Tauschprojekte und Initiativen werden aus der Politik scharf attackiert.
Noch ist das Tauschen legal, aber der Koalitionsvertrag deutet an, dass es
möglicherweise verboten wird. Die CSU hatte den Plan bereits Ende
vergangenen Jahres verkündet. Einzelne Initiativen probieren schon andere
Varianten aus, wie Einkaufsverabredungen, bei der die Person mit
Bezahlkarte den Wocheneinkauf an der Kasse für die andere Person zahlt und
das Geld zurückbekommt.
2 Jul 2025
## LINKS
[1] /Massnahme-gegen-Migration/!6002676
[2] /Bezahlkarte-fuer-Gefluechtete/!6022705
[3] /Leistungen-fuer-Gefluechtete/!6030480
## AUTOREN
Sophia Rockenmaier
## TAGS
Kolumne Zukunftsrezepte
Engagement
wochentaz
Bargeld
Geflüchtete
Sportvereine
Anti-Rassismus
Schwerpunkt Flucht
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