# taz.de -- Mitarbeiter von Maximilian Krah: Chinesischer Agent soll AfD-Spitze… | |
> Maximilian Krahs ehemaliger Assistent Jian G. wurde wegen Spionage für | |
> China angeklagt. Auch Weidel und Chrupalla hat G. offenbar ausspioniert. | |
Bild: Ex-EU-Parlamentarier Maximilian Krah von der AfD | |
Berlin taz | Die Generalbundesanwaltschaft hat den ehemaligen persönlichen | |
Assistenten und Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah als | |
chinesischen Agenten angeklagt. Unter Verdacht stehen der deutsche Jian G. | |
sowie die chinesische Staatsangehörige Yaqi X, die als dessen Komplizin | |
gilt. | |
„Die Angeschuldigten sind hinreichend verdächtig, für einen ausländischen | |
Geheimdienst eine gegen die Bundesrepublik Deutschland gerichtete | |
geheimdienstliche Agententätigkeit ausgeübt zu haben“, wie es in einer | |
Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft vom Dienstag heißt – bei Jian G. | |
sogar in einem besonders schweren Fall. Das Verfahren läuft vor dem | |
Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts Dresden, Tag der Anklageerhebung | |
war bereits der 9. April. | |
Laut zugestellter Anklageschrift war Jian G. seit 2002 Mitarbeiter eines | |
chinesischen Geheimdienstes und spionierte unter anderem hier lebende | |
Personen aus. Während seiner Anstellung bei Krah zwischen September 2019 | |
und April 2024 im Europäischen Parlament habe er für China Informationen zu | |
Beratungen und Entscheidungen und sich dazu mehr als 500 Dokumente | |
beschafft – „darunter auch einige, die das Europäische Parlament als | |
besonders sensibel eingestuft hatte“, so die Generalbundesanwaltschaft. | |
Besonders pikant: G. soll in dieser Zeit auch Informationen über führende | |
AfD-Politiker erstellt haben. Der [1][Spiegel berichtete] parallel darüber, | |
dass die Ermittler drei Word-Dokumente auf chinesisch mit detaillierten | |
Einschätzungen zur Rolle, Status und Stellung von | |
Spitzenpolitiker*innen der AfD erstellt hat – darunter auch die | |
Co-Bundessprecher*innen Alice Weidel und Tino Chrupalla. Demnach stammten | |
die Informationen auch aus direkten Gesprächen mit Krah. | |
## Auch chinesische Oppositionelle ausspioniert | |
Interessant vor dem Hintergrund: Alice Weidel wird selbst ein guter Draht | |
nach China nachgesagt. Sie promovierte über das chinesische Rentensystem | |
bei einem mehrjährigen Forschungsaufenthalt und spricht Mandarin. Ebenso | |
gibt es Medienberichte [2][über regelmäßige Treffen Weidels mit dem | |
chinesischen Botschafter]. Von der Nachricht, dass Krahs Mitarbeiter auch | |
sie ausspioniert haben könnte, wurde die AfD-Chefin am Dienstag offenbar | |
überrascht. Ihr Sprecher teilte der taz jedenfalls mit, dass der extrem | |
rechten Partei hierzu keine Informationen vorlägen. Hinweise von Behörden | |
habe es ebenfalls nicht gegeben. | |
Jian G. soll zwischen 2023 und 2024 zudem chinesische Oppositionelle und | |
Dissidenten in Deutschland ausspioniert haben: „Hierzu trat er etwa in | |
sozialen Medien zum Schein als Kritiker der chinesischen Staatsführung auf | |
und versuchte so, an Personalien und sonstige Informationen von | |
tatsächlichen Dissidenten zu gelangen“, schreibt die Bundesanwaltschaft. | |
Yaqi X. wiederum soll G. logistisch zugearbeitet haben. Sie arbeitete | |
demnach für ein Unternehmen für Logistik-Dienstleistungen am Flughafen | |
Leipzig/Halle. G. soll sie wiederholt Informationen über Flüge, Fracht und | |
Passagiere übermittelt haben. Auch hierbei handelte es sich offenbar um | |
sensible Informationen: Die Informationen hätten insbesondere den Transport | |
von Rüstungsgütern sowie Personen mit Verbindungen zu einem deutschen | |
Rüstungsunternehmen betroffen. | |
Krah hatte selbst innerhalb der AfD schon vor der Festnahme seines | |
Mitarbeiters immer wieder mit seiner [3][China-Nähe für Aufsehen gesorgt]. | |
Er war etwa teils auf Kosten chinesischer Firmen dorthin gereist und in | |
Luxushotels eingekehrt. Treffen mit geheimdienstnahen Organisationen | |
durften auch nicht fehlen. Ebenso setzte er sich für Huawei ein und | |
verbreitete Statements, in denen er chinesische Menschenrechtsverstöße | |
gegenüber den Uiguren relativierte und Tibet und Taiwan als rechtmäßiges | |
Territorium Chinas bezeichnete. | |
## Krah vorerst unbehelligt im Bundestag | |
Mittlerweile sitzt Krah im Bundestag – dort will er nach taz-Informationen | |
in den Europaausschuss. Im China-Komplex wird aktuell nicht direkt gegen | |
Krah als Beschuldigten ermittelt. | |
Allerdings läuft bei der Generalstaatsanwaltschaft Dresden seit Mai 2024 | |
gegen Krah noch immer ein Vorermittlungsverfahren auch „im Zusammenhang mit | |
angeblichen chinesischen Zahlungen für seine Tätigkeit als Abgeordneter“, | |
wie die Strafverfolgungsbehörden auf taz-Anfrage am Dienstag bestätigte. So | |
hatten Sicherheitsbehörden im Fall Jian G. auch untersucht, [4][ob Krah | |
über den mutmaßlichen Agenten Gelder aus China übermittelt bekommen hat]. | |
Ein weiteres Vorermittlungsverfahren läuft bei der | |
Generalstaatsanwaltschaft Dresden gegen Krah seit April 2024 „im | |
Zusammenhang mit angeblichen russischen Zahlungen“. Dabei geht es um | |
mutmaßliche Zahlungen im Zusammenhang mit dem russischen | |
Desinformationsportal [5][„Voice of Europe“ aus dem Umfeld eines putinnahen | |
Oligarchen], den [6][Krah als Freund bezeichnet]. Vorermittlungsverfahren | |
dienen der Prüfung, ob sich überhaupt ein Anfangsverdacht wegen strafbaren | |
Verhaltens einer Abgeordnetenbestechung ergibt. Auch bei der | |
Antikorruptionsbehörde OLAF gab es bereits Ermittlungen gegen Krah. | |
Krah übte sich auf taz-Anfrage zur Anklageerhebung gegen seinen ehemaligen | |
Mitarbeiter Jian G. in Relativierung: „Ich werde gespannt verfolgen, was | |
sich dabei im Prozess als konkret nachweisbar erweist.“ Es handele sich um | |
die bereits bekannten Vorwürfe, so Krah. Dabei ist zumindest neu, dass G. | |
auch Informationen über seine Parteifreund*innen gesammelt haben | |
sollte. | |
Krahs Beziehung zur Parteispitze, namentlich Chrupalla und Weidel, bleibt | |
damit wohl weiter belastet: Die Co-Bundessprecher*innen hatten Krah 2024 | |
nach zahlreichen Skandalen ein Auftrittsverbot im EU-Wahlkampf erteilt und | |
nach der Wahl daraufhin gewirkt, dass er kein Teil der AfD-Delegation im | |
EU-Parlament werden solle. In die Bundestagsfraktion wurde er [7][dennoch | |
reibungslos aufgenommen]. | |
Sowohl Krahs ehemaliger Mitarbeiter Jian G. als auch Yaqi X. befinden sich | |
weiter in Untersuchungshaft. G. wurde am 22. April 2024 festgenommen, Yaqi | |
X. am 30. September 2024. | |
Hinweis: Der Text wurde am 29.4. um 20:30 Uhr um die Angaben der | |
Generalstaatsanwaltschaft Dresden ergänzt. | |
29 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/afd-ex-mitarbeiter-von-maximilia… | |
[2] https://www.focus.de/politik/deutschland/in-berliner-privatvilla-recherche-… | |
[3] /Spionageverdacht-gegen-Krah-Mitarbeiter/!6006484 | |
[4] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/afd-krah-102.html | |
[5] /Russisches-Propaganda-Netzwerk/!6001165 | |
[6] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/maximilian-krah-afd-russ… | |
[7] /AfD-mit-Helferich-und-Krah/!6068620 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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