# taz.de -- Eishockey-Diplomatie der Supermächte: Auf die Propagandabühne | |
> Auch mit ihren geplanten Eishockey-Spielen verändern US-Präsident Donald | |
> Trump und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin die Weltordnung. | |
Bild: Eishockey-Deal? Dieses Händeschütteln von Putin (l.) und Trump beim G-2… | |
Das zweistündige Telefonat zwischen Putin und Trump in der vergangenen | |
Woche hat sich bekanntlich weitestgehend als Nullnummer herausgestellt. | |
Einer Waffenruhe in der Ukraine ist man keinen Schritt nähergekommen. Die | |
Unklarheit, ob Angriffe gegen „Energie und Infrastruktur“ oder gegen | |
„Energieinfrastruktur“ ausgesetzt werden sollen, war schon nach Stunden | |
gleichgültig, [1][als Putins Drohnen mehrere ukrainische Stadtgebiete mit | |
Bombenangriffen überzogen.] Das Einzige, was deutlich wurde, war, dass | |
Putin mit Trump umspringen kann, wie er will. | |
Immerhin scheint man sich in einer Sache angenähert zu haben. Als das | |
Gespräch auf Eishockey kam, wurden offenbar beide Staatschefs von einem | |
freudigen Enthusiasmus gepackt. Sowohl Trump als auch Putin lieben den | |
Sport und so wurden sie sich rasch einig, dass man möglichst bald Spiele | |
zwischen Teams der beiden Profiligen NHL und KHL austragen sollte. | |
Das wäre in Zeiten des Kalten Krieges noch eine überaus begrüßenswerte | |
Entwicklung gewesen. [2][So führte die Tischtennis-Diplomatie] zwischen Mao | |
Zedong und Richard Nixon in den 70er Jahren zu einer merklichen und | |
nachhaltigen Entspannung der Beziehungen zwischen den USA und China. In | |
einer Ära, in welcher der US-Präsident mehr oder weniger gedankenlos die | |
bestehende Weltordnung zertrampelt, haben solche Einigungen jedoch einen | |
ganz anderen Beigeschmack. | |
Trump schert sich kaum um internationale Abkommen, das ist bekannt. Was | |
Sportorganisationen beschließen, scheint ihn noch weniger zu interessieren. | |
Dass etwa der russische Sport im Großen und Ganzen seit der Invasion der | |
Ukraine vom Weltsport ausgegrenzt wird. Bei Olympischen Spielen dürfen | |
russische Athleten nur unter neutraler Fahne starten, die Eishockeyspieler | |
aus Russland und Belarus bleiben mindestens bis Ende 2025 von | |
internationalen Turnieren ausgeschlossen. | |
## Möglichkeit der Machtdemonstration | |
Das Ziel einer solchen Politik ist es, für Putin den Sport als | |
Propagandawaffe unschädlich zu machen. Wenn demnächst ZSKA Moskau bei den | |
Florida Panthers gastiert oder die New Jersey Devils in St. Petersburg | |
spielen, dann wäre Putin zumindest in begrenztem Umfang wieder die | |
Möglichkeit geboten, sich per Sport als mächtig und leistungsstark oder | |
vielleicht sogar als sympathisch darzustellen. | |
Das Eishockey hat schon einmal dazu beigetragen, die | |
russisch-amerikanischen Beziehungen anzutauen. Als in den 90er Jahren nach | |
dem Fall des Eisernen Vorhangs die „Russian Five“ – Sergei Fedorov, | |
Vladimir Konstantinov, Slava Kozlov, Slava Fetisov und Igor Larionov – aus | |
der berüchtigten Schule des „Generals“ Victor Tichonov zu den Detroit Red | |
Wings kamen, erwärmten sie nicht nur durch ihr brillantes Passspiel die | |
Herzen der US-Fans, sondern stellten sich, allen Klischees der | |
Hockey-Roboter zum Trotz, auch noch als überaus sympathisch heraus. | |
Doch die Zeiten haben sich geändert. So hat [3][der russische | |
NHL-Torschützenkönig Alexander Owetschkin] von den Washington Capitals | |
einiges an Sympathien bei den Fans eingebüßt, seit er offen die russische | |
Invasion der Ukraine unterstützt und einen Putin-Fanklub gegründet hat. | |
Wenn er vermutlich am 10. April den ewigen Torrekord von Wayne Gretzky | |
bricht, wird der Applaus von den Rängen deshalb eher müde ausfallen. | |
Alleine das Weiße Haus wird wohl Begeisterung zeigen. | |
So spiegelt die Eishockey-Diplomatie zwischen Trump und Putin eigentlich | |
nur eines wider: die Kumpelei der beiden Anführer und ihren gemeinsamen | |
Ausbruch aus einer freiheitlich-demokratischen Weltordnung. | |
25 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Sebastian Moll | |
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