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# taz.de -- Berlinale-Film „El Diablo Fuma“: Turnschuhe für den Teufel
> In dem mexikanischen Spielfilmdebüt „El Diablo Fuma“, zu sehen in der
> Berlinale-Sektion Perspectives, kämpfen fünf Geschwister mit bösen
> Kräften.
Bild: Tomás (Rafael Nieto Martínez) in „El Diablo Fuma“
Auf der Berlinale sorgten zuletzt immer wieder überraschende Beiträge aus
Mexiko für Aufmerksamkeit, welche die Perspektive von Kindern in
krisenhaften Momenten in den Mittelpunkt rückten. So gehörte [1][„Totem“,
ein Spielfilm von Lila Avilés] über den Abschied einer Tochter von ihrem
todkranken Vater, gewiss zu den Highlights des Wettbewerbs 2024. Aber auch
[2][„El Eco“ von Tatiana Huezo von 2023] oder [3][„Los Lobos“ von Samuel
Kishi Leopo aus dem Jahr 2020] bleiben dauerhaft in Erinnerung.
In „Perspectives“, dem neuen Programm für den talentierten Filmnachwuchs,
präsentiert der mexikanische Regisseur und Drehbuchautor Ernesto Martínez
Bucio jetzt sein Debüt „El Diablo Fuma (y guarda las cabezas de los
cerillos quemados en la misma caja)“ (Der Teufel raucht (und hebt die
abgebrannten Streichhölzer in derselben Schachtel auf).
Der Spielfilm mit dem geheimnisvoll klingenden Titel handelt von fünf
Geschwistern zwischen sieben und dreizehn Jahren, die auf eine baldige
Rückkehr des Vaters und der verschwundenen Mutter warten.
Die ungeklärten Umstände ihrer Abwesenheit und der unbestimmte Verbleib
belasten die Kinder. Großmutter Romana, die bei ihnen geblieben ist, jedoch
lieber zurückgezogen in ihrem Zimmer werkelt, ist keine große
Unterstützung. Im Bademantel schlurft sie manchmal durchs Haus und kümmert
sich eher unwillig um die Versorgung ihrer Enkel.
## Die Handschrift des Teufels
Stattdessen meint sie in den Familienereignissen die klare Handschrift des
Teufels zu erkennen. Warum sonst würde Willy, der Hund, nächtens so wild
anschlagen? Oder wer hat die neuen Turnschuhe vor die Zimmertüren der
Kinder gestellt? Und welche zwielichtigen Absichten verfolgen vor dem Tor
die Nachbarn?
Van, Victor, Marisol, Elsa und Tomás übernehmen Romanas düstere Erklärung,
lässt sie ihnen doch gleichzeitig die schwierige Situation plausibel
erscheinen. Unter der Ägide der Großmutter verbarrikadieren sie sich immer
mehr in ihrem Zuhause, während die Vorräte knapp werden.
Noch vor den Dreharbeiten von „El Diablo Fuma“ berichtete der
Nachwuchsregisseur Martínez Bucio 2023 auf LaTAm cinema von dem Projekt:
„Wir wollen einen fragmentarischen Film, mit Nahaufnahmen, die nur Teile
einfangen, nie das Ganze. Dadurch entstehen Lücken, erzählerische
Leerstellen, die der Zuschauer ausfüllen muss. Die Textur des Bildes wird
rau sein, Dies ist ein Film, der mit einer breiten Bürste gemalt wird,
nicht mit einem feinen Pinsel.“
In der Tat folgt die Kamera in dem realisierten Vorhaben den jungen
Protagonisten aus nächster Nähe. Mit großer Natürlichkeit und Intimität
hält sie die Interaktionen der Geschwister auf engem Raum in Haus und Patio
fest. Grobkörnige Einspielungen von Homevideos aus unbeschwerteren Tagen
mit der Mutter geben in der Rückblende bruchstückhafte Hinweise auf die
Familiengeschichte. Nicht zu übersehen ist das Bemühen von „El Diablo
Fuma“, eine ausdrucksstarke Filmsprache zu entwickeln. Eine tragende oder
sogar relevante Erzählung ergibt sich aus diesen Fragmenten und Leerstellen
deshalb aber nicht zwangsläufig.
17 Feb 2025
## LINKS
[1] /Berlinale-Spielfilm-Totem/!5914003
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[3] /Berlinale-Regisseur-Samuel-Kishi-Leopo/!5663087
## AUTOREN
Eva-Christina Meier
## TAGS
Mexiko
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