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# taz.de -- Kieler Universität in der Krise: Kopflos in den Exzellenz-Wettbewe…
> Die Kieler Universität produziert zurzeit eher schlechte Nachrichten. Nun
> muss sie ohne Präsidentin in den Wettbewerb um Exzellenz-Fördergelder
> gehen.
Bild: Da drinnen gibt es derzeit größere Probleme zu bewältigen: Gebäude de…
Rendsburg taz | [1][Proteste von Studierenden gegen Gebühren], Ärger über
einen NS-Vergleich bei der „Night of the Profs“ im November 2024 und
[2][Misserfolge bei der Bewerbung um Exzellenz-Cluster]: Die Kieler
Christian-Albrecht-Universität (CAU) produziert seit einiger Zeit eher
schlechte Nachrichten. Dazu gehört auch ein Streit um die Spitzenposition
der Hochschule. Im Februar 2024 trat die damalige Uni-Präsidentin Simone
Fulda zurück, sie reagierte damit auf den Vorwurf, wissenschaftlich
unsauber gearbeitet zu haben.
Nun ist dieser Vorwurf zum großen Teil entkräftet. Der Präsidentenstuhl
bleibt aber wohl noch eine Weile unbesetzt. „In Verantwortung für die
Universität und schweren Herzens gehe ich diesen Schritt“, sagte Fulda vor
gut einem Jahr, als sie ihren Rücktritt erklärte. Der Vorwurf der
Datenmanipulation stand im Raum, erhoben vom englischsprachigen
Internetblog „For Better Science“.
Es ging um Fuldas Zeit an der Frankfurter Goethe-Universität, wo sie bis
dato tätig war: ab 2010 Professorin für Experimentelle Tumorforschung und
Direktorin des Instituts für Experimentelle Tumorforschung in der
Pädiatrie, später als Vizepräsidentin für Forschung und akademische
Infrastruktur. Damals sollen die fehlerhaften Daten erschienen sein, so der
Vorwurf, den die Kieler Nachrichten aufgriffen.
Drei Tage nach dem Artikel [3][trat Fulda zurück] – auch weil ihr Rückhalt
in der Uni nach den gescheiterten Exzellenz-Bewerbungen nicht gut gewesen
sei, wie unter anderem die von Studierenden edierte Uni-Zeitschrift „Der
Albrecht“, berichtet. Fulda erklärte stets, keinen Fehler gemacht zu haben.
So habe sie sich auch gegenüber der Wissenschaftsministerin Karin Prien
(CDU) geäußert.
Tatsächlich kommt die Prüfkommission der Uni Frankfurt nach einem knappen
Jahr zu dem Schluss, dass die Vorwürfe großteils falsch, zumindest
überzogen waren: „Nach umfangreicher Überprüfung hat die Kommission das
Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt“, teilt die Goethe-Universität
mit. „Für die behauptete Datenmanipulation im Sinne eines bewussten
Vorgehens hat die Kommission keinerlei Anhaltspunkte festgestellt.“ Einzig
die „unbeabsichtigte Verwechslung von repräsentativen Beispielabbildungen“
habe es in Einzelfällen gegeben. Diese Fälle habe Fulda aber selbst
festgestellt und „durch Korrekturmeldungen in den betreffenden
wissenschaftlichen Zeitschriften unverzüglich richtiggestellt“.
Also alles gut? Nicht ganz: Noch laufen zwei weitere Untersuchungen, unter
anderem bei der Deutschen Forschungsgesellschaft. Daher „begrüße“ die
Kieler Uni zwar den Abschlussbericht der Frankfurter Kommission, hält sich
ansonsten aber zurück: „Wir warten die Ergebnisse der ausstehenden
Verfahren ab. So lange gilt für uns gegenüber Professorin Dr. Simone Fulda
weiterhin die Unschuldsvermutung“, sagt Uni-Kanzlerin Claudia Ricarda Meyer
auf taz-Anfrage.
Aber auch wenn Fulda von allen Vorwürfen entlastet wird, bleibt ihr
Rücktritt bestehen. Es gibt mit Insa Theesfeld bereits eine Nachfolgerin,
die der Uni-Senat im November 2024 wählte. Die Agrarökonomin und
Professorin für Agrar-, Umwelt-, und Ernährungspolitik ist bisher
Vizerektorin für Personal- und Organisationsentwicklung an der
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
## Klage des Konkurrenten gegen Auswahlverfahren
Vielleicht bleibt sie noch eine Weile dort, denn Lutz Kipp, von 2014 bis
2020 bereits CAU-Präsident, reichte eine Konkurrentenklage ein. Er habe
Zweifel an der Rechtskonformität des Verfahrens, sagte Kipp den Kieler
Nachrichten. So sei nicht klar, warum interne Bewerbungen nicht
berücksichtigt worden seien. „Kandidatinnen und Kandidaten können den
Auswahlprozess gerichtlich prüfen lassen. Diese Möglichkeit hat einer der
Bewerber in Anspruch genommen“, sagt CAU-Sprecherin Eva Sittig. Wie lange
die Prüfung dauere und wie es dann weitergehe, könne sie im laufenden
Verfahren nicht sagen.
Damit muss die Uni ohne komplette Führungsspitze – zurzeit leitet Kanzlerin
Meyer mit den vier Vizepräsident:innen die Uni-Geschicke – in die
nächste Runde um die Exzellenz-Fördergelder gehen. Bundesweit haben 59
Hochschulen 143 Ideen bei der Exzellenzinitiative der Deutschen
Forschungsgemeinschaft eingereicht. Welche von ihnen gefördert werden,
entscheidet sich am 22. Mai.
„Nur wenn die beiden bestehenden Exzellenzcluster in die Verlängerung gehen
dürfen, hat die CAU die Chance, Exzellenzuniversität zu werden“, sagt die
SPD-Landtagsabgeordnete Birgit Herdejürgen. Gelinge das nicht, drohe
Schleswig-Holstein den Anschluss an die Spitzenforschung zu verpassen.
Angesichts der Verzögerungen bei der Neubesetzung des Präsidentenamtes
laute die Frage, ob „die Ministerin mehr beizusteuern hat als den Versuch,
selbst unbeschadet aus der Krise zu kommen“.
27 Jan 2025
## LINKS
[1] /Kieler-Student-ueber-Verwaltungsgebuehren/!6058650
[2] /!5989819&s=Exzellenzcluster&SuchRahmen=Print/
[3] /Ruecktritt-nach-Manipulationsvorwuerfen/!5991552
## AUTOREN
Esther Geißlinger
## TAGS
Universität Kiel
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Wissenschaft
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Sexismus
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
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