# taz.de -- Urteil in Großbritannien: Transfrauen laut Oberstem Gericht rechtl… | |
> Das Oberste Gericht in London gibt einer Klage schottischer Frauengruppen | |
> statt: Im Antidiskriminierungsrecht sind Mann und Frau biologisch | |
> definiert. | |
Bild: Aktivistinnen von „For Women Scotland“ feiern das Gerichtsurteil vor … | |
Berlin taz | Das Oberste Gericht des Vereinigten Königreiches hat der | |
großzügigen Auslegung von Transrechten eine Absage erteilt. In einem mit | |
Spannung erwarteten [1][Grundsatzurteil] kamen die Richterinnen und Richter | |
in London am Mittwoch zum Schluss, allein das biologische Geschlecht sei | |
maßgeblich bei Belangen der Diskriminierung zwischen Männern und Frauen. | |
Nur so sei das geltende Gleichstellungsrecht überhaupt anwendbar. | |
„Die Definition von Geschlecht im Gleichstellungsgesetz von 2010 stellt | |
klar, dass der Begriff des Geschlechts binär ist, eine Person ist entweder | |
Frau oder Mann“, führt [2][das Urteil] aus. [3][Frau und Mann seien | |
juristisch geschützte Kategorien], anhand derer Rechte geltend gemacht | |
würden. „Bestimmungen zum Schutz von Frauen schließen notwendigerweise | |
Männer aus.“ | |
Die rechtliche Kategorie der Transperson beziehe sich auf Menschen mit | |
einer amtlichen Geschlechtsangleichungsbestätigung ([4][Gender Recognition | |
Certificate – GRC]). Da dies nicht notwendigerweise eine physische | |
Veränderung voraussetze und es verboten sei, jemanden zu fragen, ob er oder | |
sie ein GRC trage oder nicht, sei ein Diskriminierungsverbot auf Grundlage | |
eines GRC praktisch nicht anwendbar: Dann könnten auch biologische Männer | |
juristisch als Frauen gelten, ohne es offenlegen zu müssen, und man wisse | |
gar nicht mehr, mit welchem Geschlecht man es im Einzelfall zu tun habe. | |
„Wir können keinen guten Grund feststellen, wieso die Legislative | |
intendiert haben sollte, dass geschlechtsspezifische Rechte und | |
Schutzbestimmungen unter dem Gleichstellungsgesetz von 2010 auf diese | |
komplexen, heterogenen Gruppen anwendbar sein sollten statt auf die | |
voneinander verschiedenen Gruppen biologischer Frauen und Mädchen oder | |
Männer und Jungs mit ihrer gemeinsamen Biologie, die zu gemeinsamer | |
Benachteiligung und Diskriminierung als Gruppe führt.“ | |
## Klare Unterscheidung zwischen Mann und Frau geboten | |
Das Urteil führt in Anlehnung an geltende Bestimmungen der britischen | |
[5][Antidiskriminierungsbehörde EHRC] eine Reihe von Umständen auf, in | |
denen eine klare Unterscheidbarkeit von Mann und Frau im Sinne von | |
Antidiskriminierung rechtlich geboten sei: Schwangerschaft und | |
Mutterschaft; Vereinigungsfreiheit für Lesben und Schwule sowie in | |
Sonderfällen für Frauen und Männer; geschlechtsbasierte positive | |
Diskriminierung; geschlechtsspezifische Arbeitsstellen; | |
geschlechtsspezifische Gesundheitsangebote; Sport; Datenerhebung. | |
[6][Die Klage in London] folgte auf einen Rechtsstreit in Schottland | |
darüber, ob eine Frauenquote von 50 Prozent in öffentlichen Gremien auch | |
durch die Berufung von Transfrauen erreicht werden kann. Die schottische | |
Autonomieregierung hatte dies bejaht, Frauengruppen hatten dagegen geklagt | |
und zunächst vor der schottischen Justiz verloren. In London haben sie nun | |
obsiegt. | |
Entsprechend feierten Aktivistinnen vor dem Gerichtsgebäude in der | |
britischen Hauptstadt das Urteil. Es müsse nun klargestellt werden, dass | |
biologische Männer auch dann keinen Zugang zu geschützten Räumen für Frauen | |
– etwa Frauenhäuser und Einrichtungen für Vergewaltigungsopfer – | |
beanspruchen könnten, wenn sie sich per Geschlechtsangleichungsbestätigung | |
zur Frau erklärt hätten, forderten schottische Frauengruppen. | |
Der Streit über solche Fragen hatte vor zwei Jahren die damalige | |
schottische Ministerpräsidentin Nicola Sturgeon zu Fall gebracht. Sie hatte | |
weitreichende Bestimmungen zur „Selbstidentifikation“ auf den Weg gebracht. | |
Nachdem dann ein Vergewaltiger seine Einweisung in einen Frauenknast | |
erwirkte, indem er während des laufenden Vergewaltigerprozesses gegen ihn | |
eine weibliche Identität annahm, und als weitere dubiose Fälle des | |
Missbrauchs von Transrechten durch Sexualverbrecher bekannt wurden, stießen | |
die neuen Regeln auf [7][breite Empörung]. Später wurden sie auf britischer | |
Ebene gekippt: Die Justiz urteilte, die schottische Autonomieregierung | |
überschreite damit ihre Kompetenzen. | |
## Transrechte als solche seien unberührt | |
Das Gericht in London betont, Transrechte als solche seien von dem Urteil | |
unberührt: Die Bestimmungen zum Schutz von Transpersonen vor | |
Diskriminierung würden nicht dadurch geschwächt, dass das biologische | |
Geschlecht als Grundlage von Schutz von Mann und Frau festgehalten sei. | |
Geschlecht („sex“) und Geschlechtsangleichung („gender reassignment“) s… | |
„unterschiedliche und getrennte Grundlagen von Diskriminierung und | |
Ungleichheit“ mit „getrennten Schutzbedingungen“. Die Mehrheit von | |
Transpersonen habe ohnehin keine Geschlechtsangleichungsbestätigung. | |
Die Debatte, ob Transrechte zum Nachteil von Frauenrechten gehen, wird in | |
Großbritannien besonders engagiert geführt, weil das Land kein Meldewesen | |
kennt und keine Personalausweise mit Geschlechtseintrag. Viele | |
Transpersonen leben somit einfach im anderen Geschlecht, ohne sich das je | |
amtlich bestätigen lassen zu müssen. Dies kann zu Problemen führen, die in | |
Ländern mit Ausweispflicht nicht auftreten. | |
16 Apr 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://supremecourt.uk/uploads/uksc_2024_0042_judgment_aea6c48cee.pdf | |
[2] https://supremecourt.uk/uploads/uksc_2024_0042_judgment_aea6c48cee.pdf | |
[3] /Trumps-Dekret-gegen-trans-Personen/!6060005 | |
[4] https://www.gov.uk/apply-gender-recognition-certificate | |
[5] https://www.equalityhumanrights.com/ | |
[6] https://supremecourt.uk/cases/uksc-2024-0042 | |
[7] /Transrechte-in-Schottland/!5914854 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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