# taz.de -- Russisch gehaltene Immobilien in Tirol: Den Oligarchen gefällt es … | |
> Mit Tricks schaffen es reiche Russen und Putin-Freunde, ihre Villen in | |
> Österreich trotz EU-Sanktionen zu behalten. Eine Rolle dabei spielt | |
> Zypern. | |
Bild: Kitzbühel: Das Städtchen im österreichischen Tirol ist das Mekka der S… | |
Wer seine Millionen zeigen und ausgeben möchte, der ist in [1][Kitzbühel] | |
am richtigen Ort. Das Städtchen im österreichischen Tirol ist das Mekka der | |
Schönen und Reichen der Welt, die dort gern edlen Winterurlaub machen oder | |
sich in einem Chalet niederlassen. So auch zahlreiche russische Oligarchen. | |
Als Unterstützer von Präsident Wladimir Putin und dessen Krieg gegen die | |
Ukraine stehen viele von ihnen auf der Sanktionsliste der Europäischen | |
Union. Ihr Besitz in der EU wird eingefroren, sie kommen nicht mehr ran. | |
Das müsste auch bei Eduard Chudainatow so sein, einem reichen Öl-Manager | |
und Putin-Vertrauten. | |
Mit einiger Finesse, wie es scheint, hat sich Chudainatow mit seinem | |
privaten [2][Umfeld aus den Sanktionen] rausgemogelt. Auf drei Grundstücke | |
mit vier Luxusvillen, die zum stolzen Preis von insgesamt 26 Millionen Euro | |
gekauft worden waren, hat er weiterhin unbehelligt Zugriff. Man braucht | |
dafür: eine Lebensgefährtin mit einem zypriotischen Pass. | |
Der Tiroler Landtagsabgeordnete Markus Sint von der unabhängigen Liste | |
Fritz sowie das internationale Recherchenetzwerk OCCRP haben ziemlich | |
akkurat über die Immobiliengeschäfte von Svetlana E. recherchiert. Diese | |
gilt, auch wenn ihr Anwalt das bestreitet, als langjährige Lebensgefährtin | |
von Eduard Chudainatow. Immerhin hat sie laut OCCRP zwei Kinder von ihm. E. | |
ist Russin, hat aber einen Pass der [3][Republik Zypern] erlangt und ist | |
somit EU-Bürgerin. Das geschieht haufenweise auf der Mittelmeerinseln, | |
Zypern gilt als Einfallstor für Russen in die EU. | |
## Was macht Svetlana E. mit vier Villen? | |
Als Zypriotin kaufte sie, das hat der Abgeordnete Sint fein säuberlich | |
dokumentiert, in den Jahren 2017, 2018 und 2021 die Kitzbüheler Anwesen. | |
Woher hatte Swetlana E. die 26 Millionen, und was macht eine Frau mit vier | |
Villen? Sint war empört. „Behörden und Politik wissen um dieses | |
Zypern-Schlupfloch“, kritisiert er gegenüber der taz. | |
Als Russin hätte E. ein öffentliches Interesse an den Villen nachweisen | |
müssen, als EU-Bürgerin stehen ihr die Pforten offen. Sie fungiere „nur als | |
Strohfrau für einen sanktionierten Oligarchen“. Das OCCRP berichtet, dass | |
E. bislang meist nicht gearbeitet hat und wenn, dann bei staatlichen | |
russischen Stellen mit einem Jahresgehalt von unter umgerechnet 20.000 | |
US-Dollar. | |
Da sich die Gemeinde, das Land Tirol und Österreich nach Ansicht von Sint | |
nicht um den Fall kümmern, meldete er selbst Mitte 2024 die Immobiliendeals | |
an die zuständige Direktion Staatsschutz und Nachrichten (DNS) im | |
Innenministerium. Bald darauf konnte der Abgeordnete im Grundbuch | |
nachschauen, dass die Villen eingefroren und damit sanktioniert worden | |
waren, wie es die EU vorsieht. | |
## „Putin-Villa“ gehört zypriotischer Briefkastenfirma | |
Dagegen klagte Swetlana E. allerdings vor dem Innsbrucker Landesgericht – | |
und bekam am 30. Januar dieses Jahres Recht, wie das österreichische | |
Innenministerium auf taz-Anfrage bestätigt. Die Richter haben auf eine | |
Entscheidung des Obersten Gerichtshofes verwiesen, dass „die bloße | |
Darlegung einer beispielsweise familiären Verbindung“ zwischen einem | |
Oligarchen und etwa seiner Partnerin nicht für eine Sanktionierung | |
ausreichten. | |
Ähnlich gelagert ist der Fall, der von Einheimischen bezeichneten | |
„Putin-Villa“ in Kitzbühel. Diese gehört offiziell einer zypriotischen | |
Briefkastenfirma, tatsächlich aber laut OCCRP dem Oligarchen und | |
Putin-Freund Arkadi Rotenberg. Auch dieses Haus ist nicht sanktioniert. | |
Nicht bestätigt sind Beobachtungen von Kitzbühelern, die dort schon die | |
beiden Töchter von Wladimir Putin im Urlaub gesehen haben wollen. | |
Und nun? Das Innenministerium bleibt wage und schreibt über die | |
„Herausforderung“ an seine Staatsschützer, den sanktionierten Oligarchen | |
Vermögen nachzuweisen, auch wenn diese es mit „Verschleierungsmethoden“ | |
verbergen. Der Abgeordnete Sint sagt das viel direkter: Auf allen Ebenen | |
müsse weitaus hartnäckiger recherchiert und ermittelt werden. „Wenn so | |
etwas wie mit den Villen durchgeht“, meint er, „dann gute Nacht Österreich, | |
gute Nacht Europa.“ | |
9 Apr 2025 | |
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## AUTOREN | |
Patrick Guyton | |
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