Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Gegenwehr gegen Donald Trump: Eine neue Antifa-Heldin
> Bischöfin Mariann Edgar Budde hat Trump um „Erbarmen“ gebeten für die,
> denen er schaden will: queere Kinder und Geflüchtete. Sie macht Mut!
Bild: Bischöfin mit dem nötigen Mut: Mariann Edgar Budde
Einer nach dem anderen fällt um. Die Top-Manager von Tesla über Amazon,
Uber, Ford und Apple bis zu Meta sind alle vor dem US-Präsidenten Donald
Trump eingeknickt. Und zwar nicht nur in Form von enormen Spenden für seine
Amtseinführung, sondern schon im Vorfeld. Der [1][Washington-Post-Besitzer
Jeff Bezos untersagte der Redaktion eine Wahlempfehlung] für die
demokratische Kandidatin Kamala Harris auszusprechen, [2][Mark Zuckerberg
strich die Faktenchecker für Facebook und Co], und McDonald’s kehrte seiner
bisherigen Diversitäts- und Inklusionsstrategie den Rücken zu.
Doch diese Form der schaurigen Anbiederung hört nicht bei den
US-Unternehmern auf. Auch in der deutschen Politik finden sich immer mehr
Fans von dem Ultrarechten – und zwar nicht nur bei der AfD. Jens Spahn gilt
schon seit Langem mit seiner Nähe zum Maga-Lager als Trump-Versteher, und
auch Kanzlerkandidat und CDU-Chef Friedrich Merz [3][geht auf Kuschelkurs.]
In einem handgeschriebenen Brief gratulierte er Trump zum Wahlsieg und
erklärte es zu seiner Priorität, sollte er Kanzler werden, „mit Ihnen auf
ein neues Kapitel in unserer Beziehung hinzuarbeiten“.
Dass zwischen all den Arschkriechern Menschen standhaft bleiben und
Widerstand zeigen, ist in diesen Zeiten ein Hoffnungsschimmer. Deswegen ist
es auch nicht zu hoch gegriffen, wenn man die Bischöfin Mariann Edgar Budde
als antifaschistische Heldin bezeichnet.
Diese hatte im Gottesdienst nach der Amtseinführung in der National
Cathedral in Washington, D. C.nicht mit Kritik an Trump gespart, der mit
seiner Frau Melania, JD und Usha Vance zu Besuch war. Zum Ende der Predigt
sprach sie den Präsidenten direkt an: „Im Namen Gottes bitte ich Sie, haben
Sie Erbarmen mit den Menschen in unserem Land, die jetzt Angst haben.“ Und
sie macht konkret, wen sie damit meint: queere Kinder, die um ihr Leben
fürchten. Menschen, die in die USA eingewandert sind, und heute gute
Nachbar_innen sind, die neben einem in der Kirche, der Moschee oder der
Synagoge sitzen oder die im Restaurant oder Krankenhaus für die
Gesellschaft arbeiten. Kinder, die Angst haben, dass ihre geflüchteten
Eltern nun abgeschoben werden.
Nichts Besonderes möchte manch eine_r vielleicht sagen. Schließlich nutzen
Pastor_innen, Bischöf_innen und Priester ihre Predigten immer wieder für
politische Botschaften. Doch dem US-Präsidenten ins Gesicht zu sagen, dass
seine Politik menschenverachtend ist, erfordert Mut. Mut, den gerade nur
wenige beweisen.
Dass Budde mit ihren Worten Trumps Herz bewegen wird, ist zwar
unwahrscheinlich. Doch mit ihrer fast schon flehenden Bitte zeigt sie einer
ganzen Nation und darüber hinaus, dass es möglich ist, sich den Rechten
entgegenzustellen. Auch dann, wenn es mächtige Männer in politischen
Ämtern sind. Und das Wissen, dass Trump sich die Predigt mit versteinerter
Miene bis zum Ende anhören musste, ist vielleicht eine kleine Aufmunterung
für viele in diesen düsteren Zeiten. Denn einen Tumult in einem
Gottesdienst auslösen, das scheint selbst Trump ein zu großer
Konventionsbruch. Und so ist ihm auch nichts Besseres eingefallen als die
Bischöfin im Nachhinein als „fies“ und ihren Gottesdienst als „sehr
langweilig“ zu bezeichnen.
Bleibt zu hoffen, dass der Mut der Mariann Edgar Budde andere ansteckt. Und
zwar nicht nur in den USA. Denn auch in Deutschland braucht es die Kirche –
trotz ihrer schwierigen Vergangenheit und Gegenwart – im Kampf gegen rechte
und faschistische Kräfte als wichtige Verbündete. Wie das hierzulande
aussehen könnte, das hat Anfang des Jahres der katholische Pfarrer Martin
Garmaier aus dem bayrischen Erding vorgemacht.
In seiner Silvesterpredigt bezeichnete er Alice Weidel und Co als
„Verbrecher an unserer Gesellschaft“, weil sie den Anschlag in Magdeburg
für rassistische Stimmungsmache missbraucht hätten. Ein AfD-Mitglied hatte
daraufhin Anzeige erstattet. Dabei hat der Pfarrer eigentlich nur seinen
Job gemacht, oder was sollte der Widerstand gegen Menschenverachtung
anderes sein als gelebte Nächstenliebe?
22 Jan 2025
## LINKS
[1] /Wahlempfehlung-der-Washington-Post/!6044023
[2] /Mark-Zuckerberg-schafft-Faktenchecks-ab/!6058253
[3] /Deutsche-Haltung-zu-Trump/!6060004
## AUTOREN
Carolina Schwarz
## TAGS
US-Wahl 2024
Donald Trump
Schwerpunkt USA unter Trump
Katholische Kirche
Evangelische Kirche
Kirche
Schwerpunkt AfD
CDU/CSU
Emanzipation
Schwerpunkt USA unter Trump
US-Wahl 2024
Schwerpunkt USA unter Trump
## ARTIKEL ZUM THEMA
Die Kirche und die Union: Beziehung in der Krise
Die Positionen von CDU und CSU gehen immer weniger mit den ethischen
Grundsätzen der Kirchen einher. Ist es Zeit für neue Partner?
Gedenkfeiern für alle: Braucht es christliche Federführung?
Nach Anschlägen und Katastrophen wird der Opfer im kirchlichen Rahmen
gedacht. Mit Kirche haben die aber oft nichts zu tun. Zeit für säkulare
Gedenkfeiern!
US-Handelskonflikt: Trump zündelt gegen Europa
Der neue US-Präsident kündigt Strafzölle gegen die EU an – und droht auch
China, Mexiko und Kanada. Premier Trudeau wehrt sich.
Deutsche Haltung zu Trump: Verbiegen lernen
Wie geht man nur mit dem US-Präsidenten um? Wirft man sich in den Staub?
Kritisiert man ihn? Das hilft auf jeden Fall vorsorglich: ein
Massagesessel.
Trumps erste Amtshandlungen: Grauen in Hülle und Füller
Mit rund 100 Dekreten bringt Donald Trump seinen Umbau der USA ins Rollen.
Was steht in den Beschlüssen – und wie stehen ihre Aussichten auf Erfolg?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.