| # taz.de -- Präsidentschafts-Stichwahl in Ecuador: Daniel Noboa im Amt bestät… | |
| > Die linke Herausforderin verliert mit zehn Prozentpunkten Abstand gegen | |
| > den liberalen Amtsinhaber. Beide hatten im Wahlkampf auf | |
| > Sicherheitspolitik gesetzt. | |
| Bild: Sie freuen sich: Unterstützer von Daniel Noboa mit seinem Konterfei übe… | |
| Bogotá taz | Es ist eine Überraschung: Ecuadors Amtsinhaber [1][Daniel | |
| Noboa] hat die Stichwahl um die Präsidentschaft klar gegen Herausforderin | |
| Luisa González gewonnen. Nach Auszählung fast aller Wahlzettel erreichte | |
| der 37-jährige Sprössling einer schwerreichen Bananen-Oligarchie 55,9 | |
| Prozent der Stimmen. Das teilte das Wahlamt am Sonntagabend mit. Luisa | |
| González (47), die politische Erbin des linken Ex-Präsidenten Rafael | |
| Correa, kam demnach auf 44,2 Prozent. | |
| Umfragen hatten González zuletzt einen Sieg mit fünf Prozent Vorsprung | |
| prognostiziert. [2][Es kam anders]. Das könnte ein Nachspiel haben: Noch | |
| bevor Diana Atamaint, die Leiterin des Wahlamts, die „unumkehrbare Tendenz“ | |
| für Noboas Sieg verkündete, war González vor ihre Anhänger:innen | |
| getreten. „Wir erkennen das Ergebnis nicht an“, sagte sie und forderte eine | |
| Neuauszählung wegen Wahlbetrugs. Belege dafür nannte sie nicht – außer, | |
| dass Noboa als Präsident ungeeignet sei. Zudem rief sie alle linken | |
| Parteien und sozialen Bewegungen auf, „sich zu aktivieren“. Es blieb | |
| unklar, was sie damit meinte – und ob das womöglich Proteste in den | |
| kommenden Tagen bedeutet. | |
| Expert:innen zufolge ist ein Wahlbetrug bei einem so hohen Abstand | |
| unwahrscheinlich – und eine Neuauszählung bei einem Abstand von über fünf | |
| Prozent ebenfalls. | |
| „Das war ein historischer Sieg – es gibt keine Zweifel daran, wer der | |
| Gewinner ist“, sagte Daniel Noboa indes nach der Bekanntgabe der | |
| Ergebnisse. „Ecuador verändert sich und hat einen neuen Weg gewählt.“ | |
| ## Ausnahmezustand in mehreren Provinzen vor der Wahl | |
| González wie Noboa hatten im Wahlkampf harte Hand in der Sicherheitspolitik | |
| und weitere Militarisierung versprochen. González hatte das Ganze noch mit | |
| Versprechen von mehr Bildung und Gesundheit ergänzt, während Noboa | |
| Gutscheine verteilen wollte. Im einzigen TV-Duell hatten die beiden sich in | |
| persönlichen Attacken verausgabt, statt über politische Inhalte zu | |
| debattieren. | |
| Am Tag vor der Wahl hatte Noboa in mehreren Provinzen den Ausnahmezustand | |
| verhängt. Zudem war in den Wahllokalen der Gebrauch von Mobiltelefonen | |
| verboten – ein rechtlich zweifelhaftes Novum, das die Angst vor Wahlbetrug | |
| schürte. Denn in Südamerika dient ein Foto vom angekreuzten Wahlzettel | |
| vielen als Sicherheit, dass ihre Stimme zählt. | |
| Noboa war nicht vom Amt zurückgetreten, um Wahlkampf zu machen, wie es in | |
| Ecuador vorgeschrieben ist. Denn dann hätte die von ihm verhasste | |
| Vizepräsidentin Verónica Abad die Amtsgeschäfte übernommen. Nicht nur der | |
| Umgang mit Abad belegt, dass Noboa die Macht ungern teilt. Seine | |
| autoritären Tendenzen wurden in den rund 18 Monaten im Amt immer | |
| deutlicher. | |
| ## Gewalt und mächtige Drogenkartelle | |
| Das größte Problem Ecuadors ist die Gewalt. Zu ihrer Bekämpfung hat Noboa | |
| weder vor Ausnahmezuständen und Militarisierung noch vor dem Anheuern von | |
| ausländischen Söldnern zurückgeschreckt. Er sieht in Mega-Gefängnissen wie | |
| bei El Salvadors Präsident Nayib Bukele die Antwort auf die Krise in den | |
| Knästen. Ecuador ist berüchtigt für Massaker in den Gefängnissen, in denen | |
| Banden herrschen. | |
| Das einst ruhige Ecuador hat heute die höchste Mordrate Lateinamerikas. | |
| Kriminelle Banden und ausländische Kartelle haben sich eingenistet, | |
| durchdringen Politik und Justiz. Es geht vor allem um Drogenhandel. Zwar | |
| sank 2024 die Mordrate von rund 8.200 auf rund 7.000 – doch ist sie bei | |
| rund 18 Millionen Einwohner:innen immer noch hoch. | |
| Der langfristige Erfolg von Noboas Politik ist zweifelhaft. Schon der | |
| Januar 2025 war der blutigste in der Geschichte des Landes. Und der Preis | |
| ist hoch: Staatliche Sicherheitskräfte ließen gewaltsam Menschen | |
| verschwinden, folterten und ermordeten sie. Allein an der Küste waren es | |
| zuletzt 27 Verschwundene [3][laut dem Komitee für Menschenrechte von | |
| Guayaquil], darunter neun Kinder. International Schlagzeilen machten im | |
| Dezember vier Schwarze Kinder aus [4][Guayaquil, die] [5][Militärs | |
| verschleppten und grausam ermordeten.] | |
| 14 Apr 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Wahlergebnis-in-Ecuador/!5966469 | |
| [2] /Wahlen-in-Ecuador/!6064967 | |
| [3] https://www.rfi.fr/es/programas/noticias-de-am%C3%A9rica/20250206-denuncian… | |
| [4] /Ecuador-vor-der-Stichwahl/!6077883 | |
| [5] https://elpais.com/america/2024-12-25/las-camaras-de-vigilancia-confirman-l… | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Wojczenko | |
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