# taz.de -- Deutsche Entwicklungszusammenarbeit: Es braucht ein neues Konzept | |
> Zunehmend richten Staaten ihre Auslandshilfen an nationalen Interessen | |
> aus. Deutschland sollte stattdessen auf eine stabile Weltwirtschaft | |
> setzen. | |
Bild: Bau einer Bahnstrecke in Kenia durch eine chinesische Firma: Wirtschaftli… | |
Die Forderungen nehmen zu, die deutsche Entwicklungszusammenarbeit als | |
Bestandteil „einer vor allem von unseren Interessen geleiteten Außen- und | |
Wirtschaftspolitik“ zu konzipieren, so hat es der Unions-Kanzlerkandidat | |
Friedrich Merz neulich gesagt. Wirtschaftsverbände wollen die | |
Entwicklungszusammenarbeit an Lieferungen aus Deutschland binden und | |
verweisen auf China und Frankreich, deren Entwicklungszusammenarbeit zu | |
höheren Anteilen in die eigene Wirtschaft zurückfließt. | |
Nicht zuletzt US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, die [1][wenige | |
verbleibende Auslandshilfe ganz auf US-Interessen auszurichten]. Eine rein | |
an nationalen Wirtschaftsinteressen ausgerichtete | |
Entwicklungszusammenarbeit hätte viele Nachteile: Sie ist um 15 bis 30 | |
Prozent teurer, so dass pro Euro weniger entwicklungspolitische Leistungen | |
erbracht werden. Sie konterkariert das Ziel, die lokale Wertschöpfung zu | |
erhöhen. | |
Deutschland ist als Exportland gut beraten, weiterhin für eine | |
regelbasierte Weltwirtschaft zu kämpfen – dazu gehören | |
Selbstverpflichtungen für offene Ausschreibungen. Und schließlich: | |
Lieferbindung würde deutschen Unternehmen wenig nützen, weil es in den | |
meisten KfW-geförderten Infrastrukturbereichen wie etwa Straßenbau | |
hierzulande keine wettbewerbsfähigen Anbieter gibt. Allerdings muss sich | |
Entwicklungszusammenarbeit neu legitimieren, wenn sie Bestand haben will. | |
Sie kann ihr Angebot stärker auf Themen ausrichten, die im deutschen | |
Interesse sind und dem globalen Gemeinwohl verpflichtet bleiben: der | |
klimafreundliche Umbau von Megastädten mit Hilfe deutscher Stadtplanungs- | |
und Architekturbüros, flankiert von Hochschulpartnerschaften; mit deutschen | |
Unternehmen [2][emissionsfreie Lieferketten] etablieren; für langfristige | |
Rohstoffverträge Technologietransfer anbieten; die Anwerbung von | |
Fachkräften mit Berufsbildungsprogrammen flankieren, die das | |
Fachkräfteangebot vor Ort erhöhen. Auf diese Weise entstehen | |
Wirtschaftsverflechtungen im gegenseitigen Nutzen – und das ganz ohne | |
Lieferbindung. | |
18 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Tilman Altenburg | |
Clara Brandi | |
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