| # taz.de -- Spendenaffäre bei der AfD: Rechtsextreme zahlen Millionen für ges… | |
| > Die AfD musste wegen einer dubiosen Parteispende 2,35 Millionen Euro | |
| > zahlen. Lobbycontrol und Transparency International fordern einen | |
| > Spendendeckel. | |
| Bild: Musste 2,35 Millionen Euro zahlen, weil die Herkunft einer dubiosen Spend… | |
| Berlin taz | Innerhalb der AfD war man mit den Plakaten eh schon | |
| unzufrieden. Eine inoffizielle Plakatkampagne, die ein externer Spender | |
| während des Wahlkampfs finanziert hatte, enthielt [1][plump wirkende | |
| Motive], Wutbürger-Parolen und sogar einen falsch geschrieben Parteinamen | |
| („AFD“). Nun musste die [2][extrem rechte Partei] nachträglich sogar dafür | |
| bezahlen: Die AfD hat laut der für Parteispenden zuständigen | |
| Bundestagsverwaltung 2,35 Millionen Euro an die Bundeskasse überwiesen. | |
| Zuvor war der Partei eine „eine angemessene Frist“ für die „unverzüglic… | |
| Weiterleitung“ des Betrages eingeräumt worden, wie es aus der | |
| Bundestagsverwaltung hieß. | |
| Die Bundestagsverwaltung geht davon aus, dass es sich bei der | |
| Plakatkampagne um eine „unzulässige Weiterleitungs- bzw. Strohmannspende | |
| handelt“. Auf Anfrage der taz teilte die Bundestagsverwaltung mit, eine | |
| Partei sei „nach Erkennen tatsächlicher Umstände, die die Unzulässigkeit | |
| der Spende begründen, zur unverzüglichen Weiterleitung verpflichtet“. Nach | |
| der Veröffentlichung der Spende Anfang Februar 2025 sei demnach ein Hinweis | |
| der „Financial Intelligence Unit“ aus Österreich auf Geldwäscheverdacht | |
| eingegangen: Der „angebliche Spender Gerhard Dingler“ habe demnach kurz | |
| zuvor einen noch höheren Betrag von Henning Conle erhalten, „der als | |
| Unterstützer der AfD hier aktenkundig ist“, so die Bundestagsverwaltung. | |
| Zuvor hatten der österreichische Standard und der Spiegel darüber | |
| berichtet. Der mutmaßliche Strohmann – der nicht für Reichtum bekannte | |
| ehemalige FPÖ-Lokalpolitiker Gerhard Dingler – hat demnach vor seiner | |
| Spende eine „Schenkung“ von 2,6 Millionen Euro von Immobilieninvestor | |
| Henning Conle erhalten und danach die Plakatkampagne in Auftrag gegeben. | |
| Der Milliardär Conle wiederum ist nicht nur als Miethai bekannt, sondern | |
| auch als verdeckter Spender für die AfD, wie bereits ein Fall von illegalen | |
| Parteispenden aus 2017 zeigte – damals auch an die jetzige Parteichefin | |
| Alice Weidel. | |
| Die AfD hofft noch darauf, dass sie das Geld zurückbekommt. Auf taz-Anfrage | |
| wollte sich Schatzmeister Carsten Hütter zwar nicht äußern, zuvor hatte er | |
| aber bereits dem [3][Stern gesagt], dass man vorsorglich gezahlt habe, aber | |
| weiter prüfe und sich eigentlich nicht für zahlungspflichtig und die | |
| Plakatkampagne nicht für eine Strohmannspende halte. „Nur damit wir keine | |
| doppelte oder dreifache Strafe zahlen müssten, falls sich zu unseren | |
| Ungunsten Fakten ergeben würden, haben wir das Geld bei der | |
| Bundestagsverwaltung geparkt“, sagte Hütter. Wohl auch deswegen spricht die | |
| Bundestagsverwaltung davon, dass die AfD den Betrag „zur Verwahrung“ | |
| überwiesen habe. | |
| ## Parteienrechtlerin: AfD musste zahlen | |
| Die Parteienrechtlerin Sophie Schönberger sagte der taz, dass die Chiffre | |
| „zur Verwahrung“ die Sprachregelung der AfD sei. Die Rechtslage gebe das | |
| nicht her. Aus ihrer Sicht musste die Partei den Betrag abführen, um nicht | |
| zu riskieren, dass sie sanktioniert wird für eine Spende, deren wirklicher | |
| Spender zum Zeitpunkt der Zahlung nicht feststellbar sei. Wenn sie eine | |
| Strohmannspende trotz Kenntnis der Umstände behalten hätte, wäre als | |
| Sanktion üblicherweise sogar der dreifache Betrag fällig gewesen. | |
| Generell halte Schönberger die Großspendenflut vor der Bundestagswahl für | |
| demokratietheoretisch bedenklich: „In einer Situation, in der sich die | |
| Einkommen gesellschaftlich auseinander entwickeln, halte ich zunehmende | |
| Praxis von Großspenden für problematisch – gerade mit Blick auf die Lage in | |
| den USA.“ Die dortige Praxis der Einflussnahme durch Milliardäre zeige, | |
| inwiefern die bisherige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts | |
| problematisch sei, das Parteispenden immer noch als Nachweis auf | |
| gesellschaftliche Verankerung werte – „wenn man zwei Millionen Euro für | |
| eine Partei spendet, muss das noch lange nicht heißen, dass man | |
| gesellschaftlich verankert ist.“ Schönberger habe Sympathien für eine | |
| Obergrenze, wobei dieser mit einer ausgeweiteten Parteienförderung | |
| zusammengedacht werden müsse. | |
| ## NGOs fordern Spendendeckel | |
| Auch Lobbycontrol und Transparency fordern unterdessen einen Deckel für | |
| Parteispenden. Aurel Eschmann von Lobbycontrol sagte der taz: „Es ist gut, | |
| dass die Bundestagsverwaltung hier handelt und die Spende einfordert, denn | |
| die Verdachtsmomente sind erheblich.“ Eschmann findet allerdings, dass es | |
| Spenden in solchen Höhen generell nicht geben sollte: „Großspenden | |
| verschaffen Vermögenden und Unternehmen zusätzlichen Einfluss und das ist | |
| undemokratisch. Mit einem Spendendeckel, wie in den meisten anderen | |
| EU-Staaten, müssten wir auch nicht rätseln, ob die Großspende wirklich vom | |
| angegebenen Spender kommt.“ | |
| Das Verbot von weitergeleiteten Spenden funktioniere oft nicht besonders | |
| gut, die Politik sollte also schnell handeln und einen Spendendeckel | |
| einführen, zumal die Spendensummen rasant ansteigen. Mittlerweile sehe man | |
| fast jeden Monat eine Millionenspende – das habe es 2021 nicht gegeben – | |
| „seit neuestem geht ein großer Teil dieser Spenden an die AfD, ein Zeichen | |
| für die fortschreitende Normalisierung dieser Partei.“ | |
| Auch Michael Koß von Transparency International forderte angesichts der | |
| jüngsten Großspenden einen Deckel für Großspenden in Höhe von 35.000 bis | |
| 50.000 Euro: „Ganz unabhängig von der Spende an die AfD stellt sich die | |
| Frage: Wenn wir alle eine Stimme haben, warum haben dann manche die | |
| Möglichkeit noch zusätzlich in Parteien zu investieren?“ Selbst | |
| transparente Großspenden unterminierten das Vertrauen in die Politik in | |
| einem Maße, dass den Nutzen von Spenden für die Parteien übersteige, wie | |
| man an der Mövenpick-Spende an die FDP habe sehen können – zumal nicht | |
| einmal die FDP von Spenden abhängig sei, so Koß. | |
| Die jüngsten AfD-Spenden werte Koß als Gruß an die Weidel-AfD: „Auch | |
| international lässt sich sehen: Je libertärer eine Rechtspartei ist, desto | |
| eher gibt es auch große Wirtschaftsspenden.“ Der Tech-Oligarch und | |
| Trump-Unterstützer Peter Thiel in den USA sage ganz offen, dass nicht | |
| Wettbewerb, sondern Monopol das Beste sei. Dennoch seien in Deutschland | |
| Spenden aus der Wirtschaft an die AfD noch eher die Ausnahme und eher | |
| ideologisch geprägt – zumal Henning Conle ja bereits als Spender der AfD | |
| aktenkundig geworden sei. | |
| 28 Apr 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] /235-Millionen-Euro-Zuwendung/!6067182 | |
| [2] /taz-begutachtet-AfD/!6079393 | |
| [3] https://www.stern.de/politik/deutschland/spendenaffaere--afd-ueberweist-2-3… | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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