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# taz.de -- „50 Jahre in Freiheit“ nach Francos Tod: Spaniens Konservative …
> In Spanien bricht Streit aus um das Gedenkjahr zu Francos Tod vor 50
> Jahren. Die rechte Opposition läuft Sturm gegen die Veranstaltungen.
Bild: Premierminister Sanchez bei der Eröffnung des Gedenkjahres „50 Jahre i…
Madrid taz | Spanien läutet das Gedenkjahr „50 Jahre in Freiheit“ ein. 1975
verstarb Diktator Francisco [1][Franco] nach vier Jahrzehnten an der Macht.
Dies öffnete den Weg zur längsten demokratischen Etappe, die das Land auf
der Iberischen Halbinsel je erlebt hat. Ein Grund zum Feiern. Doch nicht
für alle.
Während die Regierung unter dem Sozialisten Pedro Sánchez eine unabhängige
Gedenkkommission ins Leben gerufen hat, die über 100 Events überall im Land
organisiert, verurteilt die rechte Opposition aus der konservativen Partido
Popular (PP) und der rechtsextremen VOX dies. Das Gedenken an „50 Jahre
Freiheit“ sei „ein parteipolitischer Akt“, im „Bürgerkriegsdenken
verhaftet“ und würde „das Land spalten“, so begründeten sie ihr Fernble…
von der Auftaktveranstaltung am vergangenen Mittwochmittag.
Selbst König Felipe VI., dessen Vater Juan Carlos I. noch vom Diktator
selbst als Nachfolger an der Staatsspitze eingesetzt wurde, blieb ebenso
wie der Unternehmerverband dem Akt fern – aus „Termingründen“, gaben sie
an.
Das Gedenkjahr 2025 beginnt also schon umstritten. Ministerpräsident
Sánchez ist sich dessen bewusst. „Wenn die Geschichte uns etwas lehrt, dann
dass die Freiheit nie permanent errungen wird, sie kann verloren gehen“,
warnt Sánchez angesichts des wachsenden Rechtsextremismus nicht nur in
Spanien, sondern auch im restlichen Europa und in den USA. Damit richtete
er sich auch an die gemäßigte Rechte, die sich in Spanien und in anderen
europäischen Ländern immer mehr den Rechtsextremen annähere.
## Mit Schrecken auf die Jahre des Franquismus schauen
„Man muss nicht einer bestimmten Ideologie anhängen, weder der der Linken,
der Mitte oder der Rechten, um mit enormer Trauer und auch mit enormen
Schrecken auf die Jahre des Franquismus zurück zu schauen. Es reicht
Demokrat zu sein“, erklärte Sánchez bei der Auftaktveranstaltung.
Zahlreiche Politiker, Vertreter der Gewerkschaften, aus der Kultur und der
Zivilgesellschaft waren im Museum für Moderne Kunst Reina Sofia in Madrid
anwesend. Alle verstanden, wen er damit auch meinte – den abwesenden
Vorsitzenden der PP, Alberto Nuñez Feijóo. Sánchez forderte ihn auf
[2][„den Mut zu haben, die Demokratie in unserem Land einzufordern, zu
verteidigen und zu stärken“]. Der Faschismus sei bereits jetzt „die dritte
Kraft in Europa“, warnte er.
Feijóo hielt sich derweilen in den Gebieten rund um die Mittelmeerstadt
[3][Valencia auf, die im Oktober von Überschwemmungen] betroffen waren.
„Sánchez mit Franco, Feijóo mit den Valencianos“, erklärte er, ohne
allerdings bekannt zu geben, wo er wann sein werde. Zu groß war die Angst
vor Protesten, denn der Präsident der dortigen Regionalregierung, der beim
Krisenmanagement im Oktober völlig versagte, gehört Feijóos PP an.
Feijóos Abwesenheit beim Gedenkakt habe „nichts mit Franco zu tun, sondern
mit Sánchez“, erklärte Parteisprecher Borja Sémper. Andere PP-Politiker
werden deutlicher. So wirft etwa die Präsidentin der Hauptstadtregion,
Isabel Díaz Ayuso, Sánchez vor, die „Straßen in Brand stecken und Gewalt
schüren“ zu wollen. Das Gedenkjahr „50 Jahre Freiheit“ würde der extrem…
Linken eine Bühne bieten. Sie selbst werde an keiner der Gedenkfeiern
teilnehmen.
## „Absurde Nekrophilie“
Für die rechtsextreme VOX, mit deren Unterstützung die PP in fünf Regionen
und über 100 Gemeinden regiert, ist das Gedenkjahr ein Akt „absurder
Nekrophilie“. Es sei von „Rachsucht“ für den verlorenen Bürgerkrieg in …
1930er Jahren geprägt.
Der Rechten gelang es, über 80 Politiker und Vertreter der Kultur unter
einem Manifest gegen das Gedenkjahr zu vereinigen: „Boykottiert alle diese
Hexensabbate, die rund um Franco von jenen abgehalten werden, die
behaupten, die Freiheit dadurch zu feiern, dass sie auf ihre größte
Bedrohung, die Zwietracht, zurückgreifen und Versöhnung dadurch zu
erreichen, dass sie zivile Feindseligkeiten schüren“, heißt es in dem
Schreiben.
Die Kommission für das Gedenkjahr plant mehrere Universitätskongresse,
lokale Veranstaltungen und Ausstellungen in allen Regionen und auch in den
spanischen Kulturinstituten im Ausland. Außerdem sollen Veröffentlichungen
von Comics über Bücher bis hin zu Dokumentarfilmen gefördert werden.
9 Jan 2025
## LINKS
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[3] /Hochwasserkatastrophe-in-Spanien/!6055784
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Spanien
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