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# taz.de -- Tassen, Briefe und die CDU: Der Souverän, wer war das noch mal?
> Nicht nur die Kehrtwende bei der Schuldenbremse, auch der Umgang der CDU
> mit Tassen und Briefen zeigt, was sie von politischer Partizipation hält:
> nichts.
Bild: Engagiert für die Demokratie: Omas gegen Rechts im Februar in München
Politische Partizipation ist ein hohes demokratisches Gut. Es beschränkt
sich nicht nur aufs Wählengehen. Und dennoch wird das bei der CDU gerade so
gesehen: Einmal gewählt, gilt nicht mehr, was davor galt.
Nicht nur die Sache mit der Schuldenbremse, vorher blockiert, jetzt
durchgepeitscht, zeigt das. Auch, dass unzählige Päckchen mit Tassen und
Briefen in [1][Schuttcontainern hinterm Konrad-Adenauer-Haus] liegen, macht
deutlich, was die CDU vom Souverän hält, sobald der sein Kreuz gemacht hat.
Nämlich nichts.
Zur Erinnerung: Tassen wurden Friedrich Merz geschickt, weil der sagte, er
wolle nicht mit [2][grünen und linken Spinnern] reden, sondern mit Leuten,
die noch alle Tassen im Schrank haben. Daraufhin wurden ihm Hunderte
[3][Tassen geschickt], und denen sind Briefe beigelegt von Menschen, die
genau das, was er sich wünscht, auch wollen: mit ihm in einen
Meinungsaustausch treten. Daran hat Merz kein Interesse. Deshalb liegen die
Päckchen in den Containern.
Tausend Tassen, das ist jetzt die neueste Wendung, sollen [4][nach Gambia
in Afrika geschickt] werden. Denkt man den Merz’schen Ausfall weiter, heißt
das: In Afrika fehlen Tassen im Schrank. Man muss dazusagen: Peter Brunner
von seiner NGO Heart4Gambia hat um die Tassen gebeten, er meint es sicher
gut.
## Werden die Briefe gelesen?
Ungeachtet dessen ist für die, die Merz eine Tasse samt Brief geschickt
haben, die alles entscheidende Frage: Werden die den Päckchen beigefügten
Briefe gelesen? Um diese nämlich müsste es gehen. Die Pressestelle der CDU
antwortet auf diese Frage seit Tagen beharrlich nicht.
Die Briefe sind Meinungsbekundungen des Souveräns an den politischen
Vertreter. Einige liegen der taz in Kopie vor. Etwa der einer
Bibliothekarin. „Wir sind stolz, dass unsere Enkel gelernt haben, wie
Demokratie funktioniert, und deren Möglichkeiten nutzen. Dafür müssen wir
uns nicht von Ihnen beschimpfen lassen“, schreibt sie.
Liane P. aus Leipzig, die in ihrem Brief an Merz ihre Empörung über dessen
[5][Attacken auf die Omas gegen rechts] deutlich macht, sagt am Telefon:
„Wir setzen uns für die Demokratie im Rahmen des Grundgesetzes ein. Jetzt
empfinden wir uns als unliebsame Akteurinnen. Ich empfinde keine
Wertschätzung, sollte keine Antwort kommen.“
Bürger und Bürgerinnen haben ein paar Möglichkeiten, um ihren politischen
Willen zu bekunden. Wahlen sind die gängigste. Ansonsten kann man
demonstrieren, das Gespräch mit Politiker*innen suchen, an Sit-ins
teilnehmen, Briefe schreiben.
## Ungeheuerlichkeit von Philipp Amthor
Abgeordnete sind angehalten, Briefe zur Kenntnis zu nehmen und zu
[6][beantworten]. Sie müssen es nicht mal persönlich tun, aber sie sollten
der Kommunikation mit dem Souverän nicht aus dem Weg gehen. So zeigen sie,
dass sie mit den Bürger*innen auf Augenhöhe sind.
Aber die CDU macht das bislang nicht.
Stattdessen setzt [7][Philipp Amthor], dieser Typ, den ernst zu nehmen
schwer fällt, und das ist gerade das Gefährliche an ihm, noch eins drauf.
Er öffnet ein paar der Päckchen und macht sich über die beigelegten Briefe
lustig, nur um am Ende das Ganze als Werbung für sich zu nutzen.
Das ist eine weitere Ungeheuerlichkeit, die die Missachtung zeigt. Der
Souverän ist für Amthor eine Witzfigur. Er tritt, was eine Demokratie
ausmacht, mit Füßen.
„Es ist faszinierend, wie konsequent ihr es schafft, jeglichen Anstand zu
vermeiden. Fast, als wäre es eine bewusste Entscheidung“, schreibt eine
Luisa Hauser in den Kommentaren.
„Nichts begriffen“, schreibt ein ptoons.
Genau so ist es.
22 Mar 2025
## LINKS
[1] /Protestaktion-gegen-CDU-Chef-Merz/!6074157
[2] https://www.youtube.com/watch?v=jYRDOaSUvok
[3] /Nach-Protestaktion-gegen-CDU-Chef/!6073149
[4] /Nach-Protestaktion-gegen-CDU-Chef/!6073149
[5] /551-Fragen-im-Bundestag/!6069900
[6] https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/in-eigener-sache/zwischen-10-minuten-…
[7] https://www.instagram.com/cdu/reel/DHDfQ48obF7/
## AUTOREN
Waltraud Schwab
## TAGS
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