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# taz.de -- Sturz des Syrien-Regimes: Dank an Netanjahu?
> Das Ende des syrischen Regimes verschiebt die Konflikte im Nahen Osten.
> Der Iran und Russland sind die Verlierer. Israel könnte zum Gewinner
> werden.
Bild: Ein syrischer Oppositionskämpfer zeigt sich siegessicher aus dem Cockpit…
Es hat nicht an Warnungen gefehlt. Israel zündele an einem „Flächenbrand im
Nahen Osten“, äußerten diverse selbsternannte Experten nach Beginn des
Kriegs gegen die Hamas.
Die Töne wurden noch schriller, als die israelische Regierung sich zu einem
Krieg gegen die libanesische Hisbollah-Miliz entschloss. Sie erreichten
ihren Höhepunkt, nachdem zuerst der Iran Israel angegriffen hatte und
daraufhin Israel den Iran beschoss. Plötzlich bangten deutsche Autofahrer
um ihr Wertvollstes – das Benzin für ihre Tanks.
Und nun? Sprit ist reichlich vorhanden. Statt des viel beschworenen
„Flächenbrands“ im Nahen Osten ist das [1][syrische Assad-Regime] nach üb…
50 Jahren wie ein Kartenhaus zusammengeklappt. Wenige Tage genügten, um
eine hohle Herrschaft zu überwinden – etwas, das im 2011 einsetzenden Krieg
nicht gelungen ist.
Einen großen Anteil an diesem [2][zivilisatorischen Fortschritt] hat dabei
ausgerechnet Israel. Denn es war der Staat der Juden, der mit seinem
Militär gegen die wichtigsten Verbündeten des Diktators Baschar al-Assad
den Weg dafür bereitet hat, dass sich die Opposition in Syrien durchsetzen
konnte.
## Indirekte Effekte von Israels Krieg
Sowohl die Hisbollah als auch der Iran sind so geschwächt, dass sie nicht
effektiv auf der Seite ihres Verbündeten in Damaskus eingreifen konnten.
Russland ist in der Ukraine gebunden und ließ seinen Verbündeten im Nahen
Osten über die Klinge springen.
Ein wenig Applaus ausgerechnet für die Regierung Netanjahu wäre also
angebracht, wenn auch nicht zu erwarten. Ob Israel den Effekt ihres Krieges
gegen Hisbollah und Iran allerdings auch gewollt hat, ist eine andere
Frage.
Denn trotz des Bündnisses Assads mit den schiitischen Kämpfern im Libanon
und der Mittelmacht am Persischen Golf galt Assads Herrschaft in Tel Aviv
auch als berechenbar.
Zwar ließ Assad zu, dass der Iran seine Hisbollah via syrischem
Staatsgebiet mit Raketen fütterte, zwar entwickelte sich Syrien zum Kern
einer pro-iranischen Achse gegen Israel wie gegen konservative arabische
Regime. Doch Assad wusste auch allzu aggressives Verhalten seiner Militärs
gegen Israel zu unterbinden.
## Neue Führung in Syrien ist unberechenbar
Die [3][Kenntnisse über die neuen Machthaber] in Damaskus sind dagegen
ziemlich ausbaufähig. Ob die siegreichen Kämpfer der [4][Hajat Tahrir
al-Scham (HTS)] tatsächlich dem gewaltsamen Islamismus abgeschworen haben,
scheint letztlich nicht geklärt, auch wenn einiges dafür spricht.
Noch weniger ist über die lokalen Widerstandsgruppen aus dem Süden Syriens
bekannt, die sich dem Aufstand angeschlossen haben.
In Israel wird man Baschar al-Assad keine Träne nachweinen. Andererseits
bleibt es ein Horrorszenario, sollten islamistische Terroristen in den
Besitz von chemischen Waffen kommen, die bisher die syrische Armee gelagert
hat.
## Israel besetzt Golanhöhen als Machtdemonstration
Noch am ersten Tag des Herrschaftswechsels in Damaskus hat Israel die
UN-Pufferzone auf den Golanhöhen teilweise besetzt. Es soll zu Gefechten
zwischen israelischen Soldaten und lokalen syrischen Kämpfern gekommen
sein, und unbestätigten Berichten zufolge flog die israelische Luftwaffe
Angriffe auf unbekannte Objekte im Raum Damaskus.
Das sind nicht gerade vertrauensbildende Maßnahmen gegenüber den künftig
Regierenden in Damaskus. Sie sollen offenbar von Beginn an deutlich machen,
dass militärische Angriffe aus Syrien auf Israel keine gute Idee sind.
[5][Der Iran und Russland sind die großen Verlierer beim Sturz von Assad].
Ob Israel deshalb zum Gewinner wird? Ob sich das Nachbarland in Zukunft zur
Anerkennung des jüdischen Staates entschließen wird, gar zu freundlichen
Beziehungen? Das wissen nicht einmal die Experten.
9 Dec 2024
## LINKS
[1] /Machtwechsel-in-Syrien/!6051434
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[3] /Machtwechsel-in-Syrien/!6051434
[4] /Syriens-Rebellenchef-Mohamed-al-Jolani/!6055162
[5] /Syriens-Nachbarlaender-nach-Assads-Sturz/!6055196
## AUTOREN
Klaus Hillenbrand
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