# taz.de -- Aufnahmeprogramm für AfghanInnen: Verwirrung um Aufnahmezusagen | |
> Außenminister Wadephul redet von Rechtsverbindlichkeit, ganz anders seine | |
> CDU-Kollegen. 2.500 Afghan*innen warten in Pakistan auf die | |
> Einreiseerlaubnis. | |
Bild: Der ohnehin zähe Fluss von Evaluierungsflügen hat eine ungewisse Zukunft | |
Berlin taz | Die Aussagen der CDU-Politiker zum Bundesaufnahmeprogramm für | |
Afghan*innen verwirren. Am Mittwoch hatte Bundesaußenminister Johann | |
Wadephul im Bundestag überraschend gesagt, man wolle Aufnahmezusagen für | |
afghanische Menschenrechtler*innen „selbstverständlich“ einhalten. | |
Doch am Tag darauf wollten das auf taz-Anfrage weder Wadephuls Ministerium | |
noch das ebenfalls zuständige Bundesinnenministerium bestätigen. | |
Wadephuls Äußerung war deshalb so aufsehenerregend, weil die Union bislang | |
kaum eine Möglichkeit ausließ, [1][Position gegen die Evakuierungsflüge für | |
Afghan*innen zu beziehen]. Sofort nach Amtsantritt der schwarz-roten | |
Regierung von CDU-Kanzler Friedrich Merz wurden sie gestoppt. Im April | |
sprach sich der damalige Parlamentarische Geschäftsführer der Union, | |
Thorsten Frei, dafür aus, auch bereits gegebene Aufnahmezusagen auf den | |
Prüfstand zu stellen – mit dem Ziel, diese rückgängig zu machen. | |
Und erst am Dienstag hatte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in | |
der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ stolz verkündet: Es sei gut, „dass die Fl�… | |
aus Afghanistan, bei denen es am Ende nicht mehr um Ortskräfte ging, | |
sondern um eine Zuwanderung, die über NGOs gesteuert wurde, dass das | |
gestoppt wird“. | |
Hat Wadephul das alles am Mittwoch abgeräumt? Oder hat der Außenminister | |
eine Ankündigung gemacht, die mit den anderen Ministerien und insbesondere | |
Söders CSU nicht abgesprochen war? | |
## Grüne und Teile der SPD nehmen die Zusage auf | |
Abgeordnete der Grünen und auch aus der Fraktion der mitregierenden SPD | |
kündigten am Donnerstag jedenfalls an, Wadephul beim Wort zu nehmen. Hakan | |
Demir von den Sozialdemokraten sagte der taz: „Ich freue mich, dass | |
Außenminister Wadephul klarstellt, dass Aufnahmezusagen gehalten werden.“ | |
Es brauche nun einen verlässlichen Zeitplan. Es sei stets die Position | |
seiner Partei gewesen, Menschen mit gültigen Aufnahmezusagen | |
schnellstmöglich nach Deutschland zu holen, ehe das Programm abgeschlossen | |
werde. „Es ist traurig genug, dass über diesen Weg lange Unklarheit | |
bestand.“ | |
Die Grünen-Abgeordnete Schahina Gambir sagte der taz, sie gehe davon aus, | |
„dass die Regierung rechtlich verbindliche Aufnahmezusagen einhält“. Sie | |
war es, die Wadephul bei der Fragestunde im Bundestag auf die ausstehenden | |
Evakuierungen angesprochen hatte. Sie gehe davon aus, dass Wadephuls | |
Äußerung die Position der gesamten Regierung wiedergebe, sagte Gambir | |
weiter. „Ich erwarte, dass sie bald ausgeflogen werden. Deutschland muss | |
seiner Verantwortung gerecht werden.“ | |
Sollte die Bundesregierung tatsächlich Ernst machen, hätte das Folgen für | |
bis zu 2.500 Afghan*innen, die in der Vergangenheit eine Aufnahmezusage | |
bekamen, nun aber noch in Pakistan ausharren. Dort haben sie bereits | |
umfangreiche Sicherheitsüberprüfungen durchlaufen, allein für die Reise zur | |
deutschen Botschaft in Islamabad mussten sich viele von ihnen hoch | |
verschulden. | |
## Das Aufnahmeprogramm ist von 2022 | |
Die Ampel hatte das Aufnahmeprogramm im Oktober 2022, ein Jahr nach der | |
[2][Machtübernahme der Taliban], eingerichtet, [3][um besonders gefährdete | |
Menschen aufzunehmen], darunter Aktivist*innen, Frauen in prekärer | |
Lebenslage oder queere Personen. | |
Ursprünglich sollten bis zu 45.000 Personen aufgenommen werden, bis April | |
wurden jedoch nur 1.400 Menschen nach Deutschland gebracht und weitere | |
2.500 bislang unerfüllte Aufnahmezusagen ausgesprochen. Das Programm gilt | |
deshalb weithin als gescheitert. | |
6 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Sönke Gorgos | |
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