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# taz.de -- Wiener Boulevard-Zeitung in der Krise: Wiener Medien-Soap ist vorbei
> Nach 36 Jahren ist Schluss: Die Funke-Gruppe verkauft ihre Anteile an der
> „Kronen“-Zeitung – und überlässt die Bühne nun ganz der
> Herausgeber-Familie.
Bild: Ende der Vorstellung – Pfüati
Aus [1][Wien] kommt diese Woche eine traurige Nachricht. Eines der
beliebtesten Boulevardstücke des österreichischen Medientheaters wird
abgesetzt. Nach 36 Jahren ununterbrochener Spielzeit ist Schluss mit der
beliebten Posse „Der Kampf um die Krone“. Dabei war da immer alles drin,
von Verrat über Intrige bis zu Größenwahn.
Schließlich ist die Kronen-Zeitung so was wie die [2][Bild Österreichs],
nur viel mächtiger. Ihr früherer Chefredakteur und Altverleger Hans Dichand
galt als Kanzlermacher der Alpenrepublik. Weil er in einem Interview mal
behauptete, er würde lieber zu Hause sitzen und den Hund streicheln, als
sich in die Politik einzumischen, bedeutet „den Hund streicheln“ in
Österreich bis heute genau das. Einfluss auf die Politik hatte Dichand
stets, auf die Banken weniger.
Und so konnte sich 1989 die deutsche WAZ-Gruppe wegen finanzieller
Schieflage bei der Krone einkaufen und die Hälfte der Anteile übernehmen.
Das war Dichand stets ein Dorn im Auge. Dichand hatte sich zwar vertraglich
die Oberhoheit gesichert und blieb Chefredakteur und Herausgeber.
Auch wirtschaftliche Entscheidungen durfte nur er treffen. Die WAZ-Gruppe
hatte außerdem tief in den sauren Apfel gebissen und Dichand unabhängig vom
realen Finanzzustand der Krone einen Gewinnanteil von mindestens 1 Million
Euro pro Jahr garantiert, zahlbar im Voraus.
## Den österreichischen Polithund streicheln
In WAZ-Geschäftsführer Erich Schumann hatte Dichand trotzdem seinen
Lieblingsfeind gefunden. Hier Dichand, der mit dem Bundespräsidenten im
K.-u.-k-Glanz der Hofburg Guglhupf aß. Dort Schumann, der im
50er-Jahre-Zweckbau der WAZ in Essen berühmt dafür war, sich mittags sein
eigenes Bütterken mitzubringen.
In einer Neuinszenierung des Stücks Anfang der 2000er ging es für Dichand
noch mal ganz nach oben auf die Palme. Die WAZ hatte sich erdreistet, die
dynastische Nachfolge zunächst auszubremsen, und Dichand-Sohn Christoph als
neuen Chefredakteur abgelehnt. Alle Versuche Dichands, zu Lebzeiten den
WAZ-Anteil zurückzukaufen, liefen aber ins Leere. 2007 starb Schumann, 2010
Dichand, und 2013 wurde aus der WAZ- die Funke-Gruppe, was die Lage
merklich entspannte.
Leider hatte das auch Einfluss auf den Erfolg des Theaterstücks. Zwar
streichelt die Krone mit ihrer Gratisschwester heute, die Christoph
Dichands Frau Eva herausgibt, weiter den österreichischen Polithund. Aber
am Montag wurde bekannt gegeben, dass Funke seine 50 Kronen-Prozent an die
Dichands verkauft. Das ist das Aus für den „Kampf um die Krone“! Oder?
„Es ist durchaus denkbar, dass in Zukunft die beiden Verlegerfamilien
wieder zusammenfinden“, heißt es zum Deal auf krone.at. Und die Dichands
geben auch allein genug Stoff her. „Es kann auch ein schönes neues
Nischenformat zwischen Krone und heute entstehen“, meint die Mitbewohnerin.
19 Jun 2025
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## AUTOREN
Steffen Grimberg
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