# taz.de -- Gewalt in Syrien: Menschenrechtsaktivisten berichten von Massakern … | |
> Bei Kämpfen zwischen Sicherheitskräften der Übergangsregierung und | |
> Anhängern von Ex-Diktator Assad sollen in den vergangenen Tagen mehr als | |
> 330 alawitische Zivilisten getötet worden sein. | |
Bild: Syrische Streitkräfte rücken mit schweren Waffen in die Dörfer um Lata… | |
Beirut/damaskus afp/dpa | In Syrien haben die Sicherheitskräfte der | |
Übergangsregierung [1][bei ihren Kämpfen mit Anhängern des gestürzten | |
Machthabers Baschar al-Assad] nach Angaben von Aktivisten in den | |
vergangenen Tagen mehr als 330 alawitische Zivilisten getötet. Die Syrische | |
Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte am Samstag, die | |
Sicherheitskräfte und mit ihnen verbündete Gruppen hätten die Mitglieder | |
der religiösen Minderheit in der Region an der syrischen Mittelmeerküste | |
getötet. | |
Die Sicherheitskräfte und ihre Verbündeten hätten die Zivilisten | |
„hingerichtet“, zudem seien „Häuser und Grundstücke geplündert worden�… | |
den vergangenen Tagen hatte die Beobachtungsstelle von mehreren „Massakern“ | |
geschrieben, unter den Getöteten seien auch Frauen und Kinder gewesen. | |
Von der Beobachtungsstelle und Aktivisten veröffentlichte Videoaufnahmen | |
zeigten Dutzende vor einem Haus aufgestapelte Leichen in Zivilkleidung. | |
Daneben waren Blutflecken und weinende Frauen zu sehen. Weitere Aufnahmen | |
zeigten Männer in Militäruniform, die aus nächster Nähe auf Menschen | |
schossen. | |
Die Gesamtzahl der Todesopfer seit Beginn der Kämpfe erhöhte sich | |
angesichts der jüngsten Zahlen auf 524. Darunter seien neben den Zivilisten | |
120 Kämpfer auf Seiten der Assad-Anhänger und 93 Mitglieder der | |
Sicherheitskräfte der neuen Machthaber. | |
Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für | |
Menschenrechte bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Aktivisten | |
in Syrien. Die Nachrichtenagentur AFP konnte die Angaben zunächst nicht | |
unabhängig überprüfen. | |
Am Samstagmorgen berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Sana, | |
Assad-Anhänger hätten das nationale Krankenhaus in der Küstenstadt Latakia | |
angegriffen, die Regierungskräfte drängten die Attacke derzeit zurück. | |
In der mehrheitlich von Alawiten bewohnten Region im Westen des Landes | |
hatten am Donnerstag Kämpfe zwischen Assad-treuen Milizen und Truppen der | |
neuen syrischen Machthaber begonnen. Der religiösen Gruppe gehören auch der | |
ins Exil geflohene Assad selbst und seine Familie an. | |
## „Großangelegter“ Einsatz angekündigt | |
Am Freitag verkündete die Übergangsregierung dann den Beginn eines | |
„großangelegten“ Einsatzes, der auf „die Überreste von Assads Milizen u… | |
ihre Unterstützer“ zielt. [2][Interimspräsident Ahmed al-Scharaa] drängte | |
die Anhänger des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad zur Kapitulation. | |
Die alawitischen Kämpfer müssten sich ergeben, „bevor es zu spät ist“, | |
sagte al-Scharaa in einer Ansprache im Onlinedienst Telegram. | |
In seiner Ansprache sagte al-Scharaa weiter: „Sie haben sich gegen alle | |
Syrer gewandt und einen unverzeihlichen Fehler begangen. Der Gegenschlag | |
ist gekommen.“ | |
Al-Scharaa erklärte bei Telegram zudem, die Übergangsregierung werde sich | |
weiterhin dafür einsetzen, dass lediglich staatliche Vertreter über Waffen | |
verfügen. Es werde keinen unkontrollierten Waffenbesitz mehr geben. | |
Der UN-Syriengesandte Geir Pedersen äußerte sich besorgt über „sehr | |
beunruhigende Berichte über zivile Opfer“. Er rief alle Seiten auf, von | |
Aktionen abzusehen, die „Syrien destabilisieren und einen glaubwürdigen und | |
integrativen politischen Übergang gefährden“ könnten. | |
Auch die Bundesregierung äußerte sich „schockiert angesichts der | |
zahlreichen Opfer in den westlichen Regionen Syriens“. „Wir rufen alle | |
Seiten auf, friedliche Lösungen, nationale Einheit, einen umfassenden | |
politischen Dialog und eine Übergangsjustiz anzustreben, um die Spirale der | |
Gewalt und des Hasses zu durchbrechen“, erklärte das Auswärtige Amt am | |
Freitag im Onlinedienst X. | |
Kämpfer unter Führung der islamistischen HTS-Miliz hatten Anfang Dezember | |
Damaskus erobert und die jahrzehntelange Herrschaft von Machthaber Assad in | |
Syrien beendet. Seit ihrer Machtübernahme hat die neue syrische Führung | |
wiederholt versichert, die Minderheiten im Land zu schützen. Die Alawiten | |
fürchten jedoch Vergeltungsmaßnahmen gegen ihre Gemeinschaft – sowohl wegen | |
ihrer Zugehörigkeit zu einer religiösen Minderheit als auch wegen ihrer | |
Treue zur Assad-Familie. | |
## 300.000 Geflüchtete zurückgekehrt | |
Derweil teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR mit, dass seit Assads | |
Sturz mehr als 300.000 syrische Flüchtlinge [3][in ihre Heimat | |
zurückgekehrt seien]. Überdies seien auch 900.000 syrische | |
Binnenvertriebene nach Syrien zurückgekehrt, sagte UNHCR-Sprecherin Céline | |
Schmitt am Freitag bei einer aus Damaskus per Videoschalte abgehaltenen | |
Pressekonferenz. Insgesamt seien damit seit Anfang Dezember 1,2 Millionen | |
Menschen zurückgekehrt. Es handle sich aber immer noch um „die größte | |
Flüchtlingskrise der Welt“. | |
Die Schweiz beschloss am Freitag mit sofortiger Wirkung zusätzliche Sperren | |
von Vermögenswerten in Höhe von 99 Millionen Franken (rund 104 Millionen | |
Euro), wovon laut einer Mitteilung des Bundesrates „rund zwei Drittel auf | |
Mitglieder der ehemaligen Assad-Regierung und ihrer Entourage entfallen“. | |
Damit solle sichergestellt werden, dass „diese Vermögenswerte, die | |
möglicherweise unrechtmäßig erworben wurden, unabhängig von den | |
Entwicklungen im Sanktionsbereich gesperrt bleiben“. Sollte sich die | |
illegale Herkunft der Gelder herausstellen, wolle Bern sie „zugunsten der | |
syrischen Bevölkerung zurückzuerstatten“. | |
8 Mar 2025 | |
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