| # taz.de -- Talkshow-Marathon vor der Wahl: Lehrreiches Gelaber | |
| > Mit „hart aber fair 360“ und „Klartext“ binden ARD und ZDF ihr Publik… | |
| > stärker in ihre Polit-Talks ein. Das klappt mal mehr und mal weniger gut. | |
| Bild: Robert Habeck und Alice Weidel in der ZDF-Sendung „Klartext“ vom 13. … | |
| Im Akkord quatschen sich die Parteispitzen zum Wahlkampf-Endspurt über die | |
| Fernsehbildschirme der Republik. Dafür entwickeln vor allem die | |
| öffentlich-rechtlichen Sender zunehmend Formate, in denen das Publikum zu | |
| Wort kommt. Insgesamt ist das eine Bereicherung für die politische | |
| Debattenkultur, doch nicht jedes Format funktioniert gleich gut. | |
| Ein Beispiel, wie politischer Diskurs nicht geht, lieferte das ARD-Format | |
| „hart aber fair 360“. Die angedeutete Gradzahl spielt darauf ab, dass die | |
| einzelnen Politiker*innen hier von ihren | |
| Diskussionspartner*innen umringt sind. Die können sich mittels | |
| Buzzer auf Redezeit bewerben und werden, so scheint es, zufällig | |
| ausgewählt, das Wort zu ergreifen. | |
| Allerdings kommen hier nur Kommunikationsprofis zu Wort, viele von ihnen | |
| verdanken ihre Bekanntheit sozialen Medien. Darunter mehrere | |
| Nachwuchspolitiker*innen, eine Landwirtin (826.000 Instagram-Follower), ein | |
| Youtuber (493.000 Abonnent*innen) oder der Gründer der Facebook-Gruppe | |
| „Fridays for Hubraum“ (442.000 Mitglieder). | |
| ## Selbstdarstellung, Unterbrechungen, nervige Buzzsounds | |
| Was die ARD damit bezwecken will, ist klar: Die Influencer sollen ihr | |
| Publikum aus dem Internet mit in die Öffentlich-Rechtlichen nehmen. Was ein | |
| nachvollziehbarer Versuch ist, den Wahlkampf für eine jüngere Zielgruppe zu | |
| öffnen, schwächt die Debatte. | |
| Denn viele der Internetpromis bringen vor allem die überhitzte | |
| Diskussionskultur aus den sozialen Medien ins Studio und nutzen die Bühne | |
| der ARD vor allem, um sich selbst zu profilieren. Flankiert wird das ganze | |
| durch nervige Buzzersounds und ständige Wechsel der Gesprächspartner*innen. | |
| Heraus kommen vergiftete Auseinandersetzungen und unfertige Gesprächsfäden. | |
| Dafür brauchen die Öffis wirklich keinen zusätzlichen Raum mehr | |
| freizuräumen. | |
| ## Mit dem Zweiten diskutiert man besser | |
| Dass es auch anders gehen kann, zeigte dagegen die ZDF-Sendung | |
| „[1][Klartext]“, die schon bei der letzten Bundestagswahl 2021 lief. Hier | |
| kommen – vom Bauarbeiter zur Bankkauffrau – größtenteils ganz normale | |
| Bürger*innen zu Wort. Deren gewissermaßen „naturgegebene“ Authentizität | |
| zwingt die Politik-Profis dazu, aufrichtige Antworten zu geben. | |
| [2][Zumindest mit Ausnahme von AfD-Frontfrau Alice Weidel], die ihr | |
| Gegenüber wahlweise mit falschen Fakten „korrigiert“ oder ihm vorwirft, ihr | |
| Wahlprogramm nicht gelesen zu haben. | |
| Aber auch das gehört zu den wertvollen Erkenntnissen dieser Tage: Der AfD | |
| sind die echten Probleme der Gesellschaft schnuppe – nach diesem Abend | |
| sollte das auch in der Breite angekommen sein. | |
| 17 Feb 2025 | |
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| [1] https://www.zdf.de/politik/klartext/klartext-112.html | |
| [2] /ZDF-Sendung-Klartext/!6069601 | |
| ## AUTOREN | |
| Jannik Grimmbacher | |
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