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# taz.de -- Kinotipp der Woche: Tierisch gut gespielt
> Sozial am Berg, flauschige Gegenüber und antrainierte Regeln: Die
> Kurzfilmreihe Shorts Attack! widmet sich im Februar dem Thema
> Gesellschaftsspiele.
Bild: Spiel oder Ernst? Szene aus „A Story about a Monkey, a Bear and a Cater…
Ein Sohn, bei dem der Vater die gebührende Begeisterung vermisst, nachdem
sie gerade den Berg heraufgeschnauft sind. Ein älterer Mann und eine Frau,
die auf einer Piste aneinandergeraten. Eine Gruppe beim Trinken auf der
Terrasse eines Berggasthofes. Zwei Typen, die ungebeten zwei Frauen vor
sich auf dem Lift kommentieren. Bernhard Wengers „Aufnahmen einer
Wetterkamera“ fängt in unerbittlicher Totale Alltagsszenen aus dem
winterlichen Bergtourismus ein.
Wengers mehrfach prämierter Kurzspielfilm entrollt anhand der vier
Situationen, die in wiederkehrenden Stufen der Eskalation und Beruhigung
gezeigt werden, vor dem Bergpanorama ein Panorama menschlicher
Kommunikationsunfähigkeit und überschrittener Grenzen. „Aufnahmen einer
Wetterkamera“ ist einer von drei längeren Filmen des Kurzfilmprogramms
Shorts Attack! in diesem Monat.
Seit über 20 Jahren organisiert [1][interfilm] nicht nur das Festival im
Herbst, sondern übers Jahr auch Monat für Monat mit Shorts Attack! ein
Kurzfilmprogramm, das bundesweit in gut 20 Kinos läuft. Short Attack! hält
den Kurzfilm auch im Kinoalltag sichtbar. Die Programme widmen sich jeweils
einem Thema, in diesem Monat sind das Gesellschaftsspiele. In Berlin läuft
das Programm diese Woche im Acud und nächste im Filmrauschpalast.
Acht Kurzfilme spannen einen Bogen über unterschiedlichste Formen des
Kurzfilms vom Animationsfilm über fiktionale Formen bis zum
Kurzdokumentarfilm. Die Filme sind nicht nur jeder für sich eine Freude,
sondern auch die Zusammenstellung, die Abfolge der Stimmungen und Tempi ist
eine Freude.
So wird man als Zuschauer_in nach Bernhard Wengers „Aufnahmen einer
Wetterkamera“ von Alessandro Bavaris kurzer Revue unbekannter
Quantenobjekte durchgeschüttelt („Unknown Quantum Object“). In dem kurzen
Stop-Animationsfilm „Papier maché“ des kanadischen Regisseurs Simon Madore
wird einer flauschigen Piñata auf immer wieder aufs neue überraschende
Weise neues Leben eingehaucht, das diese mit ihrem einen sichtbaren Auge
verfolgt und kommentiert. In „A Story about a Monkey, a Bear and a
Caterpillar“ von Rebeka Kruus und Dashka Dementeva kommen die drei
titelgebenden Tiere zu einem Brettspiel zusammen, doch die Atmosphäre ist
aufgeladen.
Olaf Held lässt in „Spätsommer 91“ eine Geburtstagsparty von einigen
Freunden im Erzgebirge wiederaufleben. Das gut 30 Jahre alte Videomaterial,
für das damals extra eine Videokamera geliehen wurde, wirkt weniger
aufregend, als es damals schien. Aus dem Off stellt die Stimme des
Regisseurs fest, dass man als Betrachter schon durch eine ganze Menge
unscharfer Schwenks und routinierter Grimassen waten muss, bevor sich ein
Eindruck vom Charme der Feier einstellt. Helds Film wirkt, als hätte man
Harun Farockis Sichtungsverfahren im Film auf ein Home Video losgelassen –
mit Erkenntnis und Witz.
Der Charme des Shorts Attack-Programms verdankt sich nicht zuletzt der
Zusammenstellung, die das Thema der Gesellschaftsspiele weit fasst und
verschiedene Formen von spielerischer oder regelbasierter
Gemeinschaftlichkeit in den Blick nimmt. Auch in diesem Monat ist das
Programm von Short Attack wieder ein bunter Strauß kurzweiliger Filme, die
das Programm der teilnehmenden Kinos bereichern und die Zuschauer_innen zu
einem unterhaltsamen, abwechslungsreichen Abend einladen.
18 Feb 2025
## LINKS
[1] https://www.interfilm.de/
## AUTOREN
Fabian Tietke
## TAGS
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