# taz.de -- Syriens internationales Standing: Jetzt muss Damaskus liefern | |
> Nach den USA beendet auch die EU die Sanktionen gegen Syrien, und sogar | |
> an Israel scheint sich das Land zu nähern. | |
Bild: Signale aus der ganzen Welt: Straßenszene in Damaskus | |
Gerade eine Woche ist es her, dass US-Präsident Donald Trump überraschend | |
die Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien ankündigte, da zieht die | |
Europäische Union nach. Es ist eine historische Chance für den Wiederaufbau | |
und die Stabilisierung des vom Bürgerkrieg gemarterten und wirtschaftlich | |
angeschlagenen Landes. [1][Die Sanktionen] hemmten bislang Investitionen, | |
Dienstleistungen und Handel. Teilweise fehlte es an Medikamenten und | |
Treibstoff. | |
Finanzielle Transaktionen waren nur unter erschwerten Bedingungen möglich. | |
Nicht nur Mitglieder des alten Regimes litten darunter, sondern das gesamte | |
Volk. Jetzt kann Syrien aufatmen. Bedingung ist allerdings, dass die | |
Übergangsregierung die [2][Versprechen ihres Präsidenten Ahmed al-Scharaa] | |
hält: ein neues Kapitel in Syriens Geschichte zu schreiben und ein | |
friedliches, inklusives Land aufzubauen. Der Weg ist frei. Oder nahezu. | |
Denn noch steht Syrien vor zahlreichen Herausforderungen – innen- wie | |
außenpolitisch. | |
Und nicht über alle hat die Regierung die Kontrolle. Zum einen die | |
[3][Gewaltausbrüche], die das Land seit Monaten immer wieder plagen. | |
Zivilist*innen sind dabei gestorben, in großer Zahl. Zuerst die | |
[4][Alawit*innen], dann die Drus*innen. Die Minderheiten fürchten sich, | |
fühlen sich ungeschützt und ausgeliefert. Doch gegen eine extremistische | |
Mentalität mancher Milizen kann auch eine Aufhebung der Sanktionen nur | |
bedingt helfen. | |
Klar – Wohlstand vermindert das Risiko, dass junge Männer aus Mangel an | |
Geld und Perspektiven in die Arme der Salafisten geraten. Doch Wohlstand | |
kommt nicht über Nacht. Bewaffnete Angriffe schon. Der Wille muss da sein, | |
die Minderheiten zu schützen. Und dann gibt es die Lage an der südlichen | |
Grenze. Israel bombardierte in den vergangenen Monaten immer wieder | |
Stellungen in Syrien. Jenseits der Pufferzone marschieren [5][israelische | |
Soldat*innen ins syrische Gebiet]. | |
Die Bewohner*innen wehren sich. Die Lage bleibt gefährlich und kann | |
jederzeit eskalieren. Ein Hoffnungsschimmer ist die jüngste Annäherung | |
zwischen Jerusalem und Damaskus. Die beiden Regierungen kommunizieren | |
miteinander – zumindest über Dritte. So zeigt sich Syrien bereit, | |
zahlreiche Dokumente des israelischen Spions Eli Cohen an Israel | |
zurückzugeben. Es ist eine Geste der Öffnung – und nicht die erste von | |
syrischer Seite. Jetzt kommt es darauf an, ob Israel die Gebietshoheit | |
Syriens respektiert. Auch davon hängt die Stabilität des Landes ab. Und | |
nicht nur von den Sanktionen. | |
22 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /EU-Aussenministertreffen-in-Bruessel/!6089294 | |
[2] /Regierungsumbau-in-Syrien/!6076242 | |
[3] /Gewalt-in-Syrien/!6074183 | |
[4] /Syrien-nach-dem-Sturz-von-Assad/!6074900 | |
[5] /Gewalt-in-Syrien/!6084170 | |
## AUTOREN | |
Serena Bilanceri | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Syrien | |
Ahmed al-Scharaa | |
Wirtschaftssanktionen | |
Massaker | |
GNS | |
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine | |
Schwerpunkt Syrien | |
Schwerpunkt Syrien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
EU-Außenministertreffen in Brüssel: Sanktionen gegen Russland, Geld für Syri… | |
Die EU hat Syrien die Strafen erlassen, um dort der Wirtschaft zu helfen. | |
Und sie hat ein Sanktionspaket gegen Russland verabschiedet – ohne die USA. | |
Syrien nach dem Machtwechsel: Trump kündigt Aufhebung der Sanktionen gegen Syr… | |
Beim Besuch in Saudi-Arabien verkündet der US-Präsident ein Ende der | |
Sanktionen gegen Syrien und will Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa | |
treffen. | |
Zunehmende Gewalt in Syrien: Assads Gräuel aufarbeiten | |
Die Jagd vor allem auf die Alawiten hätte verhindert werden müssen. Es | |
mangelt an einer Aufarbeitung des gestürzten syrischen Regimes. |