| # taz.de -- Maßnahme gegen Migration: Ampel einigt sich auf Bezahlkarte | |
| > Die Grünen hatten noch Verhandlungsbedarf, stimmen jetzt aber zu: Im | |
| > Bundestag ist der Weg frei für die Änderung des | |
| > Asylbewerberleistungsgesetzes. | |
| Bild: Nicht überall kann mit dieser Karte bezahlt werden | |
| Berlin taz | Die Ampelkoalition hat offenbar ihren Streit über die | |
| geplanten Bezahlkarten für Geflüchtete beigelegt. Man habe sich „auf eine | |
| gemeinsame Gesetzesgrundlage“ geeinigt, teilten die stellvertretenden | |
| Vorsitzenden der Fraktionen von SPD, Grünen und FDP am Freitagnachmittag | |
| mit. Damit werde „der Wunsch der Länder umgesetzt.“ | |
| Schon lange [1][können Kommunen Sachleistungen statt Bargeld an Geflüchtete | |
| ausgeben oder auch Bezahlkarten] einsetzen – die meisten haben es aber | |
| wegen des Verwaltungsaufwands und der Kosten bislang nicht getan. Im Herbst | |
| hatten die Regierungschefs der Länder mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) | |
| die Einführung einer bundeseinheitlichen Bezahlkarte beschlossen. | |
| Die Grünen waren sich daraufhin mit den Koalitionspartnern uneinig, ob | |
| dafür eine Gesetzesänderung notwendig sei oder nicht. Anfang März hatte | |
| sich das Bundeskabinett dann auf einen Entwurf für die Änderung des | |
| Asylbewerberleistungsgesetzes verständigt, den die Grünen-Fraktion [2][aber | |
| erst noch „ganz in Ruhe“ beraten wollte]. | |
| Er sieht vor, dass die Karte als Form für den Empfang von Sozialleistungen | |
| künftig ausdrücklich im Gesetz genannt wird. Zugleich soll die | |
| Einsatzmöglichkeit erweitert werden, indem auch Asylsuchende, die nicht in | |
| Gemeinschaftsunterkünften leben, bevorzugt die Karte statt Geldleistungen | |
| erhalten können. | |
| Man setze die von der Ministerpräsidentenkonferenz getroffenen und vom | |
| Kabinett beschlossenen Vereinbarungen „ohne inhaltliche Änderungen um“, | |
| betonte nun Lukas Köhler (FDP). „Bezahlkarten waren bisher auch schon | |
| möglich, aber wir haben nun noch einen gemeinsamen, rechtssicheren Rahmen | |
| geschaffen“, erklärte Dagmar Schmidt (SPD). Dieser sichere, „dass alle | |
| notwendigen Bedarfe vor Ort frei gedeckt werden können – mit Karte oder als | |
| Geldleistung“. | |
| ## Kabinett ließ Punkte offen | |
| „Das Taschengeld für den Schulausflug, das Busticket, um zum | |
| Ausbildungsplatz zu kommen, der Strom- oder Internetanschluss – all das | |
| muss bei der Einführung von Bezahlkarten vor Ort garantiert werden“, | |
| erklärte Andreas Audretsch (Grüne). Man habe nun gesetzlich verankert „dass | |
| das Existenzminimum und die Teilhabe von Menschen garantiert ist“. | |
| Im Kabinettsentwurf waren allerdings einige Punkte offen geblieben, die im | |
| Bundestag abschließend geklärt werden sollten. Dazu gehört die Frage, ob | |
| bei Personengruppen wie Erwerbstätigen, Auszubildenden oder Studierenden | |
| eine Ausnahme von der Bezahlkarte gemacht wird. | |
| FDP und auch Union zufolge soll die Bezahlkarte Anreize für „irreguläre | |
| Einwanderung“ unterbinden. Die Rolle [3][solcher sogenannter | |
| „Pull-Faktoren“ ist allerdings wissenschaftlich nicht belegt]. | |
| ## Armut vergrößern und Teilhabe verhindern | |
| Die Karte soll nicht nur Überweisungen an Schleuser, sondern auch in die | |
| Herkunftsländer der Geflüchteten unterbinden. Der Mediendienst Integration | |
| geht allerdings davon aus, dass vor allem Geflüchtete mit Jobs solche | |
| Rücküberweisungen vornehmen. Auf Nachfrage der Linken-Abgeordneten Gökay | |
| Akbulut hatte die Bundesregierung im Februar selbst erklärt, ihr lägen | |
| keine Daten zum Umfang von Überweisungen in Herkunftsländer vor, die durch | |
| Asylbewerberleistungen finanziert sind. | |
| NGOs und Sozialverbände hatten die Pläne der Bezahlkarte heftig kritisiert. | |
| Die Arbeiterwohlfahrt und der Paritätische etwa warnten in einem offenen | |
| Brief, die Einführung werde „Armut vergrößern und Teilhabe verhindern“. … | |
| Asyl erklärte, die Kommunen erhielten „große Freiheiten, Menschen zu | |
| diskriminieren“. Bemängelt wird unter anderem, dass vielerorts in | |
| Deutschland überhaupt nicht mit Karte gezahlt werden kann – auf Märkten | |
| etwa oder auf Second-Hand-Plattformen im Internet. (mit epd) | |
| 5 Apr 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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