# taz.de -- Weitere Aufweichung der Schuldenbremse: Grünen-Chef nimmt Lars Kli… | |
> Felix Banaszak pocht gegenüber dem Finanzminister auf eine schnelle | |
> Reform. Eine entsprechende schwarz-rote Zusage stellte die Union jüngst | |
> in Frage. | |
Bild: Der Grünen-Bundesvorsitzende Felix Banaszak | |
Berlin taz | Grünen-Chef Felix Banaszak pocht gegenüber der SPD auf eine | |
schnelle Reform der Schuldenbremse. „Lars Klingbeil hat versprochen, die | |
Schuldenbremse zu reformieren – wir nehmen ihn beim Wort. Es geht um | |
Schulen, Schienen, Solaranlagen, kurz: um die Grundlagen unseres Wohlstands | |
von morgen“, sagte er der taz. | |
Die Grünen stünden für eine „echte Reform der Schuldenbremse“ bereit. | |
„Dafür braucht es jetzt auch eine SPD, die mehr ist als nur Ankündigung – | |
sondern endlich bereit, den Worten ihres Parteivorsitzenden Taten folgen zu | |
lassen. Wir erwarten eine Reform noch in diesem Jahr“, sagte Banaszak. | |
Lars Klingbeil, SPD-Chef und Finanzminister in Personalunion, [1][hatte am | |
Donnerstag angekündigt], eine „Modernisierung der Schuldenbremse“ | |
voranzutreiben. Er werde „in Kürze eine Expertenkommission einsetzen, die | |
Vorschläge dafür entwickelt“, kündigte er im Bundestag an. Ziel sei es, die | |
Ergebnisse noch 2025 in einem Gesetz zu verabschieden. | |
Das Vorhaben entspricht einer Vereinbarung im schwarz-roten | |
Koalitionsvertrag. Zuvor hatten SPD und Union eine entsprechende Kommission | |
schon den Grünen zugesagt, als diese im März im Bundestag kurzfristig | |
[2][einer begrenzten Lockerung der Schuldenbremse] zugestimmt hatten. | |
Aus der Union wurde das Versprechen in dieser Woche allerdings wieder in | |
Frage gestellt. „Mein Herz hängt nicht an der Reform der Schuldenbremse“, | |
sagte der neue CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann. | |
## Doppelter Vorbehalt | |
In CDU und CSU gibt es zum einen inhaltliche Vorbehalte gegen eine weitere | |
Lockerung der Schuldenbremse. Schon gegen die Reform aus dem März, durch | |
die Verteidigungsausgaben weitgehend von der Schuldenbremse ausgenommen und | |
ein einmaliges Infrastruktur-Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro | |
ermöglicht wurde, gab es in der Union Widerstände. | |
Zum anderen müsste für eine tiefgreifende Reform erneut das Grundgesetz | |
geändert werden. Für die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit bräuchte es im | |
neuen Bundestag aber anders als im alten auch die Stimmen der Linkspartei, | |
und in der CDU [3][gilt noch immer ein Unvereinbarkeitsbeschluss mit der | |
Linken]. | |
„Die neue Koalition ist gerade einmal eine Woche im Amt – und schon zeigt | |
sich ein eklatanter Riss bei einem zentralen Zukunftsthema“, sagte | |
Grünen-Chef Banaszak dazu der taz. In dieser Woche sei klar geworden, dass | |
die Union „kein Interesse an einer ernsthaften Investitionswende“ habe. | |
## „Volkswirtschaftlich unsinnig“ | |
Inhaltlich plädierte Banaszak dafür, die „Schuldenbremse vom | |
Investitionsverbot“ zu befreien. „Es ist volkswirtschaftlich unsinnig, wenn | |
der Staat zwar marode Straßen flicken, aber keine klimaneutralen Schulen | |
bauen darf“, sagte er. Die Grünen seien für eine Schuldenbremse, die | |
„zwischen Konsum und Zukunft“ unterscheide und „kluge Investitionen“ | |
ermögliche. | |
Die Linkspartei hatte schon im März davor gewarnt, dass sich CDU und CSU | |
nicht an die Ankündigung einer Reformkommission halten würden. „Eines muss | |
euch klar sein, liebe Grüne: Mit diesem Deal wird es mit der Union keine | |
ernsthafte Reform der Schuldenbremse in der nächsten Legislatur geben. | |
Darauf gebe ich euch Brief und Siegel“, sagte der Parlamentarische | |
Geschäftsführer Christian Görke, als der Bundestag mit den Stimmen von | |
Union, SPD und Grüne die erste Lockerung verabschiedete. | |
Auch die Grünen sahen diese Gefahr damals, stimmten aber trotzdem mit Ja, | |
weil sie nicht riskieren wollten, dass es aufgrund der schwierigen | |
Mehrheitsverhältnisse im neuen Bundestag gar keine Änderungen an der | |
Schuldenbremse gibt. | |
16 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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