| # taz.de -- Klagen zum Wahlrecht: BSW scheitert in Karlsruhe | |
| > Die Partei von Sahra Wagenknecht scheitert mit zwei Verfassungsklagen zum | |
| > Bundeswahlgesetz. Das Bundesverfassungsgericht verwarf diese als | |
| > unzulässig. | |
| Bild: Gescheitert: Sarah Wagenknecht | |
| Karlsruhe afp/dpa | Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) ist mit zwei | |
| Verfassungsklagen gegen den Bundestag wegen der Ausgestaltung des | |
| Bundeswahlrechts gescheitert. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe | |
| verwarf diese nach Angaben vom Dienstag als unzulässig. Das BSW beklagte | |
| demnach das Fehlen einer rechtlich abgesicherten Einspruchsmöglichkeit bei | |
| knappem Unterschreiten der Fünfprozenthürde sowie Regeln zur | |
| Parteienreihenfolge auf Stimmzetteln. (Az. 2 BvE 6/25 und 2 BvE 9/25) | |
| „Die Antragstellerin hat die Möglichkeit einer Verletzung ihres Rechts auf | |
| Chancengleichheit nicht hinreichend substantiiert begründet“, erklärte das | |
| Verfassungsgericht zur Begründung. Das BSW war der Bundestagswahl am 23. | |
| Februar mit 4,98 Prozent knapp an der Fünfprozenthürde gescheitert und | |
| hatte den Parlamentseinzug verpasst. | |
| Bereits im März hatte das Verfassungsgericht [1][mehrere Eilanträge der | |
| Partei abgewiesen], mit denen diese eine Neuauszählung der Stimmen noch vor | |
| der Bekanntgabe es amtlichen Ergebnisses erreichen wollte. Das Vorgehen war | |
| ungewöhnlich. Einsprüche gegen das Bundestagswahlergebnis werden in der | |
| Regel nach Vorlage des amtlichen Ergebnisses beim Bundestag eingereicht. | |
| Dieses tat das BSW inzwischen, das Wahlprüfverfahren dort läuft aktuell. | |
| Parallel ging die Partei vor dem Verfassungsgericht mit zwei Organklagen | |
| zur Ausgestaltung des Bundeswahlrechts vor. Diese wies das Gericht nun ab. | |
| Mit Blick auf die Forderung nach Einführung eines Rechtsbehelfs zum Zweck | |
| der Stimmenneuauszählung bei knappem Scheitern an der Sperrklausel habe das | |
| BSW ein Unterlassen des Gesetzgebers nur „behauptet“, erklärten das | |
| Gericht. | |
| ## Spielraum bei der Ausgestaltung | |
| Tatsächlich habe der Bundestag entsprechende Gesetzentwürfe gar nicht | |
| beraten oder abgelehnt. Das habe das BSW auch nicht vorgetragen. Ansonsten | |
| sei verfassungsrechtlich ohnehin „nicht ersichtlich“, woraus sich eine | |
| entsprechende konkrete Handlungsverpflichtung des Bundestags ergeben | |
| sollte. | |
| Demnach gibt das Grundgesetz nur die Grundzüge des Wahlrechts vor und lässt | |
| dem Gesetzgeber bei der Ausgestaltung weiten Spielraum. Vorgaben mit Blick | |
| auf Reformen seien dem Bundestag nur mit zwingenden verfassungsrechtlichen | |
| Begründungen zu machen. Dies sei im vorliegenden Fall nicht gegeben. Zur | |
| Klärung von Vorwürfen der Falschauszählung von Stimmen gebe es bereits das | |
| Wahleinspruchs- und Wahlprüfungsverfahren, fügte das Verfassungsgericht an. | |
| Die Ausführungen des BSW zu den Regelungen der Parteieinreihenfolge auf den | |
| Bundestagsstimmzetteln gingen hingegen an der geltenden Rechtslage vorbei | |
| und seien „sachlich unzutreffend“. Die Partei verlange letztlich lediglich | |
| eine Reihenfolge, „die sie besser stellt als die von ihr zum Vergleich | |
| herangezogenen Parteien“. Die Argumentation der Klägerin, sie werde in | |
| ihrer Chancengleichheit verletzt, sei vor dem Hintergrund „unverständlich“. | |
| ## Tiefer Fall | |
| Das BSW hatte feststellen lassen wollen, dass der Bundestag eine spezielle | |
| Regelung für die Reihenfolge auf dem Stimmzettel hätte vorsehen müssen, die | |
| das Bündnis nicht mit „alten und neuen Kleinst- und Splitterparteien | |
| gleichsetzt“. Es bestünden keine hinreichend sachlichen Gründe für eine | |
| „Verbannung“ des BSW auf den untersten Stimmzettelbereich, hatte die Partei | |
| argumentiert. | |
| Das nach Parteigründerin Wagenknecht benannte BSW war durch eine Abspaltung | |
| von der Linken entstanden, durch den Übertritt von Abgeordneten war es | |
| daher auch im alten Bundestag als Gruppe vertreten. In Umfragen erreichte | |
| das BSW zeitweilig beträchtlichen Zuspruch, ein Einzug in den Bundestag | |
| schien zwischenzeitlich fast sicher. [2][Vertreten ist die Partei auch in | |
| mehreren ostdeutschen Landtagen.] In [3][Thüringen und Brandenburg regiert | |
| sie mit]. | |
| 3 Jun 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Klage-auf-Neuauszaehlung/!6071876 | |
| [2] /BSW-nach-der-Wahlniederlage-im-Bund/!6088191 | |
| [3] /BSW-Parteitag-in-Thueringen/!6084896 | |
| ## TAGS | |
| BSW | |
| Sahra Wagenknecht | |
| Wahlrecht | |
| Bundesverfassungsgericht | |
| Schwerpunkt Bundestagswahl 2025 | |
| Julia Klöckner | |
| Schwerpunkt AfD | |
| BSW | |
| BSW | |
| BSW | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Wahlrecht in Deutschland: Klöckner will Reform der Reform | |
| Die Bundestagspräsidentin mahnt die Regierungsparteien zu einer Änderung | |
| des Wahlrechts. Eine Politikwissenschaftlerin sieht drängendere Probleme. | |
| Wahl der Verfassungsrichter: Notfalls mit der AfD | |
| Weil die Union nicht mit der Linkspartei reden will, wird es bei den | |
| Verfassungsrichterwahlen am Freitag eventuell auf AfD-Stimmen ankommen. | |
| BSW nach der Wahlniederlage im Bund: Wer zieht künftig den Wagenknecht-Wagen? | |
| Nach anfänglichen Erfolgen ist die Zukunft des Wagenknecht-Bündnisses | |
| ungewiss. Stimmungsbilder aus dem sächsischen Landesverband zeigen: Das | |
| Profil fehlt. | |
| Austritt des Spitzenkandidaten: Hamburger BSW zerbröselt langsam | |
| Der frühere Hamburger Landesvorsitzende Jochen Brack verlässt die Partei. | |
| Er kritisiert, dass der Vorstand nur enge Bekannte als Mitglieder aufnahm. | |
| BSW-Landesparteitag in Thüringen: Ins Knie geschossen | |
| Wagenknecht hat in Gera eine herbe Niederlage einstecken müssen. Der | |
| tiefere Grund ihrer jüngsten Misserfolge ist ihr autoritärer Führungsstil. |