# taz.de -- 2,35-Millionen-Euro-Zuwendung: Neue Spendenaffäre bei der AfD | |
> Verdacht auf illegale Parteienfinanzierung: Das Geld für eine | |
> AfD-Plakatkampagne kam wohl vom Immobilienmilliardär Henning Conle – | |
> verdeckt mal wieder. | |
Bild: Hässlich und teuer: Diese Plakatkampagne für die AfD soll 2,35 Millione… | |
Berlin taz | In Berlin sorgte er mit spekulativem Leerstand seiner Häuser | |
für die Verschärfung der sozialen Frage, nun unterstützt er offenbar mit | |
2,35 Millionen Euro die autoritär-nationalradikale AfD: Der | |
Immobilienmilliardär Henning Conle soll hinter der dubiosen Großspende von | |
2,35 Millionen Euro an die AfD stecken – und sie war als verdeckte Spende | |
mutmaßlich illegal. Es wäre nicht das erste Mal, dass Conle und die AfD | |
gemeinsam in eine Spendenaffäre verwickelt wären. | |
Der [1][Spiegel] und der österreichische [2][Standard] berichteten am | |
Dienstagabend über den Verdacht, dass der bei [3][der Bundestagsverwaltung | |
angegebene Spender Gerhard Dingler] nur ein Strohmann sein könnte. Der | |
ehemalige FPÖ-Landespolitiker aus Vorarlberg soll demnach laut | |
österreichischen Sicherheitsbehörden vor seiner Spende eine Schenkung in | |
Höhe von 2,6 Millionen Euro von Conle erhalten haben. Der Deal soll über | |
die Raiffeisenbank Montfort gelaufen und vertraglich festgehalten worden | |
sein. Die Bank habe erklärt, dass Dingler angegeben habe, es sei um ein | |
Immobilienprojekt gegangen. | |
Mit besagten 2,35 Millionen Euro sei dann aber der Großteil des Geldes in | |
eine auf Plakatwerbung spezialisierte Firma in Köln geflossen, die [4][ASS | |
Werbe GmbH]. Und die erstellte daraufhin 6.000 Plakate mit Wahlwerbung für | |
die AfD, die bundesweit aufgehängt wurden. | |
Inhaltlich ist die Kampagne unterste Populistenschublade [Passt doch zur | |
AfD; [5][d. säzzer]]. Mit unterkomplexen Wutbürger-Sprüchen werden CDU/CSU | |
und Rot-Grün mit Vorwürfen überhäuft: „Arbeitsplätze vernichten“, | |
„Asylbetrug“, „Teuerung und Stromkosten“. Darunter sind die Plakate in | |
gelber Warnfarbe jeweils mit „Deshalb AFD! Die bürgerliche Alternative“ | |
unterschrieben. | |
## Nicht mal der Name ist richtig | |
So ganz zufrieden war man innerhalb der AfD mit der optisch eher schlichten | |
Kampagne vor allem deshalb nicht, weil sie sich stilistisch deutlich von | |
der eigenen Parteiwerbung abhebt. Trotzdem stimmte der Bundesvorstand um | |
Alice Weidel dafür, die Sachspende anzunehmen, obwohl sogar der Parteiname | |
auf den Plakaten nur in Versalien und somit falsch geschrieben ist. | |
In Österreich gibt es wegen des Vorgangs nun Ermittlungen wegen | |
mutmaßlicher Geldwäsche und verdeckter Parteienfinanzierung. Das | |
österreichische Bundeskriminalamt sowie die dortige Direktion Staatsschutz | |
und Nachrichtendienst seien involviert, heißt es in den Medienberichten. | |
Auf Anfrage der taz, inwiefern es Ermittlungen gegen Dingler und die AfD | |
gebe, bestätigte der in Feldkirch zuständige Staatsanwalt Heinz Rusch, dass | |
dort eine Anzeige wegen des Verdachts der Geldwäsche eingegangen sei. Der | |
Sachverhalt werde derzeit geprüft. Konkrete Namen wollte der Staatsanwalt | |
allerdings nicht bestätigen. Gut möglich, dass die [6][Anzeige von der | |
Bank] kam. taz-Anfragen an das deutsche Bundeskriminalamt, das | |
Innenministerium und die für Parteispenden zuständige Bundestagsverwaltung | |
blieben bislang unbeantwortet. | |
Die AfD bestreitet unterdessen, gewusst zu haben, dass die Spende nicht von | |
Dingler stammen soll. „Der Spender hat im Vorfeld auf Nachfrage der | |
Bundespartei mitgeteilt, dass die Spende aus seinem eigenen Vermögen stammt | |
und insbesondere nicht im Auftrag von Dritten erfolgte“, teilte ein | |
Sprecher Weidels mit. Bundesschatzmeister Carsten Hütter gab sich | |
kooperativ und versprach „eventuell ermittelnden Behörden vollste | |
Transparenz und Mitarbeit“. | |
## Der nächste AfD-Spendenskandal mit Conle? | |
Verdeckte Spenden, sogenannte Strohmannspenden, sind laut Parteiengesetz | |
verboten. Sollte sich der Verdacht erhärten, drohten der AfD Strafzahlungen | |
in dreifacher Höhe der unzulässigen Spende, also rund 7 Millionen Euro. | |
Normalerweise darf eine Spende nicht angenommen werden, wenn ein Verdacht | |
auf Unrechtmäßigkeit besteht. Entscheidend ist dabei, ob die AfD zum | |
Zeitpunkt der Annahme Kenntnis von den Unregelmäßigkeiten hatte oder nicht. | |
Im Zusammenhang mit einer verdeckten Spende von Henning Conle hatte die AfD | |
schon einmal hohe Strafzahlungen zahlen müssen – damals waren es allerdings | |
„nur“ rund 400.000 Euro. Dabei ging es um 132.000 Euro, die 2017 im | |
Bundestagswahlkampf mit dem Betreff „Wahlkampfspende Alice Weidel | |
Socialmedia“ auf dem Konto ihres AfD-Kreisverbandes Bodenseekreis gelandet | |
waren. Das Geld war über Strohleute geflossen, den tatsächlichen Geldgeber | |
Conle ermittelten erst das LKA Baden-Württemberg und die Staatsanwaltschaft | |
Konstanz. | |
Die Parteienrechtlerin Sophie Schönberger sagte der taz, die AfD dürfe das | |
Geld diesmal wohl behalten, wenn sie denn tatsächlich nicht erkennen | |
konnte, dass die Spende von jemand anderem kommt. Denn nachträgliche | |
Rückzahlungen sind in diesem Fall nicht vorgesehen. Im Rechenschaftsbericht | |
müsste die AfD dann aber den richtigen Spender angeben. „Wenn sie die | |
Sachspende ‚zurückgeben‘ wollen würde, um ganz sicherzugehen, müsste sie | |
den entsprechenden Geldwert an die Bundestagsverwaltung zahlen“, so | |
Schönberger. | |
## Conle hat einen Ruf als „Mieterschreck“ | |
Lobbycontrol forderte Aufklärung und eine stärkere und unabhängige Aufsicht | |
mit eigenen Ermittlungskompetenzen. Ebenso forderte die NGO erneut einen | |
Parteispendendeckel, der solche „fragwürdigen Finanzierungskonstruktionen | |
erheblich erschweren“ würde. | |
Der Immobilienspekulant Conle selbst gilt wie viele Superreiche als | |
[7][schwer zu fassendes Phantom]. Er stammt aus einer Duisburger Familie, | |
die mit öffentlich gefördertem sozialem Wohnungsbau zu Reichtum gekommen | |
ist und schon häufiger unter Korruptionsverdacht stand. Henning Conle | |
selbst hat sich vor allem [8][als Miethai] und [9][Immobilienspekulant] | |
einen Namen gemacht. Heute soll er in Zürich und London Wohnsitze haben | |
sowie eine Holding im Steuerparadies Liechtenstein – das übrigens direkt an | |
das österreichische Bundesland Vorarlberg grenzt, wo der FPÖler Dinger | |
herkommt. Beide haben auf Medienanfragen bislang nicht geantwortet. | |
Auch im Zusammenhang mit einer anderen Großspende von knapp 1 Million Euro | |
an die AfD von Anfang 2025 besteht [10][der Verdacht einer | |
Strohmannspende]. Diesen [11][prüft derzeit die Staatsanwaltschaft | |
Mühlhausen]. | |
19 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/verdacht-auf-illegale-parteienfi… | |
[2] https://www.derstandard.de/consent/tcf/story/3000000257896/schwere-verdacht… | |
[3] https://www.bundestag.de/parlament/praesidium/parteienfinanzierung/fundstel… | |
[4] https://www.northdata.de/ASS%20Werbegesellschaft%20mbH,%20K%C3%B6ln/HRB%202… | |
[5] /Nachruf-auf-taz-Setzer-Georg-Schmitz/!6067175 | |
[6] https://vorarlberg.orf.at/stories/3293805/ | |
[7] /Immobilienhai-Henning-Conle/!5752727 | |
[8] https://www.berliner-mieterverein.de/magazin/online/mm0912/091218.htm | |
[9] https://www.abendblatt.de/archiv/1998/article204439837/Chaos-und-Zerfall-hi… | |
[10] /Firma-Boettcher-in-Thueringen/!6066206 | |
[11] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nicht-unser-stil-afd-ist-unzufr… | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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