| # taz.de -- Austritt des Spitzenkandidaten: Hamburger BSW zerbröselt langsam | |
| > Der frühere Hamburger Landesvorsitzende Jochen Brack verlässt die Partei. | |
| > Er kritisiert, dass der Vorstand nur enge Bekannte als Mitglieder | |
| > aufnahm. | |
| Bild: Hat nun genug vom BSW: Jochen Brack, hier noch im Wahlkampf für Bundesta… | |
| Hamburg taz | Er war das Gesicht, mit dem das Bündnis Sahra Wagenknecht | |
| (BSW) zur Hamburg-Wahl antrat. Nun tritt der Psychiater Jochen Brack dort | |
| aus. „Ich bin nicht länger der nützliche Idiot und gebe nicht länger meinen | |
| Namen und meinen Ruf für das BSW Hamburg her“, schreibt der frühere | |
| Landeschef in einer Erklärung, die der taz vorliegt. | |
| Dem voran ging ein Disput, wie der [1][erste Parteitag nach der krachenden | |
| Wahlniederlage] vom 2. März ablaufen sollte, bei der das BSW nur auf 1,8 | |
| Prozent kam. Die in den Bezirken organisierten Unterstützer hatten | |
| Unterschriften gesammelt, weil sie daran teilnehmen wollten. | |
| Außerdem verlangten sie einen Finanz- und Rechenschaftsbericht des nur noch | |
| sechsköpfigen Vorstands. Wie berichtet, war Brack schon gleich nach der | |
| Wahl von seinem Posten als Landeschef zurück getreten. Er warf dem | |
| Co-Vorsitzendem Konstantin Eulenburg vor, [2][keinen Wahlkampf gemacht] zu | |
| haben. | |
| Brack stand mit seiner Kritik nicht allein. Kurz vor dem ursprünglich für | |
| den 12. April angesetzten Parteitag hörte man aus der Partei, die interne | |
| Opposition habe die nötigen 15 Stimmen zusammen, um den Rest-Vorstand | |
| abzuwählen. Zu der Zeit gab es im Hamburger BSW knapp 30 Mitglieder und | |
| rund 200 Unterstützer. Doch der Vorstand beschloss am 7. April, den | |
| Parteitag auf den nun nahenden 10. Mai zu verschieben. Ein Teil des | |
| Vorstands soll dann bis Mitte April 16 neue Mitglieder aufgenommen haben, | |
| um seine Mehrheit zu sichern. | |
| ## Abwahl vereitelt? | |
| Jochen Brack stellte deshalb am 3. Mai den Antrag an den Vorstand, den | |
| Parteitag erneut zu verschieben und zuvor endlich alle Unterstützer | |
| aufzunehmen, die sich am Wahlkampf beteiligt hatten und das | |
| Gründungsprogramm unterstützen. In dem Papier wirft er dem Vorstand vor, | |
| durch Aufnahme von „handverlesenen Mitgliedern“ die eigene Mehrheit auf dem | |
| Parteitag sichern zu wollen, wobei sich sogar „Lebenspartnerinnen und enge | |
| Freunde“ unter den Neuen befänden. Das sei in „Geheimverfahren“ in | |
| Verbindung mit „Gesinnungsprüfungen“ passiert. | |
| Die weiterhin restriktive Mitgliederaufnahme verstoße gegen das | |
| Parteienrecht und das [3][Gebot der innerparteilichen Demokratie], schreibt | |
| Brack. Eine Partei sei nicht demokratisch, wenn „ein kleiner Zirkel“ | |
| dauerhaft die Macht ausübt. Zudem sollte Schatzmeister Christian Kruse | |
| binnen drei Wochen einen Finanzbericht über die Ausgabe der von der | |
| Bundespartei für die Wahl gestellten Gelder vorlegen. | |
| Doch Bracks Antrag wurde auf der Vorstandssitzung am vergangenen Montag | |
| nicht mal behandelt. Das brachte das Fass für den Mediziner zum Überlaufen. | |
| Der Parteitag im Bürgersaal Wandsbek soll am Samstag vormittags nur für | |
| Mitglieder und nachmittags für angemeldete Unterstützer und die Presse | |
| offen sein. Brack sagt, er wird nicht mehr dabei sein. | |
| ## Keine Auskunft über Privates | |
| Der Landesvorsitzende Konstantin Eulenburg bestätigt der taz, dass es | |
| inzwischen 16 neue Mitglieder gibt. Gefragt, ob es sich dabei um | |
| Lebenspartner und enge Freunde handelt, sagt er: „Private Beziehungen | |
| spielen bei der Entscheidung über Aufnahmen keine Rolle. Auskünfte zu | |
| privaten Verhältnissen einzelner Mitglieder untereinander erteilen wir | |
| nicht.“ | |
| Es lägen derzeit noch Mitgliedsanträge im „unteren dreistelligen Bereich“ | |
| vor, die Aufnahme habe sich aber seit der Bundestagswahl „deutlich | |
| beschleunigt“. Einen Verstoß gegen das Gebot der innerparteilichen | |
| Demokratie könne er nicht erkennen, sagt Eulenburg. Der Vorstand habe den | |
| Regularien entsprechend „formal korrekt“ alle Mitglieder eingeladen. Bracks | |
| Verschiebungsantrag werde auf der nächsten Vorstandssitzung behandelt. Dazu | |
| sagt Jochen Brack: „Das ist ein Witz. Dann ist der Parteitag ja schon | |
| vorbei.“ | |
| Norbert Weber und Dejan Lazic, die wegen ihrer lauten Kritik am BSW zu | |
| [4][Jahresbeginn ihre Mitgliederrechte einbüßten], sehen sich durch Bracks | |
| Rücktritt bestätigt. Lazic spricht gar von einer „autokratischen | |
| Top-down-Struktur“. Die, sagt der Jurist, „halte ich für | |
| verfassungswidrig“. | |
| 8 May 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Kaija Kutter | |
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