# taz.de -- Regierungskrise in Wien: Atempause für Österreich | |
> Nach dem Platzen der Koalitionsverhandlungen bleibt Österreich vorerst | |
> eine Rechtsregierung wie in Ungarn erspart. Für eine Entwarnung ist es | |
> trotzdem zu früh. | |
Bild: FPÖ-Chef Herbert Kickl (Rechts) und Generalsekretär Michale Schnedlitz … | |
Vordergründig ist es ein Grund zur Erleichterung: Die Verhandlungen | |
zwischen FPÖ und ÖVP sind krachend gescheitert. FPÖ-Chef Herbert Kickl hat | |
den Regierungsbildungsauftrag beim Bundespräsidenten zurückgelegt. Damit | |
bleibt Österreich ein Kippen Richtung Orbán-Ungarn zumindest vorläufig | |
erspart. Wer Zweifel zu den FPÖ-Plänen hat, dem sei ein Blick ins geleakte | |
Papier zum Stand der Verhandlungen empfohlen: Ein totaler Asylstopp mit | |
Pushbacks an den Grenzen. | |
Ein [1][Zerstören des ORF, das Aushungern von Zeitungen], stattdessen die | |
Förderung von „Alternativmedien“. Ein Aufschieben aller Klimaziele. Die | |
Evaluierung aller internationalen Abkommen. Ein Ende der Russlandsanktionen | |
sowie aller Ukrainehilfen. Erwerb der Staatsbürgerschaft erst nach 30 | |
Jahren. Doch auch jetzt ist nicht alles gut, denn Österreich ist weiter von | |
einer handlungsfähigen Regierung entfernt denn je. ÖVP und SPÖ brachten | |
keine Einigung zustande. | |
Zu groß schien der nötige Kompromiss, zu groß waren die eigenen Egos und | |
auch die Reformunfähigkeit der früheren Großparteien. Was bisher fehlte, | |
ist ein Hinterfragen in den Reihen von ÖVP und SPÖ, warum die FPÖ überhaupt | |
so groß geworden ist. Auch wenn die ÖVP sich jetzt herauszureden versucht: | |
Sie ist es, die im Nacheifern der FPÖ den Diskurs nachhaltig nach rechts | |
verschoben hat. | |
Sie ist es, die Reformen in so wichtigen Bereichen wie Sozialpolitik, | |
Gesundheit, Renten und Bildung jahrzehntelang verhindert oder zumindest | |
verschleppt hat. Denn die ÖVP regiert seit 1987 durchgehend – als | |
Juniorpartner oder als Kanzlerpartei. Doch auch die SPÖ unter ihrem | |
dezidiert linken Kurs von [2][Andreas Babler] schaffte es nicht, | |
dazuzugewinnen. Wegen Streitereien im Inneren, wegen fehlender | |
Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft, wegen der Abgehobenheit in Teilen | |
ihrer Führungszirkel. | |
Wenn die einstigen Großparteien retten wollen, was zu retten ist, braucht | |
es vor allem Aufrichtigkeit und den Willen, Dinge anders zu denken. | |
Jahrzehntelang hatten ÖVP und SPÖ Österreich vor allem verwaltet, aber kaum | |
noch gestaltet. Wie soll dieses Land in der Mitte Europas in Zukunft | |
aussehen? Das ist die Frage, auf die die früheren Großparteien eine Antwort | |
finden müssen. Und zwar schnell, denn die FPÖ strickt bereits an ihrer | |
Ausgrenzungserzählung weiter und geht wohl noch gestärkt aus dem Fiasko | |
hervor. | |
12 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Florian Bayer | |
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