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# taz.de -- Vereinsverbot: Vermeintlich harmloser Monarch
> Peter Fitzeks Königreich hatte auf den ersten Blick nichts Bedrohliches.
> Die Untergrabung des Staates und dunkle Geldgeschäfte führten zum Verbot.
Bild: Landgericht Dessau, 29. Juli 2024: Peter Fitzek zeigt seine „Identität…
Ein Fantasiekönig, ein Fantasiereich. Der selbst gekrönte „Peter der Erste�…
baute ein bundesweites Netzwerk, das Königreich Deutschland, um sich
selbst, den unumstrittenen Patriarchen Peter Fitzek. Nun ist es Geschichte.
Der neue Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) erließ gegen die
Reichsbürgergruppe, gegen die der Generalbundesanwalt wegen krimineller
Geld- und Versicherungsgeschäfte schon eine Weile ermittelte, ein Verbot.
Dobrindt trat selbstbewusst vor die Presse, gerade so, als hätte er [1][das
Verbot der größten Reichsbürgervereinigung] der Bundesrepublik selbst in
die Wege geleitet. Tatsächlich dürfte die Razzia in sieben Bundesländern
bei insgesamt vierzehn Objekten nicht erst seit gestern geplant gewesen
sein. Das Lob gehört den vorbereitenden Zuständigen der letzten Regierung.
So zeigte sich Dobrindt, auf die Strukturen des Königreichs angesprochen,
auch deutlich überfragt.
Fitzek gründete sein Königreich am 16. September 2012 und machte sich
selbst in Wittenberg vor rund 600 Anhängern zum Monarchen. Die Polizei nahm
den ehemaligen Koch und Karatelehrer in Halsbrücke, im sogenannten
Kanzleilehnsgut fest, dem neuen Zentrum des Königreichs. Der 59-Jährige ist
ein Solitär in der Szene und gewann mit freundlichem und verständnisvollem
Bemühen bundesweit nicht weniger als 1000 Anhänger, versprach ihnen Glück
und Geld, wenn sie ins Königreich kommen würden.
Wenig überraschend wuchs das Netzwerk gerade [2][während der Pandemie]
immer stärker an. Fitzeks Anhänger spendeten Millionen, die über
Strohmänner und -frauen vor allem in Immobilien flossen. Fitzek setzte
stets freundlich lächelnd auf Antiautorität. Doch in seinem Königreich ließ
er keine Instanz neben sich, dem Erleuchteten, zu. Offenbar plante er keine
gewaltsame Revolution, aber mit der Gründung seines Reichs trieb er die
Mitglieder dazu, Rechtsstaatlichkeit und Grundgesetze der Bundesrepublik
nicht mehr anzuerkennen.
## Ein Katzensprung zu physischer Gewalt
Die Bewohner des Königreichs hatten eigens für sie hergestellte Pässe und
Führerscheine. Es gab eine Bank und eine Gesundheitskasse. Das Verbot
erfolgte folgerichtig auch wegen anhaltender Wirtschaftskriminalität, die
mit einer [3][hochpolitischen Aufladung] einherging. Die Nichtanerkennung
des Staats ging offenbar so weit, dass Kinder per Hausgeburten zur Welt
gekommen sind, die gar nicht erst bei den offiziellen Meldestellen
registriert wurden.
Die Krönung und Reichsgründung mit Hymne und Fahne mag für sich genommen
nicht bedrohlich erscheinen. Aber die [4][Radikalität] und die Untergrabung
des Staates und seiner Rechtsgrundlagen ist gefährlich. Dass der Weg von
hier zu konkreter Gewalt nicht weit ist, zeigt die Tatsache, dass Fitzek
selbst einmal gegenüber einer Beamtin handgreiflich geworden ist.
Anmerkung der Redaktion: Bei der Zahl der Anhänger des Königreichs ist ein
Fehler passiert. Das ist korrigiert.
13 May 2025
## LINKS
[1] /Verbot-gegen-Fitzeks-Reichsbuerger-Verein/!6087776
[2] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
[3] /Reichsbuerger-Bewegung-sucht-Personal/!5949914
[4] https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/bautzen/goerlitz-weisswasser-zittau/…
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Reichsbürger
Verschwörungsideologie
Rechtspopulismus
Razzia
GNS
Rechtsterrorismus
Kolumne Der rechte Rand
taz-Serie: Die Reichsbürger
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