# taz.de -- Illegale Ferienwohnungen in Spanien: Madrid setzt AirBnB unter Druck | |
> Die Regierung wirft der Plattform vor, massenhaft illegale Vermietungen | |
> zuzulassen. Nun lässt sie Einträge löschen. | |
Bild: Ungemeldete Ferienwohnungen sind eine Folge von Massentourismus, gegen de… | |
Madrid taz | Die spanische Regierung ordnete am Montag an, dass [1][AirBnB | |
ein Fünftel der Ferienwohnungen in Spanien] von seiner Plattform löschen | |
muss. 65.935 der rund 368.000 Unterkünfte verfügten über keine Lizenz, | |
begründet Verbraucherschutzminister Pablo Bustinduy diese Entscheidung. „Es | |
könnte sich ja auch niemand vorstellen, dass in Spanien 65.000 Kneipen oder | |
Läden illegal betrieben werden. Warum lassen wir zu, dass ein solches | |
[2][Geschäft mit Touristenwohnungen] existiert, ohne die geltenden Gesetze | |
zu respektieren?“, sagt Bustinduy. | |
Vor allem in den großen Städten wie Madrid, Barcelona, Sevilla, Málaga oder | |
Valencia und auf den Balearen und Kanaren war es immer wieder zu | |
[3][Protesten gegen den Massentourismus] und dessen negative Auswirkungen | |
auf den Wohnungsmarkt gekommen. Immer weniger Wohnungen stehen auf dem | |
normalen Mietmarkt zur Verfügung. Und die, die es gibt, sind sündhaft | |
teuer. Das Geschäft mit den Touristen ist lukrativer. | |
Es geht dem linksalternativen Politiker Bustinduy nicht nur um den | |
angespannten Wohnungsmarkt, sondern auch um Verbraucherrechte als solche. | |
So verlangt er die Löschung der Ferienappartements, aus deren | |
Online-Anzeigen nicht hervorgeht, wer der Eigentümer ist – ob es sich um | |
einen professionellen Vermieter handelt oder eine Privatperson. Andere | |
Unterkünfte sollen eine falsche Lizenz- oder Registrierungsnummer habe oder | |
überhaupt keine. Das macht sie zu illegalen Ferienwohnungen. | |
So manches Angebot kommt auf AirBnB als Privatvermietung daher, ist es aber | |
nicht. So etwa in Madrid, wo sich [4][nach Recherchen der Zeitung El | |
Confidencial ] ein Pärchen mit dem Namen Fran und Marta als Familie mit | |
Baby vorstellt. Sie tauchen gleich bei 336 Ferienwohnungen als Vermieter | |
auf. Nur 25 Wohnungen davon haben eine vom Rathaus vergebene Lizenznummer. | |
## Instrument zur Entmietung | |
Nachbarschaftsvereine begrüßen die Maßnahme und fordern die | |
Gemeindeverwaltungen einmal mehr auf, tätig zu werden. So etwa in Madrid, | |
wo nur 1.131 der über 20.000 Ferienunterkünfte eine Lizenz besitzen. In der | |
Altstadt wurden ganze Straßenzüge nach und nach entmietet und zu | |
Ferienwohnungen umgewandelt. | |
„Ich bin schon immer dafür eingetreten, dass wir gegen diese illegalen | |
Angebote über die Plattformen, auf denen sie angeboten werden, vorgehen | |
müssen“, erklärte Madrids Bürgermeister José Luis Martínez-Almeida. | |
Unternommen hat der konservative Politiker die ganzen Jahre über allerdings | |
nichts. | |
In Madrid gibt es für alle Geschäfte, Unterkünfte und Gaststätten gerade | |
einmal 18 kommunale Wirtschaftsprüfer. 2024 wurde bloße 92 | |
Ferienappartements wegen fehlender Lizenz mit einem Bußgeld belegt. Jetzt | |
müssen 5.800 Wohnungen in Madrid, die schon länger vom | |
Verbraucherschutzministerium als illegal eingestuft wurden, sofort | |
geschlossen werden, denn AirBnB hat eine erste Klage verloren. Die | |
Vereinigung der Madrider Nachbarschaftsvereine (FRAVM) fordert endlich | |
Taten statt Worte: „Die Stadtverwaltung muss mit diesem Urteil in der Hand | |
dort hingehen und die Vermieter bestrafen“, erklärt ein Sprecher. | |
## Verhunzte Sharing-Idee | |
„Es ist offensichtlich, dass es große Onlineplattformen gibt, die mit der | |
sehr romantischen Idee gegründet wurden, [5][Eigentum unter Menschen aus | |
aller Welt zu teilen], und die letztendlich nur die Innenstädte verwüstet | |
haben, weil sie durch immer mehr Ferienwohnungen ausgeplündert werden“, | |
erklärte der Bürgermeister von Barcelona Jaume Collboni am Montag in einem | |
Interview im spanischen öffentlichen Rundfunk RNE. | |
Anders als sein Amtskollege in Madrid wurde der Sozialist Collboni bereits | |
im vergangenen Jahr aktiv. Das Rathaus von [6][Barcelona erließ ein Dekret, | |
das die Vermietung von Ferienwohnungen in der zweitgrößten Stadt Spaniens | |
bis Ende 2028 verbieten] soll. Die Maßnahme soll der Preisexplosion auf dem | |
Wohnungsmarkt und bei den Mieten entgegenwirken sowie die Wohnungsnot in | |
der katalanischen Hauptstadt bekämpfen. „Unser Ziel ist es, diese Wohnungen | |
wieder auf den Wohnungsmarkt zu bringen, was mehr als 25.000 Bürgern direkt | |
zugutekommt. Angesichts der Wohnungskrise ist das eine Frage des Prinzips | |
und der Verantwortung“, begründet der Bürgermeister die Maßnahme. | |
In Barcelona stiegen die Mieten in den vergangenen zehn Jahren um | |
durchschnittlich 68 Prozent und die Kaufpreise um 38 Prozent. In Madrid | |
stieg der Kaufpreis im gleichen Zeitraum mit 82 Prozent mehr als doppelt so | |
stark. Die größte Teuerungsrate weisen Palma de Mallorca mit 123 und die | |
Mittelmeerstadt Málaga mit 107 Prozent auf. Zum Vergleich: In der | |
nordspanischen Provinzhauptstadt Zamora, die kaum internationalen Tourismus | |
anzieht, waren es gerade einmal 17 Prozent. | |
20 May 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Spaniens-Regierung-gegen-Reiseplattform/!6089255 | |
[2] /Digitale-Plattformen-und-Gentrifizierung/!6045482 | |
[3] /Urlaub-auf-den-Kanaren/!6088898 | |
[4] https://www.elconfidencial.com/espana/madrid/2024-04-23/fran-factura-millon… | |
[5] /Umweltfreundliche-Mobilitaet/!5892399 | |
[6] /Tourismus-in-Barcelona/!6018838 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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