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# taz.de -- Kinotipp der Woche: Feld der Handlung
> Das Filmfestival „Unknown Pleasures“ zeigt Indie-Kino aus den USA
> inklusive Männlichkeitsperformances in den Catskills und Baseball mit
> Gefühl.
Bild: Noch einmal aufs Baseballfeld: Szene aus „Eephus“ (USA 2024), Regie: …
Während Sams Vater Chris mit seinem besten Freund Matt inmitten der
Catskills die drängende Frage diskutiert, ob Matt, über 50, selbstgerecht,
dauerwütend, untrainiert, einen Marathon laufen könnte, füllt Sam die
Wasserflaschen und rollt mit den Augen. Wenig später baut sie mit ihrem
Vater das Zelt auf, während Matt stoisch, aber ohne um Hilfe zu fragen mit
dem Gestänge kämpft. Sam (Lily Collias) erbarmt sich und hilft ihm. Als das
Zelt steht, eröffnet Matt seinen beiden Begleitern, dass er seinen
Schlafsack im Auto gelassen hat.
India Donaldsons Langfilmdebüt „Good One“ zeigt den Wochenendausflug der
drei zum Wandern und Zelten, zeigt das fortwährende verbale Gerangel
zwischen Chris und Matt und eine Reihe verbaler Fehltritte und Übergriffe
von Matt.
Donaldson schrieb das Drehbuch zu dem Film während sie die Pandemie mit
ihrem Mann bei ihrem Vater, dem australischen Regisseur Roger Donaldson,
und dessen Drittfamilie verbracht hat. Die Stärke von „Good One“ ist die
Alltäglichkeit des Gezeigten, sichtbar zu machen, wie unangenehm es sein
kann, männlichem Verhalten beizuwohnen, ausgesetzt zu sein.
Der Film feierte seine Premiere vor fast genau einem Jahr auf dem
Filmfestival in Sundance. Nun läuft er im Rahmen von [1][„Unknown
Pleasures“], dem Festival für unabhängigen Film aus den USA in Berlin. Das
Stammkino des Festivals, das Kino Arsenal, ist aktuell wegen eines Umzugs
in den Wedding geschlossen. Umso erfreulicher, dass die diesjährige Ausgabe
von „Unknown Pleasures“ diesen Umständen nicht zum Opfer gefallen ist und
stattdessen vom Arsenal [2][„On Location“] im Neuköllner Wolf Kino gezeigt
wird.
Sarah Friedlands Spielfilmdebüt „Familiar Touch“ zeigt die 80jährige Ruth
Goldman (Kathleen Chalfant) beim Übergang in eine neue Lebensphase. Obwohl
sich Ruth immer wieder jung fühlt, muss die demente Frau gleichzeitig ihr
noch junges Leben in einem Pflegeheim und auch ihre kognitiven
Veränderungen akzeptieren lernen.
Gedreht in einem echten Pflegeheim mit einigen der Mitarbeiter_innen und
Bewohner_innen in Nebenrollen, ist Friedmans Film ein eindrücklicher,
sensibler Versuch, den Übergang in immer neue Lebensabschnitte auch im
hohen Alter ernst zu nehmen.
In Carson Lunds Debüt „Eephus“ wiederum treffen zwei Amateurbaseballteams
an einem Herbsttag in den 1990er Jahren aufeinander. Das Spiel findet statt
auf einem kleinen lokalen Baseballfeld, das demnächst dem Neubau einer
Schule weichen wird. Der Abschied vom über die Jahre lieb gewonnenen Feld
bringt ein Ende von Routinen mit sich, das Erinnerungen und Emotionen
freisetzt.
Auch in diesem Jahr ist „Unknown Pleasures“ wieder die Gelegenheit, den
US-Independentfilm in seiner ganzen Bandbreite zu sehen – dieses Jahr auf
der kleineren Leinwand des Wolf Kinos, was dafür ein intimeres Setting
bietet.
8 Jan 2025
## LINKS
[1] https://www.arsenal-berlin.de/kino/filmreihe/unknown-pleasures-15-american-…
[2] https://onlocation.arsenal-berlin.de/unknown-pleasures-15-wolf-kino
## AUTOREN
Fabian Tietke
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