# taz.de -- Parlamentswahlen in Portugal: Suche nach der verlorenen Stabilität | |
> Die Portugiesen hoffen auf Stabilität, doch eine Regierungsmehrheit wird | |
> es wohl weder für die Sozialisten noch für die Konservativen geben. | |
Bild: „Die Zukunft ist jetzt“, heißt es auf dem Plakat des sozialistischen… | |
Madrid taz | Portugal wählt am Sonntag [1][zum dritten Mal in nur drei | |
Jahren ein neues Parlament]. Der amtierende Ministerpräsident Luis | |
Montenegro vom konservativen Wahlbündnis Aliança Democrática (AD) war | |
[2][im März bei einem Vertrauensvotum nach nur einem Jahr als | |
Ministerpräsident durchgefallen]. Ihm waren unlautere Geschäfte von | |
Unternehmen seiner Familie vorgeworfen worden. | |
Bereits sein Vorgänger António Costa von der Sozialistischen Partei (PS) | |
[3][hatte nach nur zwei Jahren seine dritte Amtszeit beendet]. Mitgliedern | |
seiner Regierung – und für kurze Zeit auch ihm – wurde Einflussnahme | |
vorgeworfen. Die Ermittlungen ergaben nichts, doch da hatte Costa bereits | |
den Hut genommen. | |
Viele in Portugal hoffen nun auf eine stabile Regierung. Dass sie eine | |
solche am Sonntag bekommen werden, ist fraglich. Denn weder für den | |
amtierenden Montenegro, der einer Minderheitsregierung vorsteht, noch für | |
den Herausforderer Pedro Nuno Santos, der für die Sozialistische Partei | |
antritt, sehen die Umfragen eine Regierungsmehrheit. | |
Die Umfragewerte liegen für die AD zwischen 27 und 34 Prozent, während sich | |
die Sozialisten zwischen 26 und 31 Prozent bewegen. Egal, ob Montenegro | |
oder Nuno Santos – ohne die Duldung der jeweils anderen großen Partei geht | |
nichts. Zumindest, solange die Brandmauer hält. | |
## Solange die Brandmauer hält | |
Denn der drittstärksten Kraft, der rechtsextremen Chega (Genug) unter dem | |
ehemaligen Sportkommentator André Ventura, wird ein Zuwachs von 13 auf über | |
17 Prozent vorhergesagt. Chega könnte also zum Königsmacher werden. Doch | |
Montenegro erteilte einer Koalition mit dieser extrem rechten Kraft im | |
Wahlkampf einmal mehr eine Absage. | |
Stattdessen macht Montenegro das, was so viele seiner konservativen | |
Kollegen im restlichen Europa ebenfalls versuchen: Er kopiert die Chega in | |
wichtigen Themen wie etwa der Einwanderungspolitik. Für den Fall seiner | |
Wiederwahl kündigte er an, 18.000 irreguläre Einwanderer aufzufordern, | |
binnen 20 Tage das Land zu verlassen. Wer dem nicht folge, würde dann | |
abgeschoben. | |
Um den neuen harten Kurs zu unterstreichen, führt die Polizei Razzien gegen | |
Ausländer durch. Außer kleiner Mengen Drogen wurde nichts gefunden, doch | |
die Nachrichtenbilder zeigten das, was Montenegro wollte: Junge Immigranten | |
mit erhobenen Händen und dem Gesicht zur Wand. 446.000 Einwanderer warten | |
derzeit in Portugal darauf, legalisiert zu werden. | |
In der letzten TV-Debatte warf Nuno Santos dem Premierminister vor, zu | |
versuchen, „in seiner direkten Auseinandersetzung mit der extremen Rechten | |
politische Vorteile zu erzielen“. Montenegro entgegnet mit Vorwürfen an die | |
Sozialisten, die zuvor an der Macht waren: „Sie beschlossen, die Tür zu | |
öffnen statt Kontrolle auszuüben. Was jetzt passiert, ist ein von meiner | |
Regierung beschlossener Normalisierungsprozess“, sagte er. | |
## Ablenkungsmanöver Migrationspolitik | |
Mit seinem Fokus auf die Einwanderungspolitik versucht Montenegro wohl | |
auch, von den Erfolgen der Sozialisten abzulenken. | |
Auf eben diese Errungenschaften seines Vorgängers Costa, der von 2015 bis | |
2023 die Regierung anführte, setzt Costa in seinem Wahlkampf. Costa hatte | |
einen Großteil der Sparmaßnahmen aus der Eurokrise zurück genommen. Die | |
Mindestlöhne und Renten stiegen, die Sozialausgaben wurden wieder erhöht, | |
die Wirtschaft erholte sich. | |
17 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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