# taz.de -- Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Tübingens Steuer auf Einwegv… | |
> Das Bundesverfassungsgericht lehnt die Klage einer McDonald’s-Filiale ab. | |
> Tübingen erhebt die Abgabe beim Verkauf von Speisen und Getränken. | |
Bild: Auf solche Einwegbecher zum Beispiel erhebt die Stadt 50 Cent Verpackungs… | |
Freiburg taz | Die [1][Tübinger Verpackungssteuer] verstößt nicht gegen das | |
Grundgesetz. Das entschied das Bundesverfassungsgericht mit einem am | |
Mittwoch veröffentlichten Senatsbeschluss. Das Gericht lehnte dabei die | |
Verfassungsbeschwerde einer McDonald’s-Franchisenehmerin aus Tübingen ab. | |
Seit Januar 2022 sind in Tübingen 50 Cent Verpackungssteuer fällig für | |
Einwegbecher, -teller und -speiseverpackungen. 20 Cent kostet jedes | |
Einwegbesteckset. Pro Mahlzeit fallen maximal 1,50 Euro an. Die bislang | |
bundesweit einzigartige Verpackungssteuer war und ist ein Projekt des | |
Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer, der bis zu seinem Parteiaustritt | |
2023 Mitglied der Grünen war. | |
Gegen die Tübinger Verpackungssteuer hatte die Betreiberin der örtlichen | |
McDonald’s-Filiale geklagt. Ihr Normenkontrollantrag hatte in der ersten | |
Instanz beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim im März 2022 sogar Erfolg. Die | |
Tübinger Steuer sei unzulässig, weil sie im Widerspruch zum Abfallrecht des | |
Bundes stehe, hieß es damals Außerdem handele es sich um keine „örtliche“ | |
Verbrauchssteuer, weil Take-away-Produkte auch außerhalb der Tübinger | |
Gemarkung gegessen werden könnten. | |
Doch schon beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wendete sich im Mai | |
2023 das Blatt, die Tübinger Steuer wurde im Kern bestätigt. Hiergegen | |
erhob die McDonald’s-Betreiberin zwar noch Verfassungsbeschwerde. Doch auch | |
der Erste Senat des Bundesverfassungsgerichts unter Präsident Stephan | |
Harbarth hatte nun keine Einwände gegen die Steuer. Wegen der intendierten | |
Lenkungswirkung liege zwar ein Eingriff in die Berufs- und | |
Unternehmensfreiheit der McDonald’s-Betreiberin vor, dieser sei jedoch | |
gerechtfertigt. Die Tübinger Steuersatzung sei formell und inhaltlich nicht | |
zu beanstanden, so das Karlsruher Gericht. | |
So sei im Kreislaufwirtschaftsgesetz des Bundes zwar keine | |
Verpackungssteuer vorgesehen. Eine kommunale Steuer sei aber kein | |
Widerspruch gegen dessen Konzeption, erklärten die Richter:innen, sondern | |
eine Ergänzung. | |
Auch die Örtlichkeit der Verpackungssteuer sei „noch“ gewahrt, erklärten | |
die Richter:innen. Die Steuer müsse sich zwar (wie praktiziert) auf Speisen | |
und Getränke beschränken, die „zum sofortigen Verbrauch“ gedacht sind und | |
dürfe keine „fabrikmäßig verpackten“ Produkte erfassen. Bei | |
Take-away-Gerichten, die nach dem Verkauf schnell ihre Temperatur und | |
Frische verlieren, sei aber damit zu rechnen, dass sie alsbald – und damit | |
noch im Stadtgebiet – konsumiert werden. Dabei komme es nicht auf jede | |
einzelne Verkaufsstelle (etwa am Stadtrand) an. | |
Schließlich sahen die Richter:innen auch keine Indizien dafür, dass die | |
Verpackungssteuer zu einer verstärkten Schließung von Betrieben führe, weil | |
diese nicht mehr mit Gewinn betrieben werden können. Zwar hat die Klägerin | |
noch vor der Karlsruher Entscheidung ihren Betrieb aufgegeben. Nach einer | |
Renovierung hat dort aber inzwischen ein neuer McDonald’s-Franchisenehmer | |
den Betrieb übernommen. | |
Oberbürgermeister Palmer rechnet damit, dass nun andere Städte dem Tübinger | |
Beispiel folgen. „Wir wissen von vielen Städten, dass sie nur auf die | |
Entscheidung gewartet haben, um ebenfalls eine Verpackungssteuer nach dem | |
erfolgreichen Tübinger Vorbild auf den Weg zu bringen“, sagte Palmer. Er | |
zog eine positive Zwischenbilanz: „Die Tübinger Verpackungssteuer wirkt, | |
bringt Mehrweglösungen voran und drängt die Müllflut im Stadtbild ganz | |
wesentlich zurück.“(Az.: 1 BvR 1726/23) | |
22 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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