# taz.de -- AfD mit Rassismus zum Rekord: Sieger der Hetze | |
> Die AfD hat im Osten ein Rekordergebnis erzielt. Die Fraktion im | |
> Bundestag wird damit nicht nur stärker, sondern auch deutlich | |
> rechtsextremer. | |
Bild: Freuen sich über die Aufmerksamkeit auf der Bundespressekonferenz: Alice… | |
Berlin Erfurt | taz | Nach dem [1][Wahlkampf ist vor dem Wahlkampf] für die | |
autoritär-nationalistische AfD: Alice Weidel behauptete am Wahlabend zwar | |
permanent, dass ihre Hand in Richtung der Union ausgestreckt sei. Wie sie | |
inhaltliche Differenzen zur Union auflösen wollte, beantwortete sie aber | |
wie so oft nicht: Würde sie etwa ein neues Sondervermögen für die | |
Aufrüstung der Bundeswehr befürworten? | |
Sie gab wortreich keine Antwort: Nach marktradikal-ideologischen | |
Ausführungen dazu, warum ein Staat angeblich keine Schulden machen dürfe, | |
landete sie in kürzester Zeit wieder bei „offenen Grenzen“, einer | |
angeblichen „Herrschaft des Unrechts“ und einer aufgeweichten | |
Schuldenbremse, die unter CDU-Kanzler Merz mit der SPD drohen würde. Sie | |
hingegen wolle mit dem „eisernen Besen durchkehren“. So wurde bei der | |
Bundespressekonferenz am Tag nach der Wahl zumindest eines schnell klar: | |
Fundamentalopposition bleibt. | |
Selbst die enttäuschte Frage der weit [2][nach rechts gerückten | |
Schwäbischen Zeitung], wie sie denn ohne Regierungsverantwortung die | |
AfD-Wähler*innen bei der Stange halten wolle, beantwortete Weidel mit | |
Medienschelte von angeblichen „linken Schmutzkampagnen“ und der | |
„steuerfinanzierten Mainstreampresse“. | |
Und als es mit Fragen zur [3][mutmaßlich illegalen | |
2,35-Millionen-Euro-Spende] des [4][mutmaßlich wahren Spenders Henning | |
Conle] unangenehm wurde, wich Weidel komplett aus und ließ ihren | |
Co-Parteichef Tino Chrupalla mit Allgemeinplätzen jegliche Kenntnis von | |
Unregelmäßigkeiten abstreiten. Nebenbei lobte sie den autoritären Umbau des | |
US-amerikanischen Staates durch Donald Trump, Elon Musk und dessen | |
angebliche „Effizienzbehörde“: „So was brauchen wir auch!“ | |
## Projekt „Zerstörung der CDU“ | |
[5][Ansonsten rollt bei der AfD] vor allem das Projekt „Zerstörung der CDU“ | |
voran: Die Co-Sprecher*innen griffen weiter die Brandmauer an – man dürfe | |
„den Wählerwillen“ nicht ignorieren –, während sie selbst verdrängten,… | |
in Nachwahlbefragungen selbst im Osten noch eine Mehrheit der | |
Wähler*innen eine Regierungsbeteiligung der AfD grundsätzlich ablehnen. | |
Chrupalla forderte trotzdem mal eben den Rücktritt der Regierunsgschefs im | |
Osten, weil sie „Regierungen gegen und ohne das Volk“ gebildet hätten. | |
Auch wenn die AfD von Regierungsverantwortung noch weit weg ist, hat die | |
Partei bei der Bundestagswahl einen erheblichen Normalisierungsschub | |
bekommen: Am Ende steht eine Verdopplung der Stimmen, von 10,4 auf 20,8 | |
Prozent ein Rekordergebnis. Insgesamt haben 10,3 Millionen Deutsche die AfD | |
gewählt. | |
## In 46 Wahlkreisen hat die AfD Direktmandate gewonnen | |
Besonders schmerzhaft sind für Demokrat*innen die Ergebnisse im Osten, | |
wo schon jetzt in weiten Teilen eine extrem rechte Hegemonie herrscht. Das | |
AfD-Ergebnis in Thüringen liegt bei 38,6 Prozent. Ähnliche Ergebnisse bekam | |
die AfD in Sachsen (37,3 Prozent), Sachsen-Anhalt (37,1 Prozent), | |
Mecklenburg-Vorpommern (35 Prozent) und Brandenburg (32,1 Prozent). | |
In 46 Wahlkreisen hat die AfD Direktmandate gewonnen. 45 davon liegen in | |
ostdeutschen Flächenländern, einer in Ostberlin. Bei der Bundestagswahl | |
2021 waren es noch 16 Direktmandate. Gewonnen hat sie all das bei | |
anhaltender Radikalisierung: Der Patron der Radikalisierung der AfD, der | |
84-jährige Alexander Gauland, zieht in Chemnitz direkt ein, ebenso der | |
ultraradikale SS-Apologet und Diktatorenfreund Maximilian Krah im | |
Chemnitzer Umland. | |
[6][Aber die AfD gewann auch erstmals im Westen Wahlkreise]: In | |
Gelsenkirchen lag sie mit 24,7 Prozent knapp vor der SPD, und in | |
Kaiserslautern stach sie mit 25,9 Prozent die CDU aus. Bei der | |
Wahlentscheidung für die AfD ist dabei laut Forschungsgruppe Wahlen der | |
viel zitierte „Protest“ nur zu 29 Prozent entscheidend, [7][68 Prozent | |
wählten die AfD wegen ihrer Inhalte] – und die waren mit dem | |
Vertreibungs-Euphemismus „Remigration“ in diesem Wahlkampf so radikal wie | |
nie zuvor. | |
## Profiteure der allgemeinen Verunsicherung | |
Dabei profitierte die Partei vor allem von der allgemeinen Verunsicherung: | |
Wirtschaftskrise, Bruch der Ampelregierung, die von Fakten entkoppelte | |
Debatte zu Migration, sodass der [8][gesamtgesellschaftliche Rassismus | |
wahlentscheidend] wurde. Am meisten konnte die AfD von der Mobilisierung | |
von Nichtwähler*innen profitieren, aber sie gewann auch von der Union, | |
der FDP und der SPD. | |
Unterm Strich bleibt eine handfeste und gesamtdeutsche Demokratiekrise, die | |
sich in einer extrem rechten Bundestagsfraktion niederschlägt: Bereits in | |
der vergangenen Legislatur beschäftigten die AfD-Abgeordneten im Bundestag | |
zahlreiche Rechtsextremisten. | |
Nun wächst die Fraktion von 82 auf 152 Abgeordnete, die lautstark und | |
obstruktiv am autoritären Umbau der liberalen Demokratie arbeiten werden. | |
Kaum ein Trost ist dabei, dass die AfD das für Untersuchungsausschüsse | |
notwendige Quorum von 25 Prozent der Bundestagssitze knapp verpasst. | |
24 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Wahlergebnis-der-AfD/!6070939 | |
[2] /Schwaebische-Zeitung-auf-Abwegen/!6029392 | |
[3] /235-Millionen-Euro-Zuwendung/!6067182 | |
[4] /Immobilienhai-Henning-Conle/!5752727 | |
[5] /AfD-in-Brandenburg/!6070770 | |
[6] /Sieger-des-rassistischen-Wahlkampfes/!6071327 | |
[7] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/afd-osten-volkspartei-10… | |
[8] /Wahlergebnis-der-AfD/!6070939 | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
David Muschenich | |
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