# taz.de -- Debatte zum Völkerrecht: Das Recht des Stärkeren | |
> Völkerrechtswidrig oder nicht – die Debatte über die Angriffe der USA und | |
> Israels ist müßig. Nicht Gerichte entscheiden darüber, sondern Staaten. | |
Bild: Die Falken der USA sind vielfältig, ob Politiker*innen oder Flaggen, imm… | |
Kaum eine Frage ist gleichzeitig so eminent wichtig und vollkommen müßig | |
wie die, [1][ob die Angriffe Israels und der USA auf Iran vom Völkerrecht | |
gedeckt sind]. Einerseits ist das von elementarer Bedeutung. Das | |
Gewaltverbot der UN-Charta ist – zumindest in der Theorie – das einzige | |
Rechtsprinzip, das verhindert, dass Staaten nach Lust und Laune Krieg | |
führen, um politische, ökonomische oder territoriale Ziele zu erreichen. | |
Das Völkerrecht kennt nur zwei Ausnahmen für die Anwendung militärischer | |
Gewalt: unmittelbare Selbstverteidigung oder vorherige Billigung des | |
UN-Sicherheitsrats. Letztere gab es nicht, und dass nur ein militärischer | |
Präventivschlag Iran von einem unmittelbar bevorstehenden, womöglich | |
nuklearen, Angriff abhalten konnte, kann Israel nicht glaubhaft behaupten. | |
Die USA versuchen es gar nicht erst. Der republikanische Senator und | |
„Falke“ Lindsey Graham sagt nur, das iranische Regime habe „es verdient�… | |
Das hat mit Völkerrecht nun gar nichts zu tun. | |
Genau das ist allerdings, andererseits, auch der Grund, weshalb es müßig | |
erscheint, sich über die Frage der Völkerrechtswidrigkeit in längere | |
Debatten zu begeben: Es wird andauernd verletzt. Denn es ist in der realen | |
Welt nicht das Recht, das Staaten daran hindert, ihre Interessen | |
militärisch durchzusetzen, sondern die Frage der Machbarkeit und der | |
möglichen Konsequenzen. Das Recht des Stärkeren ist zu keinem Moment vom | |
Völkerrecht abgelöst worden. | |
Dazu kommt: Kein Rechtssystem bewegt sich im politischen Vakuum, aber das | |
Völkerrecht vermutlich am allerwenigsten. Beispiel [2][Nato-Einsatz im | |
Kosovokrieg 1999]: Hätten USA und die Nato damals die Zustimmung des | |
UN-Sicherheitsrates gesucht und bekommen, wäre genau der gleiche Einsatz | |
vollkommen rechtmäßig gewesen. Weil sie – vermutlich zu Recht – ein | |
russisches Veto erwarteten, haben sie den Sicherheitsrat nicht einmal | |
darüber abstimmen lassen; damit war der Einsatz klar völkerrechtswidrig. | |
Kein Gericht entscheidet, sondern ein politisches Gremium. Und es ist so | |
zusammengesetzt, dass es Macht abbildet – das Recht des Stärkeren eben. | |
24 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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