# taz.de -- Asylanträge von Afghanen: Schutzlos in Deutschland | |
> Die Schutzquote für aus Afghanistan geflüchtete Männer sinkt rapide. Mit | |
> der Realität vor Ort sei das unvereinbar, kritisiert die Linke. | |
Bild: Könnten bald wieder gebraucht werden: Proteste gegen Abschiebungen nach … | |
Berlin taz | Die Chancen für afghanische Männer, in Deutschland Schutz zu | |
bekommen, sinken rapide. Wie die Antwort der Bundesregierung auf eine | |
Anfrage der Linken-Abgeordneten Clara Bünger zeigt, fiel die bereinigte | |
Schutzquote von über 90 Prozent im letzten Jahr auf nur mehr 57 Prozent im | |
laufenden Jahr. Bünger sieht darin einen „Ausdruck von politischer | |
Willkür“. Afghanische Frauen erhalten weiterhin fast ausnahmslos Schutz. | |
Weil das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) auf Grundlage | |
geheimer Leitsätze und Länderberichte entscheidet, ist unklar, warum genau | |
plötzlich so viele Asylanträge afghanischer Männer abgelehnt werden. Eine | |
Vertreterin der Behörde deutete zuletzt aber an, dass die Leitsätze im März | |
angepasst worden seien. | |
Jurist*innen berichten, dass das Bamf mittlerweile in vielen Fällen | |
argumentiere, dass, wer legal aus Afghanistan ausgereist sei, nicht | |
verfolgt werde. Ohne im konkreten Fall nachzuforschen, nehme das Bamf bei | |
jungen Männern außerdem an, dass sie über ausreichend soziale Kontakte und | |
Jobangebote verfügen, um in Afghanistan überleben zu können. Während wohl | |
auch deshalb die Schutzquote dramatisch sinkt, fällt Bünger zufolge auch | |
die Zahl der Fälle, in denen Gerichte solche negativen Bescheide aufheben. | |
Dabei ist die Situation in Afghanistan nach wie vor erschreckend. Seit der | |
Machtübernahme der islamistischen Taliban im Sommer 2021 haben sie | |
autoritäres Regime errichtet. Oppositionellen, Journalist*innen und | |
Aktivist*innen sowie ehemaligen Regierungsangestellten droht | |
willkürliche Verhaftung und Folter. Verurteilten drohen Körperstrafen und | |
mitunter die Hinrichtung. | |
## Kein Wille zur Aufnahme | |
Auch werden [1][Frauen und Mädchen massiv diskriminiert]. So ist es ihnen | |
etwa verboten, in der Öffentlichkeit zu sprechen oder ohne männlichen | |
Begleiter öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Sie sind von [2][weiten | |
Teilen des Bildungssystems und des Arbeitsmarkts ausgeschlossen]. Auch | |
queere Personen werden unterdrückt, auf gleichgeschlechtlichen Sex steht | |
die Todesstrafe. | |
Offenbar sei im Bundesinnenministerium und beim Bamf kurzerhand entschieden | |
worden, dass in Deutschland kein Platz mehr für junge Afghanen sein solle, | |
sagt Linken-Abgeordnete Bünger. „Dann wurde die Entscheidungspraxis | |
entsprechend angepasst.“ Mit der Realität in Afghanistan ließe sich die | |
fallende Schutzquote jedenfalls nicht ein Einklang bringen. | |
Tatsächlich versucht die schwarz-rote Bundesregierung auch an anderen | |
Stellen, Menschen aus Afghanistan fernzuhalten. So blockiert sie | |
Evakuierungsflüge für Menschenrechtler*innen, die durch das | |
Bundesaufnahmeprogramm eigentlich schon feste Aufnahmezusagen haben. Und | |
sie sucht nach Wegen, [3][wieder in das Land abzuschieben.] | |
Dabei hat Deutschland durchaus eine Mitverantwortung für die Lage der | |
Menschen vor Ort. Über ein Jahrzehnt waren Bundeswehrsoldaten am Hindukusch | |
im Einsatz, bevor sie angesichts des Siegeszugs der Taliban überhastet | |
abzogen. | |
15 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
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