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# taz.de -- Unterwegs in Kanada: Gold, Kartoffeln und Hitchcock
> Den Wilden Westen gibt's auch in Kanada. Und einen aus der Zeit
> gefallenen Saloon gleich noch dazu. Zu Besuch im „Packing House“ in
> British Columbia.
Bild: Mit Suspense und „Psycho“-Aura kommt das Baits Motel in Spences Bridg…
British Columbia taz Kanada hat die dicksten Kartoffeln. Und Möhren. Und
Zucchini. [1][Der Whiskey mag nicht ganz mithalten] mit dem
US-amerikanischen Pendant, aber es gibt ihn. Ob der erst angedrohten, dann
zurückgenommenen, jedoch weiterhin im Raum schwebenden Strafzölle lautet
das Motto in vielen kanadischen Supermärkten jetzt jedenfalls: „Buy
Canadian!“
Das mag an Tucholskys berühmte deutsche Bananen erinnern. Aber in
unsicheren Zeiten ist es aus Sicht der KanadierInnen sicher nicht schlecht,
für manches lokale Produkt unabhängig von anderen Ländern zu sein.
Da trifft es sich, dass Kanada auch Orte bietet, die man beim ersten
Anblick eigentlich als Ur-[2][Americana] eigentlich Tausende Kilometer
weiter südlich verorten würde: ein zartes Wild-West-Panorama, sogar mit
echter Wüstenvegetation.
Gemeint ist der Gold Rush Trail, der sich als schmaler Streifen vom
Südosten British Columbias bis ins zentral in der kanadischen Provinz
gelegene Prince George erstreckt. Umgeben ist der Trail von tiefem Wald,
ein besonderes Mikroklima verleiht dem Flecken mittendrin ein ganzjährig
semitrockenes Wüstenklima, mit den heißesten Temperaturen in ganz British
Columbia
In dieser Wüste, die sich so plötzlich materialisiert, wie sie wenige
Dutzend Meilen später schon wieder vorbei ist, befindet sich nun ein ebenso
unerwarteter Ort zum Einkehren: das Packing House. Wer auf dem British
Columbia Highway 1 unterwegs ist, kann es bei einem Zwischenstopp in
Spences Bridge ganz einfach finden.
## „Jetzt halte ich Sie als Geisel fest!“
Ein Holzhäuschen vor einer kleinen graslosen Anhöhe, mitsamt typischer
Western-False-Front-Architektur – jener hochgezogenen Fassade, die das
Bauwerk größer erscheinen lässt, als es tatsächlich ist –, sowie
zugehöriger Postfiliale und Kaufmannsladen. Auf der anderen Seite des
Schotterwegs befindet sich das Baits Motel, das mit der Unterkunft aus dem
Hitchcock-Horror neben dem Namensklang auch eine gewisse Aura teilt.
Drinnen warten runde Tische mit Holzstühlen im so üppig dekorierten wie
schmal bemessenen Saloon auf Gäste. Man kann gar nicht anders, als in
dieser Gemengelage an einen Film zu denken. Gerade eingetreten, werden die
Jalousien heruntergelassen: „Jetzt halte ich Sie als Geisel fest!“, sagt
eine ältere Dame und freut sich dabei sichtlich, während sie die
Speisekarten verteilt und Bestellungen aufnimmt.
In Zeiten, wo alles exakt so gemeint ist, wie von Bösewichten angekündigt,
sorgt das für einen kurzen Suspense-Moment. Aber dann gibt es das beste
Essen auf diesem Roadtrip: hausgemachtes Chili, Sandwiches wie für zwei
Hauptmahlzeiten, und ein bisschen Smalltalk gratis dazu.
Falls man irgendwo stranden müsste, dann bitte an einem Ort wie dem Packing
House; von hier aus wären es auch nur wenige Schritte hinüber zum Motel.
Falls nicht, kann man weiter ins rund 40 Kilometer weiter nördliche, ebenso
aus der Zeit gefallene Ashcroft fahren und das örtliche Heimatmuseum
besuchen.
Mit etwas Glück erzählt hier ein Guide namens Peter von der
chinesisch-kanadischen Geschichte zu Zeiten des Goldrauschs. Oder von einer
Tänzerin, die in ihren Auftritten indigene und englische Sprache
miteinander verband.
Der fruchtbare Vulkanascheboden in der Region sorgte übrigens seinerzeit
ebenso für einigen Hype, auch weil in ihm die dicken Kartoffeln reiften.
Die sollen sogar Queen Victoria in England begeistert haben.
29 Mar 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Katharina J. Cichosch
## TAGS
Reiseland Kanada
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Reisen
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