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# taz.de -- Eishockey-Ikone Gretzky und Trump: Vom Sockel gestoßen
> Eishockey-Legende Wayne Gretzky wird in Kanada wegen seiner Trump-Nähe
> als Verräter betrachtet. Es gibt gar eine Petition für eine
> Straßenumbenennung.
Bild: Wayne Gretzky mit seiner Frau Janet Jones bei der Inaugurationsfeier von …
Wer in diesen Tagen als US-Amerikaner durch die Straßen von Vancouver,
Edmonton oder Toronto läuft, muss sich darauf gefasst machen, nicht eben
herzlich behandelt zu werden. Die Stimmung zwischen den beiden Ländern, die
über Jahrzehnte ein brüderliches Verhältnis hatten, ist, seitdem Trump im
Weißen Haus sitzt, extrem angespannt.
Trumps [1][Verhängung von Importzöllen] gegen den nördlichen Nachbarn und
seine offen ausgesprochenen Gelüste, das Land als 51sten US-Staat zu
annektieren, haben in Kanada eine Welle des Patriotismus ausgelöst.
Kanadier boykottieren US-amerikanische Produkte. Die Kaffee-Machart
„Americano“ wurde in den Starbucks nördlich der Grenze in „Canadiano“
umbenannt. In Vorgärten wehen so viele kanadische Flaggen wie nie zuvor.
Und wenn bei Eishockeyspielen der National Hockey League, an der sieben
kanadische Mannschaften teilnehmen, die US-Hymne gespielt wird, pfeifen und
johlen die Fans aus Protest.
Das war zuletzt wieder [2][beim Vier-Nationen-Turnier zwischen den USA,
Kanada, Schweden und Finnland zu hören], bei dem sich die USA und Kanada im
Endspiel gegenüberstanden. Doch die Pfiffe der kanadischen Fans im TD
Garden in Boston galten nicht nur Trump und seiner Politik. Viele richteten
sich auch gegen einen Mann, der bis vor Kurzem in Kanada als eine Art
Nationalheiliger galt.
Eishockey-Legende [3][Wayne Gretzky], der praktisch unangefochten als der
beste Eishockeyspieler aller Zeiten gilt, war als Ehrenkapitän der Kanadier
nach Boston gekommen. Er saß in einem dunkelblauen, neutralen Anzug auf der
kanadischen Bank während sein Gegenüber, Michael Eruzione von der
legendären „Miracle on Ice“-Truppe der Spiele von 1980, sich ein Trikot in
den US-Nationalfarben übergezogen hatte.
## Ehrengast bei Trumps Feier
Das alleine hätte vermutlich nicht ausgereicht, um die kanadischen Anhänger
zu erzürnen. Gretzky, der in den USA Wohnsitze in Arizona, Missouri,
Kalifornien und Florida besitzt und mit einer Amerikanerin verheiratet ist,
war als Ehrengast zu Donald Trumps Inaugurationsfeierlichkeiten eingeladen.
Es war nicht das erste Mal, dass Gretzky in Mar-a-Lago gastierte. Die Nähe
zu seinem Nachbarn im floridianischen Prominentenort Palm Springs ist
hinlänglich bekannt.
Nun wäre Trump nicht Trump, wenn er diese Verbindung nicht zu
instrumentalisieren gewusst hätte. Er könne sich Gretzky gut als Gouverneur
von Kanada als dem 51sten Staat der USA vorstellen, ließ er verlauten. „Er
müsste kaum Wahlkampf machen. Er würde automatisch gewählt.“
Das hätte gewiss gestimmt, bevor Trump diese Bemerkungen gemacht hatte. Der
Status von Gretzky als kanadische Ikone ist kaum zu überschätzen. Selbst
Vergleiche mit [4][Beckenbauer] in Deutschland zu seinen kaiserlichsten
Zeiten, [5][Pelé] in Brasilien oder [6][Usain Bolt] in Jamaika reichen kaum
aus.
Gretzky war der Junge aus einem Arbeiterhaushalt in der Kleinstadt
Brantford, der über die 20 Jahre seiner Profilaufbahn hinweg die Nation
stolz gemacht hat. Er brachte vier NHL-Titel nach Edmonton, bevor er in den
Süden wechselte. Er hält bis heute die Rekorde für die meisten Saisontore,
Assists und Hattricks. Gretzky ist das Gesicht der Sportart, die in Kanada
die meisten begeistert. So sehr, dass neben Eishockey beinahe alle anderen
Sportarten unter den Tisch fallen.
Nun gilt er, seiner Nähe zu Trump und seiner Kleiderwahl beim
Vier-Nationen-Turnier wegen, in Kanada als Verräter. Es wurden Petitionen
unterschrieben, um die Gretzky-Straße in Edmonton wieder umzubenennen. Man
kritisiert ihn dafür, sich nicht gegen Trumps Annexionsfantasien aufgelehnt
zu haben. Kanadische Sportreporter haben ihm [7][den Titel „The Great
One“], den er seit 40 Jahren trägt, aberkannt.
Gretzky selbst, der seit Langem US-Bürger ist und vielleicht gar nie derart
vereinnahmt werden wollte, schweigt dazu. Seine Frau nahm ihn in Schutz und
bezeichnete ihn als Patrioten. Ähnliches tat sein Weggefährte Bobby Orr in
einer Kolumne im Toronto Star. Trump entließ ihn derweil via X aus dem
Druck, Position zu beziehen, und erklärte ihn zum Free Agent.
11 Mar 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Sebastian Moll
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