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# taz.de -- Verbandschefin über Jugendarbeit: „Das Arbeitsfeld ist am Limit�…
> Hamburg braucht mehr offene Angebote für Kinder und Jugendliche, fordert
> Anja Post-Martens anlässlich des zweiten Kinder- und Jugendhilfegipfels.
Bild: Wollen der Jugendhilfe Gehör verschaffen: Aktivisten bei einer Sitzung d…
taz: Frau Post-Martens, Sie sind Geschäftsführerin des Verbandes für Kinder
und Jugendarbeit Hamburg. Wie steht es um den Bereich?
Anja Post-Martens: Das Arbeitsfeld ist am Limit, nicht einmal der Bestand
ist gesichert. Uns fehlen Infrastruktur, Personal und Honorarmittel für
pädagogische Angebote. Dabei wäre dringend ein Ausbau nötig, um unseren
gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.
taz: Wie lautet denn der Auftrag?
Post-Martens: Die Jugendhilfe hat den gesetzlichen Auftrag, jungen Menschen
die eigene und gemeinschaftliche Entwicklung zu ermöglichen und zur
Verbesserung der Lebensbedingungen beizutragen. Die offene Kinder- und
Jugendarbeit, die OKJA, soll allen jungen Menschen Räume eröffnen, in denen
sie mitbestimmen und gestalten können, um gesellschaftliche Verantwortung
zu übernehmen und sich sozial und politisch engagieren zu können.
taz: Wo finden sich diese Räume?
Post-Martens: In Jugendclubs, Aktiv- und Bauspielplätzen, Mädchen*treffs,
Spielhäusern und vielen anderen offenen Angeboten, die nach eigenen
Bedürfnissen mitgestaltet werden können. Diese müssen im sozialen Nahraum
aller jungen Menschen vorhanden sein.
taz: Nun ist gerade eine rot-grüne Wahlperiode vorbei. Hat sich da nichts
gebessert?
Post-Martens: Wir konnten erste Erfolge verbuchen, zum Beispiel, dass
Tarifsteigerungen nicht mehr auf Kosten pädagogischer Angebote finanziert
werden sollen. Das lag auch daran, dass wir mit [1][„Tu was, Hamburg!“]
arbeitsfeldübergreifend in der Kinder- und Jugendhilfe ein solidarisches
Bündnis bildeten. So wird auch bereits über konkrete Schritte zur
Überwindung von Obdachlosigkeit junger Menschen, über die Kita-Qualität und
über Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen gesprochen. Es
bleibt aber noch viel zu tun.
taz: Was erwarten Sie [2][vom neuen Senat]?
Post-Martens: Den Ausbau der sozialen Infrastruktur. Die OKJA muss
strukturell abgesichert und inhaltlich aufgewertet werden. Es kann nicht
sein, dass immer noch fast 60 Prozent dieser Treffs weniger als zwei
Vollzeitstellen haben. Das schränkt die Öffnungszeit und die Qualität ein
und gehört dringend geändert.
taz: Steht Hamburg schlechter da als andere Städte?
Post-Martens: Unser Maßstab ist nicht, ob wir besser als schlecht, sondern,
ob wir gut sind. Wir sind vorsichtig optimistisch, da die bessere
Absicherung unserer Arbeit bei der Hamburg-Wahl in den Programmen aller
demokratischer Parteien explizit benannt wurde. Wir erwarten, dass das
umgesetzt wird.
taz: Also mehr Geld?
Post-Martens: Ja, das kostet mehr Geld. Es soll aber auch mehr Austausch
über unsere Expertise geben. Die Grundsätze der Offenen Arbeit sollten
richtungsgebend für alle Bereiche der Kinder- und Jugendhilfe sein, also
auch in Wohngruppen und ambulanten Einzelhilfen. Wir müssen darüber reden,
wie wir junge Menschen tatsächlich beteiligen können.
taz: Ihr Verband ruft mit zu [3][„Tu was, Hamburg!“] auf, dem 2. Hamburger
Kinder und Jugendhilfegipfel. Warum ist der nötig?
Post-Martens: Weil der Jugendhilfe der nötige Stellenwert fehlt. Wir treten
gemeinsam für Verbesserungen im Interesse junger Menschen und ihrer
Familien ein und dafür, dass die Fachkräfte von ihrer Arbeit weder krank
noch arm werden. Außerdem müssen wir uns in der Jugendhilfe konsequent
menschen- und kinderrechteorientiert positionieren und angesichts der
aktuellen Entwicklung ausdrücklich gegen Ausgrenzung, Autoritarismus und
Rechtsextremismus.
taz: Ist die Stadt beim Gipfel dabei?
Post-Martens: Da gehe ich von aus. Eingeladen sind alle, die sich eine
Weiterentwicklung der Jugendhilfe wünschen.
taz: Was ist das Ziel des Gipfels?
Post-Martens: Der erste Gipfel hat im Mai 2024 [4][eine Resolution] mit
Forderungen beschlossen. Wir wollen schauen, was wir umsetzen konnten und
was der Umsetzung harrt und gemeinsam Handlungsperspektiven entwickeln. Es
geht darum, den Forderungen Nachdruck zu verleihen und eine Stimme für die
Bedürfnisse und Rechte junger Menschen zu sein.
2 Apr 2025
## LINKS
[1] /Ex-Jugendreferent-ueber-Protest-Tagung/!6005091
[2] /!6078679/
[3] https://tu-was-hamburg.de/?page_id=503
[4] https://tu-was-hamburg.de/wp-content/uploads/2024/05/Resolution_Tuwas-Hambu…
## AUTOREN
Kaija Kutter
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