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# taz.de -- Gleichberechtigung bei Schützengilde: Männer schießen einsam
> Ein neuer Antrag fordert eine Öffnung des Kinderschützenfests in
> Wildeshausen für Mädchen. Viel Hoffnung auf Erfolg hat der Initiator
> nicht.
Bild: Beim Schießstand dürfen Mädchen auch mal ran – aber das Königsschie…
Bremen taz | Viele Hinweise findet man nicht auf das revolutionäre
Ansinnen, das die Wildeshauser Schützengilde an diesem Wochenende
beschäftigen wird. „Anträge und Berichte von den einzelnen
Kompanieversammlungen“ und „diverse weitere Beschlussfassungen“ stünden …
der Tagesordnung ihrer Generalversammlung, schreibt die Wildeshauser
Schützengilde in ihrer Ankündigung. Namentlich erwähnt wird er nicht, der
Antrag, der es ermöglichen soll, dass demnächst auch Mädchen beim
Kinderschützenfest mitschießen.
Fristgemäß bis Mitte Januar haben 20 Schützenbrüder den Antrag gestellt,
das Thema „Gleichberechtigte Teilnahme von Jungen und Mädchen am
Kinderkönigsschießen“ in die Tagesordnung aufzunehmen. Die Frage hatte im
vergangenen Jahr Teile der Stadtgesellschaft gespalten. 1.500
Unterschriften waren für eine Beteiligung von Mädchen in einer
Onlinepetition gesammelt worden, mehrere Hundert noch einmal vor Ort – wie
viele genau, das ist nicht bekannt: Eine Liste mit Unterschriften sei
geklaut worden, erzählten Mitglieder der Initiative beim vergangenen
Schützenfest der taz.
Die Schützengilde hatte damals scharf auf die Petition reagiert: Der Text
sei „tendenziös“, und die wahren Beweggründe seien „ganz anderer Natur�…
das Kinderschützenfest nur ein Vorwand. Gemeint war: Ein Vorwand, um
irgendwann den ganzen Schützenverein auch für Frauen zu öffnen.
Die Frage ist über klassische Schützenkreise hinaus von Interesse, denn
[1][in Wildeshausen ist die Schützengilde nicht irgendein Verein:] 3.700
Mitglieder hat die Gilde in der 20.000-Einwohner-Stadt, ausschließlich
Männer. Angeführt werden die Schützen von den sogenannten Offizieren – und
vom General, dem jeweiligen Wildeshauser Bürgermeister (männlich). Für das
Gildefest am Pfingstdienstag ist die ganze Stadt auf den Beinen – Geschäfte
haben ohne weitere Erklärung geschlossen, der Pfingstdienstag ist in
Wildeshausen einfach allgemeiner Feiertag.
## Teilnahme von Mädchen ist weiter umstritten
Zurückgegangen war das Vorhaben, zumindest das Schießen beim
Kinderschützenfest für alle Kinder bis 14 zu öffnen, im vergangenen Jahr
auf die Initiative von vier Schülerinnen. Auf der Suche nach einem
Gildemitglied, das den Antrag in diesem Jahr formal korrekt einbringen
könnte, hat eine von ihnen ihren ehemaligen Lehrer Heiner Krieger gewinnen
können.
Auf den ersten Blick sehen die Erfolgsaussichten ganz gut aus: Bei der
Kompanieversammlung Huntetor im Dezember, einer vorbereitenden Sitzung
einer lokalen Untergruppe, wurde bereits ein Stimmungsbild eingeholt. Zwei
Drittel der Anwesenden stimmten für Mädchen beim Kinderkönigsschießen. Ein
Jahr zuvor, bei der Kompanieversammlung Westertor, hatten bei einer
Abstimmung [2][noch 86 Prozent gegen die Öffnung] gestimmt.
Doch Krieger dämpft die Hoffnung: Dass sein Antrag „in diesem Anlauf“
durchkommt, hält er für eher unwahrscheinlich. Bei der Kompanieversammlung
stimmten nur 36 Menschen ab, viele davon aus Kriegers eigenem
Freundeskreis. „Wir bilden vielleicht nicht ganz den Durchschnitt ab“, gibt
er zu bedenken. Über die Sitzung selbst hatte die Kreiszeitung berichtet,
[3][sie sei „turbulent“ verlaufen:] Die Rede ist von aufgebrachten
Offizieren, die indirekt drohten, überhaupt kein Gildefest auszurichten,
wenn ihnen Engagement und Laune verdorben würden.
Auch im Lehrerkollegium und mit der Schülerschaft sei das Thema durchaus
präsent, erzählt Krieger. Zumindest unter den Schüler*innen sei die
Stimmung ziemlich gespalten. „Es gibt auch unter ihnen viele
Traditionalisten“, so der Lehrer.
## Bürgermeister positioniert sich nicht
Vorstellen werde den Antrag in der Generalversammlung die Sitzungsleitung,
sei ihm bereits mitgeteilt worden. „Ich hoffe aber, dass uns als
Befürwortern ein Rederecht eingeräumt wird.“ Sorgen macht sich der
Gymnasiallehrer, weil es schon bei der Kompanieversammlung im Dezember
hieß, der Antrag werde ihnen in dieser Formulierung „um die Ohren fliegen –
aber was genau, das wurde uns nicht mitgeteilt“. Privat habe ihm ein
Mitglied des Generalstabs zu dem Antrag bereits gesagt, die Gilde werde
„alles tun, um das zu verhindern“.
Im vergangenen Jahr hatten etwa 250 Mitglieder an der Generalversammlung
teilgenommen; prinzipiell offen steht sie allen 3.700 Gildebrüdern.
Entscheidend könnte also sein, welche Seite mehr Mitglieder für die Sitzung
am Samstag mobilisieren kann. Vorsorglich hat die Gilde in ihrer
Bekanntmachung dieses Jahr schon darauf hingewiesen, dass es nur mit
Gildeausweis Zutritt gibt.
Inhaltlich will sich die Gildeführung bisher nicht öffentlich zum Antrag
äußern. Auch Wildeshausens parteiloser Bürgermeister Jens Kuraschinski, von
Amts wegen General der Schützengilde, behält für sich, wie er abstimmen
wird. „Dass es eine geheime Abstimmung geben wird, ist auch eine Chance“,
sagt Krieger. „So kann jeder für sich und reinen Herzens entscheiden.“
Auch eine weitere große Hürde ist offenbar aus dem Weg: Geändert werden
müssen für das Kinderschützenfest nur die Dienstvorschriften, nicht die
[4][Statuten des Vereins.] Für Letzteres wäre eine Dreiviertelmehrheit
notwendig.
12 Feb 2025
## LINKS
[1] /Traditionspflege-beim-Schuetzenfest/!6009947
[2] /Schuetzenfest-nur-fuer-Maenner-und-Jungs/!6003695
[3] https://www.kreiszeitung.de/lokales/oldenburg/wildeshausen-ort49926/erneute…
[4] https://www.wildeshauser-schuetzengilde.de/gildewissen/statuten.php
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
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