# taz.de -- Nahverkehrs-Politik im Hamburg-Wahlkampf: Alstersegler sollten Link… | |
> Nur Kleinparteien, Linke und Grüne wären für die Straßenbahn. SPD und CDU | |
> setzen auf teure U5. Aber deren Bau braucht riesige Flächen in der City. | |
Bild: Noch eine U-Bahn unten durch und die Wasserfläche teils Baustelle? Die H… | |
Hamburg taz | Welche Pläne haben die Parteien, die [1][in Hamburg zur Wahl | |
stehen], für die Stadt? Im [2][Wahl-O-Mat] steht die Wiedereinführung der | |
Straßenbahn an erster Stelle. Ja dazu sagen die Linke, die Grünen, die | |
Wählervereinigung „Die Wahl“, die FDP und drei weitere kleine Parteien. | |
Nein sagen SPD und CDU sowie Tierschutzpartei, Freie Wähler, NPD und AfD. | |
An der Basis wird das Thema auch bei der SPD nicht so einheitlich gesehen, | |
wie im Sommer 2023 ein Antrag der Jusos zeigte. Aber als Antwort auf die | |
erste von 38 Fragen, die die Landeszentrale für Politische Bildung den | |
Parteien für den Wahl-O-Mat zuschickte, heißt es bei der Hamburger SPD: | |
„Straßenbahnen belasten den ohnehin stark genutzten Straßenraum.“ Der | |
Schlüssel für zukunftsfähigen Verkehr liege daher beim „Ausbau von U- und | |
S-Bahnen“. | |
Doch der Bau wird lange dauern und viel Geld kosten. Die U5 zum Beispiel, | |
die einmal von Hamburg-Bramfeld durch die Innenstadt zu den Sportarenen im | |
Westen führen soll, wird nicht vor 2040 fertiggestellt sein und | |
voraussichtlich [3][mehr als 16 Milliarden Euro kosten]. Optimistisch | |
verkündete die Hamburger Hochbahn kürzlich, sie wolle nun gleichzeitig von | |
Ost und West in Richtung Alster bauen und schon in den 2030er-Jahren Teile | |
der Strecke auf beiden Seiten in Betrieb nehmen. | |
## Hamburg hatte mal 200 Kilometer Straßenbahn | |
Nebenbei wurde publik, dass für den Bau durch die Innenstadt eine riesige | |
Abstellfläche benötigt wird und dafür 50.000 Quadratmeter in der Hamburger | |
Außenalster aufgeschüttet werden sollen. Das kommt bei Hamburgs Seglern | |
nicht gut an. [4][Eine Petition dagegen] sammelte fast 9.000 | |
Unterschriften. Jetzt, kurz vor der Wahl, versucht die Hochbahn zu | |
beschwichtigen. Man sei verpflichtet, alle Möglichkeiten zu prüfen. Ein | |
Baugebiet an der Alster sei „sehr unwahrscheinlich“, da versiegelte Flächen | |
bevorzugt würden. Alternativen wie die Nutzung des Parks an der Moorweide | |
scheinen nicht weniger umstritten. | |
Wenn Hamburgs Segler und Ruderer sicher sein wollen, dass die Alster | |
unangetastet bleibt, [5][könnten sie sich an die Linke halten]. Die hält | |
zwar den bereits begonnenen Bau der U5 im Nordosten für unumkehrbar, will | |
aber keine U-Bahn unter der Alster durch die ganze Stadt bauen und setzt | |
stattdessen auf die Straßenbahn. | |
Das alte, über 200 Kilometer lange Netz habe vielen Menschen in Hamburg | |
eine gute Verbindung geboten, schreibt die Linke im Wal-o-Mat. Eine moderne | |
Straßenbahn sei „barrierefrei, ganz klar günstiger, nachhaltiger und | |
schneller gebaut als die aktuell geplante U5“. Jede andere deutsche | |
Großstadt habe eine solche Straßenbahn. Nur der Hamburger Senat halte „stur | |
an der Betonpolitik der tief liegenden U-Bahn-Tunnel fest“, heißt es | |
weiter. Und Kämpferisch: „Die Linke ist die Straßenbahnpartei in Hamburg.“ | |
Auch die Grünen sehen hier einen Punkt. Das Schienennetz in Hamburg sei | |
sternförmig um den Hauptbahnhof herum angelegt. Die einzelnen Stadtteile | |
seien nur durch Busse verbunden, die oft überlastet seien. „Eine | |
ringförmige Stadtbahn wäre eine sichere, umweltfreundliche und nachhaltige | |
Lösung für das Problem“, antworten die Grünen beim Wahl-O-Mat. | |
## CDU gibt der Straßenbahn keine Chance mehr | |
Diese Position vertrat auch die CDU im Wahlkampf 2019, als Spitzenkandidat | |
Marcus Weinberg eine „Metro-Tram-Altona“ vorstellte. Der Platz dafür sei | |
vorhanden, da sich die Strecken an den alten Straßenbahnlinien | |
orientierten. Doch während die FDP diesmal zumindest noch über die | |
Straßenbahn „nachdenkt“, gibt die CDU der Idee keine Chance mehr, denn | |
„Hamburgs Straßenraum ist begrenzt“, so die Antwort. | |
Blickt man in die Geschichte zurück, war Hamburg der Straßenbahn schon | |
mehrmals nahe. 1998 planten SPD und Grüne ein Netz, das wurde 2001 von der | |
CDU kassiert. 2008 planten CDU und Grüne eine Linie, die 2011 mit dem | |
Regierungswechsel zur SPD beerdigt wurde. Damit das nicht immer so | |
weitergeht, gab es die Idee eines „Verkehrsfriedens“. Doch davon spricht im | |
Moment niemand. Die Straßenbahnfreunde sind sich aber sicher, dass mit der | |
neuen Bundesregierung die Finanzierung der 16 Milliarden Euro für die | |
Gesamtstrecke der U5 fraglich wird – und sich die Stadtbahn bald als | |
günstigere Alternative anbietet. | |
28 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Buergermeister-im-Hamburg-Wahlkampf/!6069872 | |
[2] https://www.wahl-o-mat.de/hamburg2025/app/main_app.html | |
[3] /Teure-Verkehrwende-in-Hamburg/!5958286 | |
[4] https://hamburger-segel-club.de/petition-rettet-die-alster-keine-baustellen… | |
[5] /Hamburger-Debatte-um-Nahverkehr/!5858347 | |
## AUTOREN | |
Kaija Kutter | |
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