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# taz.de -- Studie zu Geflüchteten: Viele Ukrainer:innen wollen bleiben
> Die Integration von ukrainischen Geflüchteten läuft in vielen Bereichen
> gut, zeigt eine neue Studie. Bei Arbeit und Kinderbetreuung gibt es noch
> Hürden.
Bild: Lesia Zvarych aus Tarnopol, Ukraine, ist bei der Berliner Traditionsfirma…
Berlin taz | Mehr als die Hälfte der rund [1][eine Million
Ukrainer:innen], die in Folge des russischen Angriffskrieges auf ihr
Land nach Deutschland geflohen sind, wollen laut einer Befragung bleiben.
Ob Ukrainer:innen zurückkehren wollen, hängt stark vom weiteren Verlauf
des Krieges und der wirtschaftlichen Lage in der Ukraine ab. Das geht aus
einer am Montag [2][vom Mediendienst Integration in Berlin vorgestellten
Studie hervor.]
Für die Studie wurden zwischen Juli 2023 und Januar 2024 über 3.400
Personen befragt. Die Analyse wurde gemeinsam von dem Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dem Forschungszentrum des
Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Deutschen
Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) erarbeitet. Konkret wurde
die Lebenssituation und Teilhabe der ukrainischen Geflüchteten untersucht.
Drei Viertel der ukrainischen Geflüchteten sind Frauen, 76 Prozent davon
haben Kinder. Der Anteil der Männer ist zuletzt von 22 auf 25 Prozent
leicht angestiegen. Das führe zu einer Stabilisierung vieler Familien, sagt
Sabine Zinn vom DIW. Fortschritte gäbe es auch bei der schulischen
Situation: Der Großteil der ukrainischen Schüler:innen werden in
deutschen Regelklassen unterrichtet, lediglich 16 Prozent besuchen noch
ausschließlich Spezialklassen, in denen sie vor allem Deutsch lernen
sollen.
Ukrainische Kinder würden aber überproportional häufig Mittel- und
Hauptschulen besuchen, was darauf hindeute, dass manche nicht ihrem
Leistungsniveau entsprechend unterrichtet werden. Hier bestehe
Handlungsbedarf, um mehr Chancengleichheit zu gewährleisten, so Zinn.
## Immer bessere Deutschkenntnisse
Im zweiten Halbjahr 2023 hatten laut Studie 70 Prozent der Geflüchteten
einen Integrationskurs absolviert oder befanden sich in einem solchen. Ihre
Deutschkenntnisse hätten sich deutlich verbessert: Nur noch 12 Prozent
geben an, gar keine Deutschkenntnisse zu haben (gegenüber 78 Prozent zum
Zeitpunkt der Einreise).
Vor allem bei Frauen mit kleinen Kindern gäbe es Hürden: „Für einen noch
erfolgreicheren Deutscherwerb sind vor allem eine durchgängige
Kinderbetreuung und insbesondere im Rahmen von Berufssprachkursen flexible
Kursformate von Bedeutung“, sagt Nina Rother, Leiterin des Forschungsfeldes
Integration im BAMF-FZ.
[3][Beim Thema Arbeit gibt es noch Verbesserungsbedarf]: 22 Prozent der
ukrainischen Geflüchteten hatten 2023 eine Erwerbstätigkeit. Je länger die
Ukrainer:innen in Deutschland sind, desto öfter arbeiten sie. Über die
Hälfte gehen dabei einer Arbeit nach, die unterhalb ihrer letzten Tätigkeit
im Heimatland liege.
Yuliya Kosyakova vom IAB kritisiert, dass angesichts des demografischen
Wandels und des Fachkräftemangels in Deutschland, die ukrainischen
Geflüchteten besser in den Arbeitsmarkt integriert werden sollten. Das
würde auch die Planungssicherheit für die Geflüchteten verbessern. So
könnten flexible Arbeitszeitangebote, Unterstützung beim Spracherwerb,
frühzeitige Arbeitsmarkt- und Berufsberatung sowie die Ausweitung von
Kinderbetreuungsangeboten die Integration ukrainischer Geflüchteter in den
deutschen Arbeitsmarkt beschleunigen.
„Ein weiterer Baustein ist der Bürokratieabbau bei der Anerkennung
ausländischer Abschlüsse und entsprechende Unterstützung bei der
Informationsbeschaffung“, sagt Kosyakova. Ob Ukrainier:innen Arbeit
finden, hänge auch stark an den persönlichen sozialen Netzwerken: 51
Prozent hätten vor allemvon deutschen Freunden und Bekannten von freien
Stellen erfahren.
## Es gibt weiterhin Hürden für Ukrainer:innen
Nataliia Lichkonenko ist eine der Personen, die 2022 aus der Ukraine
geflohen sind. Mittlerweile lebt sie in Bayern. In der Ukraine hat sie 25
Jahre als Ingenieurin und Dozentin gearbeitet. Ihre Qualifikation wurde in
Deutschland anerkannt, sie findet in ihrem Bereich aber keinen Job, sagt
sie. In Deutschland arbeitet sie als Sprach- und Kulturvermittlern zwischen
anderen ukrainischen Geflüchteten und deutschen Behörden. „Wir machen uns
Sorgen wegen der Sicherheit beim Wohnen, weil es so eine hohe Nachfrage
gibt“, sagt Lichkonenko.
Weitere Herausforderungen seien bürokratische Hürden und
Verständnisprobleme bei Bildung, Versicherungen und Steuern. Noch wisse sie
nicht, ob und wann sie in die Ukraine zurückkehren soll. Ihr elfjähriger
Sohn hätte sich hier gut integriert und würde besser Deutsch sprechen als
sie selbst. Auf die Migrationsdebatte in Deutschland angesprochen sagt sie,
dass sich die Stimmung im Vergleich zum Kriegsbeginn geändert hätte.
Studien zeigten, so Kosyakova, dass lokale Stimmungen gegen Migranten zu
einer niedrigen Arbeitsmarktintegration führen.
3 Mar 2025
## LINKS
[1] https://mediendienst-integration.de/artikel/ukrainische-fluechtlinge-zahlen…
[2] https://mediendienst-integration.de/artikel/ukrainische-gefluechtete-am-arb…
[3] /Ukraine-Fluechtlinge-und-der-Arbeitsmarkt/!5993843
## AUTOREN
David Honold
## TAGS
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
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