| # taz.de -- Kaum Perspektive für Drittstaatler: Geflüchtete aus der Ukraine n… | |
| > Sie lebten zu Kriegsbeginn in der Ukraine, sind jedoch keine ukrainischen | |
| > Staatsbürger:innen. Jetzt läuft bei vielen der Schutzstatus in | |
| > Deutschland aus. | |
| Bild: Ankunftszentrum in Berlin 2022: Nicht alle aus der Ukraine Geflüchteten … | |
| Mehr als eine Millionen Menschen sind seit dem russischen Angriffskrieg aus | |
| der Ukraine nach Deutschland geflüchtet. Ab Mittwoch droht einigen von | |
| ihnen nun Unsicherheit. Denn am 5. März laufen die Aufenthaltstitel für | |
| einen Teil der aus der Ukraine geflüchteten Drittstaatler:innen aus. | |
| Ukrainische Staatsbürger:innen haben über die sogenannte | |
| Massenzustromrichtlinie der EU unkompliziert Schutz gefunden. Dieser wurde | |
| [1][inzwischen bis März 2026 verlängert]. Für Menschen, die zwar aus der | |
| Ukraine geflüchtet, dort aber keine Staatsbürger:innen sind, gilt das | |
| jedoch nur eingeschränkt. | |
| Familienangehörigen von Ukrainer:innen oder in dem Land anerkannten | |
| Flüchtlingen wird weiterhin Schutz gewährleistet. [2][Personen, die zu | |
| Kriegsbeginn nur mit einem befristeten Aufenthaltstitel in der Ukraine | |
| lebten], verlieren nun aber ihre deutsche Aufenthaltserlaubnis. Das | |
| betrifft zum Beispiel Menschen aus Nigeria, Vietnam oder Ghana, die als | |
| Studierende oder Fachkräfte in der Ukraine gelebt haben, bis der Krieg | |
| ausbrach. | |
| ## Ohne Aufenthaltstitel droht Abschiebung | |
| Das Bundesinnenministerium erklärt auf taz-Anfrage: „Die betroffenen | |
| Personen haben sämtlich einen Herkunftsstaat, in den sie zurückkehren | |
| können, sie sind nicht auf eine Rückkehr in die Ukraine verwiesen.“ | |
| Flüchtlingsorganisationen kritisieren derweil, dass viele Betroffene in | |
| ihren Heimatländern keine Perspektive hätten. Wie viele der 39.000 aus der | |
| Ukraine geflüchteten Drittstaatler:innen von der Regelung betroffen | |
| sind, konnte das Bundesinnenministerium nicht beantworten. Man gehe davon | |
| aus, dass „der weit überwiegende Anteil weiterhin zur schutzberechtigten | |
| Gruppe gehört“. | |
| Die Betroffenen hatten bis zum 5. März Zeit, sich um einen anderen | |
| Aufenthaltstitel zu bemühen. Ein Asylantrag kommt für viele nicht infrage, | |
| etwa weil damit eine vorübergehende Sperre der Arbeitserlaubnis einhergehen | |
| würde. Andere Möglichkeiten sind Aufenthaltserlaubnisse etwa für ein | |
| Studium oder eine Ausbildung. Andernfalls sind die Betroffenen ab Mittwoch | |
| ausreisepflichtig. Sollten sie Deutschland nicht verlassen, droht eine | |
| Abschiebung in ihr Herkunftsland. | |
| ## Viele Ukrainer:innen wollen bleiben | |
| Während die Zukunft vieler Drittstaatsangehöriger unsicher ist, wollen über | |
| die Hälfte der geflüchteten Ukrainer:innen langfristig in Deutschland | |
| bleiben. [3][Das ergab eine Studie, die am Montag vom Mediensdienst | |
| Integration in Berlin vorgestellt wurde]. Ob Ukrainer:innen zurückkehren | |
| wollen, hängt demnach stark vom weiteren Verlauf des Krieges und der | |
| wirtschaftlichen Lage in der Ukraine ab. | |
| Für die Studie wurden über 3.400 Personen befragt. In vielen Bereichen gibt | |
| es demnach Fortschritte. Der Großteil der ukrainischen Schüler:innen | |
| werde in deutschen Regelklassen unterrichtet. Lediglich 16 Prozent besuchen | |
| noch ausschließlich Spezialklassen, in denen sie vor allem Deutsch lernen | |
| sollen. | |
| Auch die Sprachkenntnisse der Ukrainer:innen haben sich deutlich | |
| verbessert: Nur noch 12 Prozent geben an, gar keine Deutschkenntnisse zu | |
| haben (gegenüber 78 Prozent zum Zeitpunkt der Einreise). 70 Prozent haben | |
| einen Integrationskurs besucht. Hürden gebe es bei der Kinderbetreuung und | |
| der Arbeitsmarktintegration: 22 Prozent der ukrainischen Geflüchteten waren | |
| 2023 erwerbstätig. Je länger sie in Deutschland sind, desto eher arbeiten | |
| sie. Allerdings gehe die Hälfte einer Arbeit nach, die unterhalb ihrer | |
| Qualifikation liege. | |
| Yuliya Kosyakova vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) | |
| fordert, angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels in | |
| Deutschland sollten die ukrainischen Geflüchteten besser in den | |
| Arbeitsmarkt integriert werden. Es brauche eine langfristige Lösung, statt | |
| den Schutzanspruch immer wieder um ein Jahr zu verlängern. Das würde die | |
| Ungewissheit der Ukrainer:innen verringern und auch Unternehmen mehr | |
| Planungssicherheit geben. Und das könne auch die Integration verbessern. | |
| 5 Mar 2025 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sarah Schubert | |
| David Honold | |
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