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# taz.de -- Neuer Minister für Kultur und Medien: Im Geist von Springers Chauv…
> Ein Verleger will Medienminister werden? Früher wäre das mit Verweis auf
> einen Interessenkonflikt verhindert worden. Nicht so nun bei Wolfram
> Weimer.
Bild: Friedrich Merz und Wolfram Weimer auf dem Zukunftsgipfel des deutschen Mi…
Du Heimatland! „[1][Ein Heimatschützer macht jetzt Kulturpolitik“,] graust
sich der Spiegel zur Berufung von Wolfram Weimer als neuer Beauftragter der
Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Ja was denn, passt doch zur
Republik, in der auch der [2][RBB vom Hauptstadt- zum Heimatsender] werden
will.
Heimat, das ist für den 60-jährigen Weimer ein hübsches Stückchen Bayern am
Tegernsee, wo gar nicht weit entfernt auch ein gewisser Friedrich Merz sein
„Zelt“ aufgeschlagen hat. Der künftige Kanzler und sein BKM sind quasi
Nachbarn, was die Süddeutsche schon als [3][„Tegernsee-Connection“]
ausruft, bei der es um „Golf, Gesinnung und Geburtstag“ gehe.
Dass beide am 11. November das Licht der Welt erblickten, lässt an
närrischen Zufall denken. Dass Merz Weimer nun nicht wie hier und da
spekuliert als Regierungssprecher, sondern als BKM holt, wundert dagegen
kaum. Denn der in Kulturkreisen bislang als BKM-Favorit gehandelte Berliner
Kultursenator Joe Chialo dürfte trotz CDU-Parteibuch für Merz immer noch
ein bisschen zu locker-lässig-liberal sein.
Liberal ist natürlich auch Weimer, bloß anders. Als Weimer und Mathias
Döpfner bei Springers Welt noch journalistische Aufsteiger waren, war
intern von den Twin Towers die Rede. Weimer ist im alten Sinne immer noch
Springers Welt und könnte noch heute locker mit Axel Springer im
Journalistenclub des Hauses sitzen. Nur ist der Verleger wie die von ihm
verkörperte chauvinistische Bürgerlichkeit schon gut 40 Jahre tot, doch
Weimers Journalismus atmet bis heute diesen Geist.
Was die Frage aufwirft, ob der neue BKM jetzt etwas aus dem Medienbereich
macht, der unter seinen Vorgänger*innen eher unterbelichtet blieb. 2004
hat Weimer mit freundlicher Unterstützung des anderen großen
Springerfreunds, des Schweizer Verlegers Ringier, den heute massiv nach
rechts gerutschten Cicero als „Debattenmagazin“ für Deutschland erfunden.
Danach folgte ein kurzes Gastspiel als Focus-Chefredakteur, wobei Weimer
dem Blatt auch nicht auf die Sprünge helfen konnte.
Irre erfolgreich war er also nicht. In Sachen Medienpolitik war bislang
insgesamt nicht viel von Weimer zu vernehmen. „Was für Skills muss man denn
für Medienpolitik-Nerds mitbringen beziehungsweise welche helfen, um seine
Ziele durchzusetzen“, fragt die Mitbewohnerin.
Ob er Deutschlands Verleger*innen eine neue Heimat bietet? Immerhin ist
er selbst einer von ihnen. In seiner Weimer Media Group erscheinen diverse
Börsen- und Wirtschaftsblättchen von Business Punk bis Markt und
Mittelstand.
Als 2017 der Mitbesitzer der WAZ-Mediengruppe Stephan Holthoff-Pförtner in
NRW Medienminister werden sollte, hieß so was noch Interessenkonflikt.
Holthoff-Pförtner musste die Zuständigkeit für Medien wieder abgeben.
Weimer hat den Verlag jetzt seiner Frau überschrieben.
2012 hat er übrigens einmalig das Satireblatt Pardon wiederbelebt. Geben
wir ihm also eine Chance. Vielleicht heißt es dann später mal „Pardon
verteidigt den BKM“. – „Oder es zählt zur Denkmal-Pflege“, sagt die
Mitbewohnerin.
30 Apr 2025
## LINKS
[1] https://www.spiegel.de/kultur/wolfram-weimer-ex-welt-chefredakteur-wird-sta…
[2] /Sparmassnahmen-beim-rbb/!6081051
[3] https://www.sueddeutsche.de/kultur/merz-weimer-tegernsee-kulturstaatsminist…
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Bundesregierung
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Regierungsbildung
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